der jahreswechsel…

…. verlief einerseits ruhig, aber auch sehr intensiv. meine freundin konnte loslassen, brauchte stunden, bis sie sich wieder beruhigte, danach fühlte sie sich erleichert. zwischendurch kochte ich, sie kannte die persische zubereitung von reis nicht. „sofort haben will“, sagte sie, mit dem finger auf den reiskocher zeigend. „ist ganz einfach, drei tassen reis, drei tassen wasser, einen kräftigen schuß öl, salz und safran, 60 minuten einstellen, deckel drauf.“ die sich am topfrand und im topfboden am reis bildende kruste (tadig) aß sie fast allein, konnte garnicht genug bekommen. das lammfleisch, in seranoschinken gewickelt, vorher eine aus getrockneten tomaten, basikilum, rosmarin und thymian im mörser zu brei bereiteten paste darauf gestrichen, darauf dann das fleisch gelegt, alles schön eingewickelt. das ganze dann in eine gefettete schmorpfanne gelegt, angebraten, einen schuß weißwein dazu getan, allerlei gemüse drumherum gehäufelt (nicht aus dem rezept, das war meine idee), im backofen gegart, den bratensatz mit weißwein gelöscht, daraus die soße zubereitet. war lecker, und sehr gut… wie immer kochte ich für eine halbe kompanie: „kannst du mir mal sagen, wer das alles essen soll?“, fragte meine freundin. „dann hast du morgen noch was, mußt du nicht kochen“, antwortete ich. es war absicht, sie kocht im augenblick nicht für sich selbst, kann sich nicht aufraffen… „essen hält leib und seele zusammen, besonders unter solchen umständen.“ es tat ihr sehr gut, sich einfach an einen schon gedeckten tisch setzen zu können, die letzten tage bekochte sie den vater, den bruder und den rest der auftauchenden familie.
ich fahre morgen nach hannover. wie immer überfällt mich am abend, bevor ich fahre, diese traurigkeit. will am liebsten garnicht fahren, will hierbleiben, auch hab ich die tasche noch nicht gepackt. je näher ich morgen hannover mit jedem kilometer kommen werde, desto beschissener werde ich mich fühlen. meine schwester kennt dieses phänomen… wird es mir erleichtern können. mein bruder weiß nicht, daß ich komme. am samstag will er bei meiner schwester in der wohnung ein paar dinge in ordnung bringen, lichtschalter reparieren, lampen anbringen, auch ein regal und einen klapptisch. so werde ich ihm am samstag, wenn er bei meiner schwester klingelt, die türe öffnen, mein auto will ich vorher eine straße weiter hinstellen, damit er es nicht sieht, wenn er kommt. es werden schöne stunden werden, am abend wollen wir alle, wir geschwister und unsere kinder, in der großen küche meiner schwester gemeinsam essen. sonntag will meine schwester erst in die kirche, danach treffen wir mütter uns mit unseren töchtern, wollen gemeinsam spät in einem bistro in der innenstadt frühstücken, danach werde ich den nachmittag und den frühen abend mit meiner tochter verbringen. möchte mit ihr, wenn es dunkel wird, zum maschsee fahren und drei himmelslaternen steigen lassen. eine mit ihren wünschen für das neue jahr, eine mit meinen, und eine mit unseren gemeinsamen. sie weiß noch nichts davon. bevor ich am abend nach hause fahre, will ich mir die staumeldungen des elbtunnels im netz anschauen, ab anfang januar wird auf eine zeit von fast drei jahren, auch zu den hauptreisezeiten während aller ferien, immer abwechselnd eine röhre komplett gesperrt sein, außerdem ist schneefall angesagt. ich muß mal eine „nebenstrecke“ der autobahn auskundschaften, als ich letztes mal zurückfuhr, brauchte ich fast 4 stunden für die sonst knapp 1 ½, es ging einfach garnichts mehr.
lächeln mußte ich, der sohn meiner schwester hat sein einverständnis gegeben, daß „tantchen“ in seinem bett schlafen darf, was er sonst niemandem erlaubt: „aber sie muß ihr eigenes kopfkissen mitbringen, ich will nicht, daß sie auf meinem kopfkissen schläft.“ „tantchen bringt immer ihr eigenes kopfkissen mit, sie schläft nämlich nicht auf fremden.“ „das kann ich verstehen, ich schlepp ja mein kissen auch überall mit hin.“

nachtrag:
der kleine sohn der nachbarn klingelte heute wieder an meiner tür: „pielen“, sagte er, „da“, richtete seinen kleinen finger auf die große haustür. „du willst draußen spielen?, mit mir?“ „ja.“ seine mutter zog ihm eine dicke jacke, dicke stiefelchen, mützi und handschuhe an. es tat unglaublich gut, diesen jungen so lachen zu sehen und zu hören. die mutter später: „ich weiß nicht, wie du das gemacht hast, er wollte schon gleich nach seinem aufstehen bei dir klingeln.“ er sagt viva zu mir, wie mein kleiner bruder damals auch.