… die bäche und flüsse hier sind voll bis oberkante unterlippe. alles ist einfach nur naß. kalt ist es nicht, aber die feuchtigkeit kriecht in jegliche kleidung, wenn man sich draußen länger aufhält. gestern nachmittag nutzte ich, dem schlaglichtgewitter im kopf zum trotz die gunst der stunde, rupfte spring- und anderes unkraut aus dem boden, schaute, was da alles inzwischen so aus der erde wächst, und das ist nicht wenig. meine freundin hatte recht, als sie sagte: „warte erstmal ab, und schau dir an, was da im frühjahr beginnt zu wachsen, bevor du etwas pflanzt.“ sie kennt sich wirklich gut aus, kann die kurz braunen stripseln einer im herbst abgeschnittenen staude auf anhieb erkennen und sie benennen. viele büsche sind vernachlässigt oder unsorgsam geschnitten worden, viel totes holz dazwischen, dem kleinen schlitzahorn schnitt man gar eine ganze seite völlig weg. die rhododendren sind alle von der rhododendronzikade befallen, die eier, die diese zikade legt, überwintern in den sich im herbst bildenden blütenknospen, diese werden braun, wirken wie mumifiziert, man muß sie sorgfältig mit der hand ausbrechen, möglichst, bevor die larven im april schlüpfen. die zikade an sich, sieht wunderschön aus, aber sie richtet großen schaden an den pflanzen an. es reicht, sogenannte gelbtafeln in die büsche zu hängen, die zikaden bleiben daran kleben. ansonsten wächst so ziemlich alles in meinem garten. magnolie, schmetterlingstrauch, kirschlorbeer, schneespiere, kirschbäume, hortensien, efeu, bodendecker jeglicher art, eine phäonie und eine pfingstrose entdeckte ich, und flieder, ganze viele rosen, iris und lilien, bambus, ginster, johanniskraut, direkt an der terrasse noch eine blaubeere, die mein vormieter als „scheinhimbeere“ benannte, jetzt im augenblick strecken viele krokusse ihre blüten, traubenhyazinten, tulpen und narzissen die ersten blätter aus dem boden, aber auch märzenbecher, und sowieso schneeglöckchen sind schon da. ich werde meine vermieterin fragen, ob ich mir von einem bambus, der auf einem anderen teil des grundstücks wächst, etwas abteilen darf, das würde zwar eine sauarbeit werden, und ich müßte die rizomsperre selbst setzen, aber geld sparen. kleines gartengerät fand ich beim aldi im angebot, einen spaten, eine schaufel und eine schubkarre leiht mir meine nachbarin. ich will die steine um die terrasse neu anordnen, sie sind sind teilweise versackt, mehrere steine sind durch in sie gedrungene und dann in diesem winter gefrorene nässe gesprengt worden… man sieht richtig die kraft, die die steine auseinander brach. hinten auf dem hof ist ein ganzer haufen von größeren steinen, ich darf mir dort welche wegnehmen, um sie transportieren zu können, brauch ich die schubkarre. das erdreich um die terasse herum fällt völlig ab, ich will es auf eine andere ebene heben, und diesen bereich mit einer höheren steinkante abstützen, überlege, ob ich mir mörtel anrühre und mir einen richtig kleinen friesenwall baue, und in einer anderen kleinen ecke möchte ich mir einen steingarten anlegen. ich werde die kurzarbeitstage, die ich nicht im büro bin, gut nutzen können, und ich freue mich darauf, in der erde wühlen zu können. mein nachbar erklärte mich gerade für ver:rückt: „bei dem wetter im garten wühlen, nie im leben nich.“
gegenüber, auf dem schönen grundstück mit dem verzauberten garten, in dem dieses alte kleine haus schon so lange leer steht, tut sich was. die ehemals vor dem haus stehenden bäume, auch die große schöne tanne sind abgeschlagen, der garten wird von efeu befreit, der zaun erneuert… dieses kleine haus wirkt wie verhext… ich wartete jeden tag darauf, daß die türe aufgeht, aber die alte dame war seit mehreren jahren im altersheim, der sohn durfte nicht verkaufen, so lange sie lebte… nun ist es verkauft.
so… jetzt geht es wieder in den garten, das war eine verschnaufpause…