Vierter Tag vor den Kalenden. Dies nefastus publicus. Der Flora gewidmete Spiele [Floralia: Fest zu Ehren der Flora, der Schutzgöttin Roms und der Vegetation]. Es weht der Auster, fast immer mit Regen (Columella).
Mit dem Regen stimmt’s heute mal überein. Ob der Südostwind weht, verraten mir die fast reglosen Zweige der Lärchen allerdings nicht. Aber solange ich am Nachmittag in Terni die Stadt durchquerte, wobei ich mir einen extra weiten Parkplatz vom Ort der Verabredung wählte, blieb ich davon unbehelligt. Also die eine Lebensversicherung ausgelöst. Soweit zum Thema „sich selbst finanzieren“. Erst in dieser Woche werde ich wieder Rechnungen ausstellen können, die in etwa meinem Bedarf entsprechen. Aber das Geld wird erst in drei Monaten kommen. Und bis dahin würde sich andernfalls ein Loch ergeben. Arbeit ist genug da, um die kurze Woche eng zu machen. Denn auf die Verabredung mit T. morgen nachmittag in Rom möchte in ungern verzichten. Und auf dieses ihr Sich-Hoch-Vor-Mir-Aufrichten (da reckt man sich gleich selber mit). Dito auf das Schwarzgeld. (Wie sich dieses Wort plötzlich nach der Rückkehr von der Suppe verwandelt: Schutzengel (wie manchmal die Entfernung und die Beschäftigung mit etwas anderem den eigentlichen Gedanken finden läßt bzw. das Wort, das man bei einer Übersetzung manchmal vergeblich sucht, wie das Eigentliche sich am besten nicht sagen läßt… (denn das eigentliche andere Wort, das mir eingefallen war, mußte ich im Bornemann nachschlagen, woraufhin ich mich geweigert (eigersinn gaggin eigensinn minus mitsinn (in einer solchen Sprache ließe sich allerdings alles sagen, und auch wieder nichts (das eine ist das ganze, das alles ist)))))). Nachtflug mit Radar. Fledermäuse. Hier gibt’s gar keine. Hatte mich dabei so an ihre huschenden Schatten gewöhnt, die sich aus dem Dunkel der Eichen lösten (einmal verirrte sich eine in mein Arbeitszimmer). Doch, die Zeit auf dem Land hat mir einiges gegeben. An solchen Naturerlebnissen. Da ich sie, aus der Stadt kommend, bewußt in mich aufnahm und verarbeitete. Allein schon der schlichte pflanzliche Jahresablauf. Die Kindheit und Jugend auf dem Land hatte nicht dieses Bewußtsein des Besonderen, es war einfach das Gegebene. Nein, das Entfremdete, das nichts mehr mit dem Kirchenjahr, nichts mit der Arbeit des Vaters, bald auch nichts mehr mit den Erntehilfen beim mittlerweile mechanisierten Onkel zu tun hatte. Am Ende war’s eine Abgeschiedenheit, wie es auch hier geschehen ist. Es besteht am Ende doch keine Übereinkunft mehr. Mit der Natur. Man bleibt ein mehr oder weniger sensibler Beobachter. Bilder sammeln, wie mancher Briefmarken sammelt. Hoffentlich bei mir doch nicht so schlimm? Wie ich drauf gekommen? Fragt mich mein Blick nach oben auf die Flora…