… heute. was einfach gut tut. in der früh um 05.15 uhr putzmunter aufgewacht, einen milchkaffee getrunken, eine zigarette, und noch eine geraucht. um 07.30 uhr wieder in die kissen gelegt, bis 11.30 uhr tief und fest geschlafen, der paketbote klingelte mich aus meinem schlaf. ein päckchen von meiner schwester, hab’s geschafft, es noch nicht zu öffnen. danach gab es den zweiten milchkaffee, ein frühstück… die badewanne ließ ich derweil voll wasser laufen. körperpflege war angesagt, ein schönes ganzkörperpeeling, danach jede menge rosenöl auf die haut, die füssis bekamen auch ihren anteil. dicke socken und der morgenmantel waren den halben tag meine wohlfühlkleidung. ein bißchen hier noch rumgeräumt, da noch was weggenommen, es dorthin gestellt, mir die wände perspektivisch angesehen, mir vorgestellt, wo welche bücherregale hinkommen werden.
mein bruder ist schon in dänemark, eigentlich wollten wir ja dort zusammen die weihnachtstage verbringen, was sich aber durch meinen umzug nicht realisieren ließ. ich fuhr auch heute nicht, wie vorgesehen, zu meiner freundin: „ich kann dich nicht sehen heute, ich muß morgen und übermorgen arbeiten, wenn du kommst, mich in deine arme nimmst, löse ich mich völlig auf… ich muß aber zusehen, daß ich bis morgen meine fassung einigermaßen wiederbekomme.“ ich verstand und akzeptierte es, wohlwissend, daß jemand der „nein“ sagt, manchmal doch lieber „ja“ sagen will, auch darüber sprachen wir. voraussichtlich wird sie bis sylvester bei der familie bleiben, die mutter wird morgen aus dem krankenhaus nach hause gebracht werden.
ich wollte, ich könnte so um meine mutter weinen, wie meine freundin um ihre. ich weiß, daß ich irgendwann erfahren werde, daß meine mutter gestorben sein wird. wie sich das anfühlen wird?… ich weiß es nicht, da ist nichts, was eine grundlage für wirklichen schmerz und trauer bilden könnte. auch meine schwester kam gestern wieder auf dieses thema zurück: „was wird sein, wenn ich eines tages die zeitung aufschlage und lese, daß sie gestorben ist.“ je länger ich gestern darüber nachdachte, desto weniger bekam die vorstellung davon eine form, da ist nichts, was ich greifen könnte, durfte ich früher schon nicht, nach ihrer hand greifen. lebensnot:wendig pragmatisch wie ich bin, fand die aussöhnung mit ihr ohne sie statt. sie war dafür nicht anwesend notwendig. es liegt an der kommunikation zwischen meinem kind-ich und meinem erwachsenen-ich, denn die mutter, die sich damals in meinem kind-ich verankerte, ist sie heute nicht mehr, also müssen kind-ich und erwachsenen-ich diese problematik miteinander klären, wenn die mutter zu einem wirklichen dialog nicht in der lage ist. ich weiß, daß ich nichts fühlen werde, wenn sie gestorben sein wird, noch nicht einmal hass oder wut. mitgefühl wird es sein, mehr n i c h t.
morgen und übermorgen muß ich ins büro, und bis zum späten abend arbeiten, dann werden die für mich ruhigen tage kommen, auf die ich mich so freue. mein bruder verstand nicht, daß ich heiligabend allein sein will: „aber du bist doch dann ganz einsam“, sagte er. „ich bin nicht einsam, ich hab doch mich.“ er kann eine solche aussage nicht nachvollziehen, meine schwester schon. meine tochter mag weihnachten nicht mehr, seitdem die oma gestorben ist, so ab 23.00 uhr beginnt der streifzug mit den freunden durch die innenstadt. sie kann die familie an diesem abend nicht lange aushalten, sitzt wie auf heißen kohlen, will am liebsten einfach nur geschenke bekommen, essen und dann stiften gehen. „vielleicht ändert sich das ja wieder, wenn ich eigene kinder habe“, sagte sie einmal.
ich selbst freue mich auf diesen abend. habe mir eine gänsebrust und eine entenbrust bestellt, werde einen serviettenknödel und rot- und grünkohl (grünkohl und gänsebrust ist nur gut) dazu breiten. der serviettenknödel ist lebenswichtig, damit man ihn am nächsten tag in scheiben schneiden, in butter braten… und mit ganz viel soße essen kann. genau, am ersten weihnachtsfeiertag wird adelig gegessen „von gestern.“ der baum steht auf meiner terrasse, er lichtert auch schon. ein geschenk für mich selbst ist auch bestellt, es wird vor weihnachten noch geliefert werden. es ist eine erstausgabe von simone weil, eine, welche ich mir nicht täglich leiste, und ich freue mich sehr auf zwei weitere bücher, die mir der weihnachtliche postbote, der hier übrigens in diesen tagen eine rote mütze trägt, bringen wird.
nach weihnachten will ich die alte wohnung noch reinigen, altpapier aus dem keller entsorgen, mein fahrrad zur reparatur bringen, am 29. die abnahme der wohnung mit meinem jetzt fast ehemaligen vermieter durchführen, damit das alles im alten jahr erledigt sein wird. silvester bin ich inzwischen abends zum essen, später an der binnenalster verabredet, ob meine freundin mitkommen wird, steht noch nicht geschrieben, es kommt darauf an, ob sie den vater allein lassen kann und will, der bruder wird auch dasein.
die beiden orchideen, die im wohnzimmer, nun zusammengepflanzt in einem topf auf dem boden stehen, scheinen sich einzuleben, die jetzt im badezimmer stehenden auch.
ich fühl mich wohl in dieser wohnung, diese ruhe tut mir so gut. ein kurzes stück straße, und ich bin in richtung norden in der feldmark, es fehlte mir so, die wiesen, der acker, der wald, endlich wieder ur:atmen.