… über eine verhaltensweise von männern, die geschicke von unternehmen führen, leiten… wie auch immer. in meinen ganzen jahren als assistentin ist diese mir immer wieder begegnet, und ich frag mich, warum das so ist.
„sie haben mir meinen tageskalender heute nicht ausgedruckt.“
„wir sollen papier sparen. es ist für sie ein klick, sich an den rechner zu setzen, und ihr outlook zu öffnen, aber wenn sie ihren tageskalender weiterhin ausgedruckt in papierform haben wollen, druck ich ihnen diesen natürlich gern aus.“
„ja, ich hätte ihn gern weiterhin ausgedruckt.“
„ich hab meinen tee nicht.“
„da steht er“, mit fingerzeig auf die kanne, die auf dem sideboard steht. „ich hatte noch keine zeit, ihnen welchen einzuschenken. könnten sie das auch mal selbst machen, wenn sie sehen, daß ich an ihrer aufgabe sitze?“ „äh.. ja, natürlich.“
„wo ist meine bahncard?“
„die gaben sie mir nach ihrer letzten reise nicht zurück.“
„das kann ich mir nicht vorstellen.“
„schauen sie bitte mal selbst in ihre geldbörse?“
„ah… ja, da ist sie.“
„dann lassen sie sie gleich drin, sie brauchen sie morgen.“
„sie müssen mir sagen, daß ich an meinen schlüssel denke, wenn ich mein büro verlasse.“
„ja chef.“
„als ich heute früh das büro betrat, waren alle meine schränke geöffnet. sie sind dafür verantwortlich, daß die schränke abends abgeschlossen sind.“
„wie lange waren sie gestern im büro?“
„bis 22.00 uhr.“
„wann machte ich feierabend?“
„um 19.00 Uhr, was viel zu früh war, ich hätte sie noch gebraucht.“
„wie um alles in der welt soll ich um 22.00 uhr die schränke abschließen, wenn ich um 19.00 uhr das büro verlasse.“
„äh… ja, stimmt. aber sie tragen trotzdem die verantwortung.“
„ja, chef, aber nur so lange, wie ich anwesend bin. wenn sie die schränke abends um diese uhrzeit öffnen, tragen sie die verantwortung.“
„und wo ist der schlüssel? (die frage kommt auch dann, wenn er seit 10 jahren an seinem schreibtisch sitzt)
„in ihrem schreibtisch, ganz oben in der kleinen lade, ganz rechts im fach.“
„ich finde die visitenkarten nicht.“
„in der kleinen glasbox auf ihrem schreibtisch.“
„wo sind die ganzen visitenkarten meiner kontakte?“
„wie immer in der mappe im sideboard.“
„da steht die mappe aber nicht drin.“
„doch chef.“
„wetten nicht?“
„wetten doch?“
„gut, dann suchen wir jetzt gemeinsam.“
macht die schranktür auf: „ah… da ist sie ja.“ „da war sie auch vorher.“
„sie haben die geschäftliche telefonnummer des kollegen aus singapur auch bei seinen privaten daten eingetragen.“
„nein chef, hab ich nicht. ich übernahm diesen kontakt so aus den exchange-daten.“
„das müssen sie doch gemacht haben, ich kann mir nicht vorstellen, daß jemand das so anlegt.“
„wieso sind sie der meinung, daß ich das war?. machen sie mal ihr mailfach auf.“
„so, und nun?“
„jetzt suchen sie sich den kollegen, und gehen auf eigenschaften. die daten sind da so hinterlegt.“
was mich letzte woche aber gänzlich den löffel fallen ließ, war folgendes:
unsere personalabteilung ist umstrukturiert worden. neue abteilungen, mit neuen bezeichnungen… die mitarbeiter wurden gleich mit umstrukturiert, teilweise ein wechsel der posititionen, teilweise ein wechsel in andere abteilungen. also legte ich meinem chef einen neuen ordner an. ein register obenauf, mit den jeweilig neuen abteilungsbezeichnungen, den ansprechpartnern… die zu den einzelnen abteilungen dazugehörigen aktuellen themen, aber auch sogenannte dauerthemen aktualisierte ich gleich mit. also ein eindeutig beschriftetes register, mit den jeweiligen registerblättern, zwischen denen sich eben die aktualisierten themen und unterlagen befinden. mein chef schaut sich die mappe an, steht davor, wie der ochs vorm tor. tippt mit dem finger auf punkt 3 des registers, und fragt mich: „und wie finde ich das in der mappe jetzt?“ „na unter punkt 3.“ „da muß ich ja suchen, sie müssen mir die zahlen noch auf die einzelnen registerlaschen schreiben.“ „das tu ich nicht.“ „warum nicht?“ „weil sie nicht suchen müssen, sie nehmen ihren zeigefinger, und heben genau die auf der höhe herausragende registerlasche an, automatisch sind sie dort, wo sie hin wollen.“ „nein, das geht nicht, da such ich mich ja dumm und dämlich.“
eine andere thematik, die folgte:
ich sitz am schreibtisch, mit meinem schädel voll in den prozessen drin, da steht er plötzlich, weil zur mittagspause gehen wollend, im mantel vor meinem schreibtisch und guckt mich an. ich gucke ihn an, frage mich in gedanken: „was will er jetzt?“ er schaut mich immer noch an. „ahhh, chef sie müssen ihren schlüssel mitnehmen.“ „ich wollt ja nur mal testen, ob sie daran denken.“ ich hätte ihm eine klatschen können. da sitz ich da auf meinem stuhl, mein schädel geht sofort die letzten inhalte der zuletzt angekommenen mails durch, weil er immer fragt: „war noch was wichtiges?“, also ruf ich das, was mein hirn gespeichert hat, in diesem augenblick ab, gleichzeitig bin ich im nächsten meeting, überlege: „hast du alles in die mappe gelegt, sind wirklich alle aktuellen themen drin, hast du die statistiken auf falsche werte überprüft, schließlich will er sie ja präsentieren, ist die einladung drin, hast du an die agenda gedacht, paßt das geplante zeitfenster, sind zusätzlich zur agenda noch andere themen, die wichtig sind….“, in dem moment klingelt das telefon, der zweite chef erscheint in der tür: „können wir jetzt endlich essen gehen?“, ein kollege steckt den kopf in die tür: „ich brauch einen termin beim chef, möglichst kurzfristig“, dann sage ich meinem chef noch, welche rückrufe dringend sind, ganz hinten im schädel bin ich aber schon in einem meeting, welches am nächsten tag stattfinden soll, weil diesbezüglich kurz vorher einen anruf kam, in dem noch einmal eine terminbestätigung eingefordert wurde, was ich mit einem: „die terminbestätigung bekamen sie per mail am 6. april 2008“, beantwortete, weshalb dieses meeting eben auch in diesem augenblick seine kapazität in anspruch nahm: „das thema gab’s am 10.12. schon einmal, auch da referierte er, führte diskussion, welche präsentation war das, wo hat er die, auf meinem rechner ist sie nicht, also muß er sie entweder auf seinem rechner oder stick haben, es wurde gesagt, er bräuchte keine unterlagen, ich weiß aber, daß er immer welche, und wenn es die vom letzten meeting sind, mitnehmen will“, bin also voll in meinen überlegungen drin, und er steht da im mantel und will testen, ob ich ihn daran erinnere, daß er seinen schlüssel mitnimmt, nur weil er meint, daß ich dafür zuständig bin.
ist es immer noch so, daß in den schädeln der herren der schöpfung das frühere leitbild einer sekretärin existiert, welches lediglich diese für die unwichtigen dinge für zuständig erklärte? meine schwester sprach das gestern an: „früher reichte es, wenn sie gut aussah, lackierte fingernägel hatte, und den kaffee kochte, maximal steno und schreibmaschine wurde erwartet, es wird aber immer vergessen, wie komplex sich dieses bild inzwischen gewandelt hat. da kollidieren die erwartungen, die an eine solche position heute gestellt werden, mit dem früheren bild einer sekretärin.“ „der gedanke ist garnicht schlecht, was ich mich außerdem frage, ist, ob diesen männern die logik pragmatischen erkennens, und des daraus resultierenden handelns abhanden kommt. für mich ist klar, wenn ich das büro verlasse, daß ich meinen schlüssel dabei habe. wenn ich meine visitenkarten suche, weiß ich, daß sie vor meiner nase auf dem schreibtisch stehen, such ich die visitenkarten meiner kontakte, weiß ich, daß diese seit einem jahr in einem ordner in einem bestimmten schrank am immerselben platz stehen, such ich meinen schreibtischschlüssel, weiß ich, wo er liegt, such ich meine bahncard, weiß ich, daß sie in meiner geldbörse steckt, und ich bin dazu in der lage, in einer mappe mit einem beschrifteten register, die unterlagen finden zu können, ohne, daß die registerlaschen auch noch mit zahlen beschriftet sind. wenn ich auf meinem schreibtisch die kaffeekanne stehen habe, weiß ich, daß die dosenmilch in der nähe ist. ich verstehe einfach nicht, wieso so einfache dinge so schwierig sein sollen.“ „vielleicht schmeißt er das einfach alles aus seinem schädel, weil er an wichtigere dinge denken muß.“ „ja, daß überlegte ich auch schon, aber es muß doch irgendwann daß ergebnis von lernverhalten einer handlung abgespeichert sein, ein daraus resultierendes wissen, daß eben nicht die immer wieder gleichen fragen stellen läßt.“ „hi,hi,hi… das ist wie mit meinen kindern in der gruppe. da kommt ein junge zu mir, und sagt mir, daß seine mutter vergessen hätte, ihm sein turnzeug einzupacken.“ „was hast du geantwortet?“ „nein, du hast turnen, du hast dein turnzeug vergessen. wir probten das mehrere male, nach drei wochen kam die mutter eines morgens mit, sagte mir, daß sie garnicht wisse, was mit ihrem sohn los wäre, er würde neuerdings an alles, aber auch an wirklich alles denken. er mache sich jeden morgen laut gedanken… welcher tag ist heute, heute ist montag, heute habe ich turnen, also muß ich mein turnzeug mitnehmen, es funktioniert also. ich mach das mit allen kindern, da bin ich ganz hart.“ „was mir immer noch nicht das verhalten meines chefs erklärt.“ „naja, vielleicht haben mutter und ehefrau den mann versaut, den job des dienens voll erfüllt. ich erlebe das gerade mit der freundin meines sohnes. ich erzog ihn völlig selbständig, und sie fängt jetzt an, ihm die ganzen klamotten hinterher zu räumen. es ist das gleiche spiel…. morgens hat er seine geschmierte scheibe brot auf seinem frühstücksbrett liegen, da krieg ich voll die krise. er gewöhnt sich daran, und sie wundert sich in zwei jahren darüber, daß er garnichts mehr macht, spätestens dann geht die meckerei los, und er versteht die welt nicht mehr.“
wir sprachen dann noch eine ganze weile darüber. fakt ist einfach, daß mein chef den einfachsten praktischen ablauf eines handelns, daß ergebnis dieses sich immer wiederholenden handelns, nicht als wissen abspeichert, auf das er dann zurückgreifen kann. hat er einfach verlernt, einfach zu denken?, oder ist er zeit seines lebens von vorn bis hinten bemuttert worden, oder ist es einfach die meinung, daß ich dafür bezahlt werde.
diese verhaltensweise erlebte ich aber nicht nur mit meinem chefs, sondern auch auf kollegialer ebene:
ein kollege, der sich fünf jahre lang in meinem büro jeden morgen einen kaffee holte, stand vor zwei jahren vor dem schrank, auf dem die kaffeemaschine stand, hatte sich einen kaffee bereitet, hielt inne, und sagte einen einzigen satz: „die dosenmilch ist alle.“ er fragte nicht: „wo ist die dosenmilch?“, nein, er sagte: „die dosenmilch ist alle.“ „seit wann machst du dir jeden morgen hier einen kaffee?“ „hmm… seit 5 jahren?“ „und wo ist dann die dosenmilch?“ „im schrank?“ „ja… sieh mal an, und was macht man dann?“ schulterzucken… „man macht den schrank auf, nimmt sich eine der dosen, öffnet sie und tut sich ein wenig milch in den kaffee.“ „warum sollte ich das selbst tun, du wirst ja schließlich dafür bezahlt.“ der kollege durfte umgehend mein büro verlassen. „es ist dir doch wohl klar, daß du dir deinen kaffee künftig woanders holen kannst.“ „das hab ich nicht so gemeint.“ „doch hast du, du bist genau wie alle anderen der meinung, daß die sekretärin gerade für die niederen dienste bezahlt wird, und jetzt machst du die tür von draußen zu.“ „ich hab das wirklich nicht so gemeint.“ „du hast es aber gesagt, eine solche aussage stinkt mir inzwischen gewaltig, ihr seid alle der meinung, daß eine sekretärin für alles das zuständig ist, was ihr nicht zu tun gewillt seid. euer klopapier könnt ihr über den einkauf bestellen, und die dosenmilch selbst aus dem schrank holen, und… vor allen dingen, könnt ihr dem einkauf bescheid sagen, wenn ihr die letzte aus dem schrank nehmt, aber noch nicht einmal das tut ihr. euch wird nicht nur der hintern gepudert, man fragt euch vorher noch, welche farbe gewünscht ist, und jetzt raus…..“
„frau ****, die zimmertanne da unten, die steht viel zu dunkel, die müsste mal ans licht, und außerdem ist die ganz trocken.
nickendes „hmm…hmm..“
„frau ****, die arme tanne da unter der treppe, die braucht wohl mal dünger und wasser, und außerdem steht die viel zu dunkel.“
nickendes „hmm…hmm..“
„frau****, diese tanne da unter der treppe, die müsste da mal wegstellt werden, außerdem ist die ganz trocken..“
nickendes „hmm.. hmm..“
diese, oder ähnliche ansage bekam ich mehrere tage hintereinander, nicht einer kam auf die idee, den standort der tanne selbst zu verändern und sie zu gießen.