da saß ich am heiligen abend…

… so zufrieden an meinem tisch und aß mein weihnachtsmahl. jahresrückblicke gefallen mir immer nicht, aber ich tat’s dann doch… das rückblicken. um die inhalte dieses jahres wissend, mir bewußt sein, daß es mir sehr gut geht, ich viel geschafft habe, den neuen job, die neue stadt, und mit der malerei, ich hätte es schon viel eher tun sollen, wieder begann. die krankheit meiner tochter überstanden wir gemeinsam, erst in fünf jahren wird sie als geheilt gelten, wenn bis dahin nichts mehr auftritt, die werte so bleiben, wie sie jetzt sind. ihr geht es gut, der aus dieser krankheitserfahrung nun andere blickwinkel auf ihr leben veranlaßte sie dazu, ihr leben umzukrempeln, auch sie hat einen neuen job, von ihrem freund trennte sie sich kurz und schmerzlos. „männer wollen angelogen werden, ich will aber keinen solchen“, sagte sie mir.
als ich nach dem essen für einen spaziergang vor die tür trat, fand ich eine kleine goldene tüte davor, ganz links auf dem fußabtreter war sie abgestellt. auf einem kleinen kärtchen mein vorname, ich weiß aber nicht, von wem.


der inhalt reichte für einen kleinen bunten teller, den es jedes jahr, auch wenn ich allein bin, bei mir gibt. apfel, nuß- und mandelkern, lebkuchen, eine mit nelken bespickte orange… weil sie so schön duftet, und einem allerlei, was eben auf solch einen teller gehört.
saß dann später auf meinem sofa, ein glas halb gefüllt. die letzte flasche dieses guten, schweren weines… der sich wie öliger brombeerschokoladensamt auf die zunge legt, schaute mich um, fühlte nach, und war…. einfach n u r zufrieden. eine schöne heilige nacht, nach harz duftend, leuchtend, und still. meine schwester schickte mir noch einen aus sternen gewobenen weihnachtsgruß. mein kind meldete sich auch kurz: „hab keine zeit, hab bis eben gearbeitet, jetzt gut gegessen, nachher machen wir uns leckfrisch… hab kopfschmerzen, nehm jetzt eine tablette und knall’nen cuba libre drauf. das koffein der cola, das vitamin c der limetten, der alkohol… wird wirken.“ „ja mein kind, ich wünsch dir auch einen schönen heiligen abend.“ „ach mama, du weißt, daß ich weihnachten nich brauch…“ ich sagte nichts dazu, weiß ja, warum sie weihnachten ausweicht. es geht ihr gut, das ist für mich wichtig.
gestern früh… (aber nicht vor 11:00 uhr, oder?) war ich zum weihnachtsfrühstück bei meiner nun ehemaligen nachbarin eingeladen. sie ist so lebenslustig, hat drei männer. „aber alle auf distanz“ lachte sie, „die distanz ist notwendig.“ ich mußte in mich hineinlächeln, einer ist der „geiger“, der andere ist der „musiker“, der dritte ist der „falsche kärntner.“ „wieso falscher kärntner?“ „mein in wien lebender geiger ist der meinung, daß ich mir den falschen kärntner ausgesucht habe.“ ich sah sie mir an, ihre augen lächeln ohne ende, sie sprüht vor lebensfreude, diese ist aber, wie ich weiß, von einem sehr ernsten hintergrund getragen.
danach ging ich hoch in die alte wohnung, säuberte den balkon, nahm den notenständer und die stoffe aus dem keller noch mit. heute hole ich den rest, fege die garage und den keller aus, einige stellen an den tapeten muß ich mit farbe ausbessern, zum schluß die fußböden noch wischen, dann kann am montag die abnahme erfolgen. am weihnachtsfeiertag solche beschäftigung?. ja klar, die straßen sind leer, ich kann gut hin- und herfahren, und… ich hab zeit, kann so das wochenende anders nutzen. will mir meine malecke einrichten. viel platz hab ich dafür nicht, aber es wird reichen, ich muß nur sehen, welche lösung ich mir mit dem licht einfallen lasse, aber die wird sich auch finden. um die regale und den tisch zu stellen, werde ich die bohrmaschine in die hand nehmen müssen, was sich an einem normalen wochenende besser macht, als an einem weihnachtsfeiertag. morgen will ich gegen den rat meiner schwester nochmal zu ikea fahren: „fahr da bloß nicht nach weihnachten hin, die leute tauschen entweder um, oder lösen ihre gutscheine ein.“ „na ja, ich stehe punkt vor der tür, greif mir das, was ich haben will, und bin wieder verschwunden.“ der tag heute und die kommenden tage der rauhnächte werden mit ordnen… und finden gefüllt sein. ich freue mich darüber, daß für diese nächte wenigstens ein bißchen frost angesagt ist. am zweiten januar will ich nach hannover fahren, wenn es ginge, würde ich mich teilen. zwei freundinnen, eine ehemalige kollegin, mein kind, meine schwester und mein bruder… für alle muß zeit sein, auch will ich zum grab meiner schwester (ja, es gab noch eine schwester) und meiner großmutter, übernachten werde ich bei meiner kleinen schwester, die mich um einige zentimeter ihrer körperlichen größe überragt.
zufriedenheit… gibt es ein größeres geschenk in der heiligen nacht?… ich glaube nicht. ich weiß, daß ich gerade in diesem jahr alles, wirklich alles, richtig gemacht habe. und, ich bin dankbar dafür, sehr dankbar, weil ich weiß, daß es menschen nicht nur in meinem leben gibt, denen es nicht so gut wie mir geht. in gedanken gebe ich einen teil ab, widme ihn den menschen, die es brauchen könnten, aber nicht nur in gedanken, daß kinderheim für körperlich und geistig schwer behinderte kinder, in dem eine freundin arbeitet, wird dieses jahr auch wieder den zehnten teil bekommen, wie jedes jahr. sie rief vor drei tagen an: „könntest du vielleicht schon?… einige kinder brauchen schuhe.“ ja, ich kann, auch das macht zufrieden. das ich das erwähne ist fern jeglicher selbstbeweihräucherung… von meiner eigenen zufriedenheit abzugeben, ist mir ein bedürfnis. gerade auch deshalb, weil mir bewußt ist, in welche soziale schicht ich geboren wurde. meine schuhe für den winter bekam ich jedes jahr von einem priester aus unserer kirche, er ging wirklich jedes jahr mit uns vier geschwistern schuhe kaufen, auch mein erstes fahrrad, ein weinrotes kleines hollandrad, bekam ich von ihm. die kleidung, die ich viele jahre trug, war schon getragen.
wie sich die arbeitsplatzsituation im büro die nächste zeit gestalten wird, weiß ich noch nicht. die kollegin arbeitet ab januar in der zentrale, sie ist versetzt worden, die freie stelle ist noch nicht ausgeschrieben, ich werde die nächsten wochen für beide chefs arbeiten müssen. wie sich das mit der tatsache eines 35stunden-vertrages vereinbaren läßt, weiß ich auch noch nicht.
habe ich vorsätze für das nächste jahr?… ja, nur einen einzigen: malen.