… ob ich zwei seiten habe. ich weiß ein innen und ein außen. mein außen sehen die menschen, die mir mal eben so begegnen, mein innen kennen nur die, die mir seit jahren gute freunde sind, aber es gibt da ja auch noch eine andere thematik. die fähigkeit der frau, sich von jetzt auf gleich völlig zu wandeln, wenn sie einen mann erobern will. ich sah das gestern abend, beobachtete es auch den ganzen abend. auffallend viele frauen, völlig durchgestylt… lachend ihre hüften wiegend, mit dünnen kleidchen, obwohl es arschkalt in dieser location war, schühchen mit hohen absätzen… obwohl der erdige grund auf diesem grund mehr als nur naß und glitschig war. ich fragte mich nach einer weile nach dem warum, sah meine freundin an: „wieso hier so viele aufgetakelte weiber rumlaufen?, das kann ich dir sagen. der eigentümer dieses gutes ist herr freiherr von ****, wirst sehen, wenn er den raum betritt, recken sich alle hälsinnen.“ „wie, die kommen hierher, allein in der hoffnung, daß er ihnen über den weg läuft?“ „es ist jedes jahr das gleiche schauspiel.“ es war uns eine freude, dies zu beobachten, in der pause scharrten die stuten nicht nur mit ihren hufen, sondern sich auch um ihn. wir gingen während der pause raus, nahmen einen kurzen weg über das gelände, um mit langem bein über eine absperrung zu steigen, um uns vor einem dieser feuerkörbe zu wärmen. man hielt uns letztendlich für tannenbaumverkäuferinnen, weil wir hinter eine absperrung geklettert waren, hinter der im dunkel viele abgeschlagene bäume aufgestellt waren. „was kostet denn ein baum?“ „65,– euro.“ „was?, so viel?“ „na ja, ein guter baum hat seinen preis, sie kaufen ihn ja schließlich nicht irgendwo.“ was uns noch belustigte, die menschen sahen, wie wir uns vor diesem feuerkorb wärmten, sahen die absperrung, kletterten aber nicht drüber: „bein heben“, brüllte ich. „aber das darf man ja nicht.“ „so?… wo steht das?“
als wir da eine weile standen, näherte sich mit einem male ein mann, voll bepackt mit holzscheiten: „vorsicht meine damen.“ wir grinsten, es war der freiherr selbst, der für nachschub sorgte. „sie machen das richtig, sie sind auch richtig angezogen, nicht so wie viele der damen da drinnen.“ „die kleiden sich ihretwegen so, wissen sie das nicht?“ er brach in schallendes gelächter aus. „so, so… es ist wohl bekannt, daß ich auf brautschau bin.“ er ging, kam wieder und brachte uns einen becher heißen fliederbeersaft, was wir sehr nett fanden, dann ging er wieder. meine freundin schaute mich an: „und?… wie findest du ihn?“ „hää?, wie soll ich das denn jetzt beantworten, ich kenn ihn doch garnicht.“ „na ja, ist aber schon etwas besonderes, als frau solch einen mann kennenzulernen.“ „wieso ist das was besonderes?, wenn der auf dem klo sitzt, hat er einen schwanz, hoden und ein arschloch, und die unterhose hängt auf den knöcheln, andere männer sehen genauso aus, wenn sie da hocken.“ „ich krieg die tür nicht wieder zu, mußt du immer so ausfallend werden?“ „wieso ausfallend, es ist doch so. wenn ich vorher weiß, daß ich einem berühmten mann begegne, takel ich mich nicht auf. du weißt, wieviel prominenz bei uns in der firma aus und eingeht, bei dir ist das doch nicht anders, verkleidest du dich, wenn du weißt, daß da jemand mit namen, viel geld und anhaftendem ruhm kommt?“ sie grinste: „nur dann, wenn ich auf der suche bin.“ „w i e du auch?, ich versteh das nicht, was lockt da so, erklärt sich eine frau dazu bereit, sich deshalb in solch einen mann verlieben zu wollen?, was ist das denn dann für ein verlieben.“ „na ja… die sicherheit, die finanzielle sicherheit die die frau dann hat, und mitunter steht einem ein solcher mann ja nicht schlecht zu gesicht.“ „jetzt krieg ich die tür nicht wieder zu. ich hielt dich bis jetzt für eine frau, die wert darauf legt, für sich selbst sorgen zu wollen.“ „tu ich ja auch, aber anders wäre es doch auch sehr nett.“ „ahja.., was impliziert, daß dir ein mann mit namen, reichtum und ruhm lieber wäre, als einer ohne das alles.“ „ja, das geb ich offen zu, würdest du keinen reichen mann haben wollen?“ „ich kann und werde mir meine pullover immer selbst kaufen, er sein, ich mein, anders kommt das nicht in frage. ob er geld hat oder nicht, interessiert mich doch überhaupt nicht, wenn ich liebe.“ „was hättest du getan, wenn der werte freiherr von **** dir seine karte gegeben hätte?“ „ich hätte sie dir gegeben.“
eine weile war stille zwischen uns, ich sah sie an: „kann eine frau sich völlig wandeln, wenn sie einen mann haben will?, geht er ihr auf den leim, auf den leim seiner illusion?. was oder wer sorgt dann eigentlich für die richtigen schmetterlinge, für die magenschmerzen, für die nervosität, für die kalten hände und füße…“ „dann sag du mir doch mal, wie du dich kleidest, wenn du zum ersten mal mit einem mann verabredet bist.“ „so wie immer, und…. ich geh grundsätzlich zum ersten date völlig ungeschminkt.“ „bist du irre?“ „nöö, ich will einfach nur erreichen, daß er einen kleinen anteil meiner einer sieht, ich will diese folien vor seiner brille nicht, die zieh ich ihm gleich wieder ab, damit er wenigstens richtig gucken kann.“ „aber er sieht dich doch sowieso nicht so, wie du wirklich bist.“ „stimmt, ich will es ihm ein wenig erleichtern… das sehen wollen.“ „und wenn er dann sehen kann?“ „das kann niemand, wirklich sehen. deshalb finde ich diese ganze auftakelei einfach absurd, sie vermittelt dem mann ein noch falscheres bild, als er es ohnehin schon hat.“ „ich glaub, das sind die hormone.“ „das kann gut sein, aber gerade, weil ich darum weiß, verhalte ich mich nicht so. meine hormone gehen schließlich nur mich was an.“
der abend wurde noch lang, die frage, wie berechnend frauen sein können, stand im raum.
habe ich zwei seiten?… nein. ich habe ein innen und ein außen, mehr nicht.
mein außen darf jeder sehen…
mein innen zeige ich nie gleich ganz, es ist aber auch nicht notwendig, es zu maskieren, dafür sorgt schon die illusion des anderen, sie allein erschafft das, was dann (er)scheint.
warum ich jetzt ein bild von mir einstelle?… weil’s zeit wird. ich steh zu dem, was ich tu. außerdem behauptete hier jemand einmal, ich sei verhärmt und verbittert, auch das ist eine illusion.