der umzug…

… ist gut überstanden. noch nicht alles am richtigen platz, aber das wird sich finden. die netzverbindung klappt nach anfänglichen problemen mit der firewall jetzt, die ständig aktive breitbandverbindung wurde von der firewall immer wieder als angriff definiert, ich mußte runterschmeißen und neu installieren, der lernmodus funktioniert. gestern war noch einmal der techniker da, schimpfte wütend vor sich hin, in seinem auftrag stand lediglich: „kabel- und antennenanschluß umlegen“, was ja so nicht stimmte. er bekam es hin, jetzt muß ich zwar den schreibtisch in eine ganz andere ecke des wohnzimmers als ursprünglich gedacht, stellen, diese lösung gefällt mir aber im nachhinein sehr gut, weil ich nun die möglichkeit habe, mir noch ein zweites sofa, welches ja ein schlafsofa für übernachtungsgäste sein soll, genau vor den schreibtisch zu stellen. dieses verschieben bietet mir nun eine zusätzlich zur verfügung stehende ecke im wohnzimmer, in der ich platz für meinen maltisch und die ganzen utensilien haben werde. dieser techniker war gestern so wütend, daß er schnurstracks durch mein wohnzimmer marschierte, die schnur vom alten telefon übersah, in dieser mit seinen füßen hängen blieb, das telefon vom schreibtisch riß. es schepperte derart, daß ich dachte: „nu ist es kaputt“, weit gefehlt, es funktioniert noch, allerdings habe ich jetzt eine richtig tiefe delle im parkett, 2,5 kg sind nun mal 2,5 kg. dieses alte telefon zwingt mich dazu, die telefonnummern wieder auswendig zu lernen, es ist ja nicht so wie bei modernen telefonen…. einfach auf den knopf drücken, und die nummer wird gewählt, nein, immer schön die wählscheibe drehen.
ansonsten fühl ich mich sehr wohl hier in der neuen wohnung. der schlaf der nächte hat definitiv eine andere qualität als drüben in der alten. ich wache erholt wieder in der früh am morgen auf, keine geschwollenen lider und hände, keine nächtlichen schwitzanfälle, keine kopfschmerzen, keine innere unruhe mit immer wieder aufwachen.
heute nochmal zu ikea fahren, mir andere schrauben zum fixieren der gardinenstangen besorgen. für zwei wände mußte ich tatsächlich den schlag der bohrmaschine anschalten, ich kam ohne nicht in den klinker. war alles dann doch ziemlich schnell erledigt, die gardinen mußten noch gekürzt und gebügelt werden, nun sieht es schon ein wenig wohnlicher aus. meine vermieterin will ich heute noch fragen, ob ich in der diele den putz anbohren darf. ich möchte mir gern über den eßtisch einen großen spiegel hängen… es ist kein fenster in der diele, nur türen, deshalb fehlt tageslicht, was ich verbessern kann, wenn ein spiegel über dem eßtisch das einfallende licht der terrassentüren aus dem wohnzimmer reflektiert.
ansonsten werde ich die nachmittägliche zeit des heutigen tages verdaddeln… brauch einfach mal raum zum nichtstunmüssen. zur maniküre will ich, meine hände und fingernägel brauchen professionelle pflege. einkaufen will ich auch noch, fahre morgen zu meiner freundin. werde kochen, die wäsche besorgen… und in ihrer wohnung ein wenig klarschiff machen. sie verbrachte die letzten tage in einem gelähmt tauben zustand. ihre mutter wird nicht mehr operiert. „maximal 4 wochen, wenn überhaupt“, lautet die diagnose des arztes. eine operation jetzt in ihrem körperlichen zustand will er nicht riskieren: „sie stirbt mir unter meinen händen weg“, was meine freundin mit: „was das beste für meine mutter wäre“, kommentierte. bis vor zwei monaten mit 60 jahren in einem ihr leben lang völlig gesunden zustand wurde das lungenkarzinom diagnostiert, welches sich später als metastase eines wirbelsäulentumors definierte. vorgestern den auch gefundenen tumor im kopf operieren wollend, stellten die ärzte jetzt metastasen an allen rippenbögen fest. ihr körperlicher verfall findet so unglaublich schnell statt, ihr kurzzeitgedächtnis funktioniert schon nicht mehr. am wochenende holen sie die mutter nach hause, sie soll dort sterben können. der hospizdienst, die pflege und die diakonie engagieren sich schon, ein arzt, der palliativmedizin praktiziert, ist auch gefunden, er erklärte sich zu den notwendigen hausbesuchen zu jeder tages- und nachtzeit bereit, was in einer großstadt heute keine selbstverständlichkeit mehr ist.
gestern abend saß ich hier auf meinem sofa, fragte mich, was ich anders machte, wüßte ich um einen raum von noch 11 jahren für mein leben zur verfügung stehenden zeit. in 11 jahren bin ich 60 jahre alt. ich nahm mir einen zettel, schrieb alles auf…. werde diese dinge umsetzen.
es ist immer wieder für mich ein so…. ich weiß nicht, wie ich das ausdrücken soll, komisches gefühl. in jenem raum stirbt ein mensch, im nächsten geht das leben einfach weiter. eine tür wird geschlossen, und sie bleibt zu. am frühen abend gestern mir eine neue laufstrecke suchend, stand ich vor einem hochhaus… 120 im halbdunkel beleuchtete wohnungen, in jeder sich ein völlig anderes leben abspielend, mit jeweils völlig anderen menschen, angehörigen, freunden. ich versuchte, mir eine schnittstelle dieser 120 unterschiedlichen universen vorzustellen, fand aber keine, sondern nur wände zwischen allen. eine ganze weile stand ich da, schaute mir das an, lief dann mit diesem gefühl, weiter.
von „exitus“ gibt es keinen plural, man kann nicht zwei mal sterben.