Vierzehnter Tag vor den Kalenden. Dies comitialis. Die befindet sich im Sternbild der Zwillinge (Ovid und Columella).
Im Wartezimmer der Zeit der „mnemonischen Frostbeulen“ (Gegen den Tag (der Titel hat was für sich bzw. mich)), die Inconvenience schlafe nie, was übersetzt in „inconvenienza“ zu dem wird, was unschicklich oder unangemessen ist. Aber falsche Freunde sind solche Entsprechungen dann letztendlich doch. Kurz, das einzige, was ich mir dann angestrichen habe, waren diese Gedächtnisbeulen. Vielleicht als Knoten im Taschentuch für den Rotz der Erinnerungsweigerung, die proportional mit dem Erinnerungsschub zunimmt. Nicht daß ich mich groß an irgendwas erinnert hätte: die üblichen Szenchen aus dem kaputten Leben. Es scheint, die dem vermeintlich heilen Leben angehörenden Erinnerungen stoßen auf die Grenze einer nicht unmittelbaren Wiederholbarkeit. Vielleicht müßte hier die Quelle der Sentimentalität gesucht werden. Aber auch so ging’s mir nicht. Vielleicht ist es jetzt auch egal, wie der Tag verlaufen ist. Er ist schon in dem einen Gespräch untergegangen, das in der Jagd der Diana von Domenichino endete, und liegt in dem anderen schon weit zurück, das mir eine Verabredung für Samstag mit S. in Tuscania eingebracht: nationale Pferdeausstellung. Dorthin. Ich sollte mir ein paar Zuckerwürfel mitnehmen, mir die Hand vollsabbern zu lassen, wie aaaainst. An einem Dreißigmai. Zwölf Jahr’ schon sind’s. Aber das führt mich zu „mnemonischen Frostbeulen“, die heftiger brennen als Brandblasen. Was ich aber nicht weiß. Von Brandblasen weiß ich. Als wir mal als Kinder den ganzen Sommertag lang um’s Planschbecken auf dem Hof des Onkels tobten. Warm trat aus den angestochenen Blasen die angesammelte Flüssigkeit. Das ist aber eine falsche Erinnerung, eine durch neuere Blasenerfahrungen überlagerte. Und hat eher mit Blasen an den Füßen und Händen zu tun. Vor allem an letzteren. Durch Schraubenzieher, Sägen, Motorsensen. Mein Lhasa-Leben. Soll man nicht immer auch eine gute Tat berichten? Auf dem einen zentralen Parkplatz von Amelia spinnt der Parkscheinautomat. Es kommen gleich zwei Scheine heraus mit derselben Beschriftung. Einen von diesen schenkte ich dem jungen Mann, der auf mein Fertigwerden wartete. Das heimste mir dann noch einen freundlichen Blick auf der Post ein, die scheinbar das gemeinsame Ziel gewesen. Ich hatte eine kleine Steuernachzahlung wegen irgendwelcher fehlgelaufener Abzüge zu begleichen. War erträglich. Dann der Schweiß und das Händeschütteln im Supermarkt: die eine Familie, mit der wir mal Kontakt hatten, weil die Frau bei uns mal putzte, und der eine Tischler aus Rom mit denen verwandt ist, der auch mal für uns tätig war. „Du sagst es ja selbst. Es ist tatsächlich besser, du schreibt vorerst keine Mails mehr.“ O., gestern.