…. aus dem büro nach hause gekommen, klopfte es an die wohnungstür. die nachbarin: „ich habe hier etwas für sie, selbstgemachter schlehenlikör mit honig gesüßt.“ ein kurzes, sehr nett nachbarschaftliches gespräch, in dem sie ihre hilfe für den umzug anbot. irgendwie mehrt sich die anzahl der personen, die hilfe anbieten, worüber ich mich sehr freue, eben weil diese angebote einfach so kommen, womit ich nicht rechnete, ganz ungewohnt ist das für mich. beim letzten umzug wurde mir auch hilfe angeboten, aber kurz vor dem umzugstermin verflüchtigte sich dann alles wieder: „du, ich kann nicht“, „tut mir leid, aber bei mir steht das und das an“…. dies einkalkulierend hatte ich das umzugsunternehmen bestellt.
hmm… es ist ein ganz eigenes gefühl, jetzt hier aus dieser wohnung aus dem schlafzimmerfenster zu schauen. letztes jahr um diese zeit hatte ich den beruflichen wechsel und den damit verbundenen umzug in diese stadt noch vor mir, stand genau hier an diesem fenster, sah dem tannenbaumverkäufer zu. es war kalt. nachdem ich den mietvertrag unterschrieben hatte, ging ich rüber ins bistro um in ruhe zu frühstücken. jetzt ziehe ich hier wieder aus, um mir ein zuhause einzurichten, das heimweh ist weniger geworden. ungewohnt ist immer noch für mich, auf straßen zu fahren, die nach sieben kilometern immer noch denselben straßennamen tragen, bin halt eine landpflanze.
um sieben muß ich morgen am schreibtisch sitzen… der tag wird lang werden, was bedeutet, daß ich mal wieder die stempeluhr bescheißen muß. mehr als 10 stunden dürfen wir nicht, mein chef erwartet morgen aber von mir, daß ich auch um 19.00 uhr noch im büro bin. das heißt, daß ich um 17.00 uhr runtergehe und stempele.. die restliche zeit dann auf manuellem wege unterbringe. viele mitarbeiter tun das, schon allein in der grundlagenentwicklung schlagen sich die leute in der entwicklung selbst, aber auch vor der präsentation eines prototypen die nächte um die ohren, offiziell macht das natürlich niemand. ein mitarbeiter der it-abteilung bekam heute einen richtigen einlauf. er tauschte letzte woche bei einem mitarbeiter in der entwicklungsabteilung einen rechner aus. ich wunderte mich über das doch hochwertige equipment, das da gut vier tage im treppenhaus rechts neben dem fahrstuhl lagerte, vor allen dingen auch noch über’s wochenende. drei rechner, zwei laptops, drei flachbildschirme, jede menge kabelsalat, teilweise aber auch neu aussehend, noch eingepackte kabel, telefone, ein akkuschrauber… so allerlei. heute endlich hatte ich zeit, nahm mir die rechner, schaute nach der inventarnummer, bekam so die zuordnung heraus. einer der rechner war der des mitarbeiters aus der entwicklungsabteilung, er stand die ganze zeit mit ungelöschter festplatte da einfach so herum, was einfach nicht passieren darf. die rechner dieser abteilung werden sonst immer gleich abgeholt, zum service gebracht, der, bevor verschrottet wird, alles auf den festplatten löscht. als ich hörte, daß auch die flachbildschirme verschrottet werden sollten, ging ich zum abteilungsleiter des einkaufs… der bekam fast einen anfall, klärte das, nun sind sie erstmal in verwahrung, werden sicherlich eine neue verwendung finden.
in mir ist immer noch diese ruhe, mich kann nichts erschüttern im augenblick. die arbeit geht mir leicht von der hand, fahre nach feierabend in diese wohnung, und packe immer wieder mal ein wenig. sortiere immer noch aus, überlege bei jedem stück, welches ich in der hand halte, ob ich es wirklich benötige, wundere mich, daß ich immer wieder etwas finde, was weg kann. aussortieren bedeutet immer, für neues platz zu schaffen. sich vom zuviel zu trennen, kann befreien. die letzten dinge, die bezug zur alten heimat haben, wandern auch in den müll, manchmal ist es nur eine kleinigkeit, aber sie kann weg, ich brauch sie nicht mehr.
geht es mir gut?… ja, es geht mir gut.