ich hab das studio auf klickbarkeit überprüft. ich schnalz mich weg. ich hatte spass. ich bin erschöpft. das situative, ich meine, ich denke, es gibt situationen, die nicht immer vermehrung heissen im leben. einige wenige, aber durchaus von bedeutung. in solchen situationen guck ich menschen ganz anders an. und da ich mich ja lange gar nicht vermehren wollte, muss ich wohlmöglich auch lange ganz anders geschaut haben. wenn die situation zb treffen und verpassen heisst, dann scanne ich mit einem völlig anderen blick, als mit dem feierabendsommerkunsthallensinglekaffeeblick, den hier die spanier neben mir drauf haben. vielleicht gehöre ich aber auch einfach zu den analogen modellen. kann immer nur eins nach dem anderen. nix multispaßking. wenn dabei dann trotzdem das rote lämpchen angeht, dann heißt die situation ausnahme. wenn das rote lämpchen dann nicht mehr abzuschalten ist und jedes mal angeht, dann ist die situation über ihre situation hinaus besondere ausnahme und kommt sehr selten vor. darf das sein. hm. es ist. da muss ich nicht um erlaubnis fragen, oder?
den tag begann ich mit ‚kontrolliert‘, goetz hat mich ein wenig gerettet, als ich mich noch etwas unwillig von hietzing aus zum orf machte: „Natürlich macht das Radio sich keine Vorstellung, was alles diese Worte in einem Hirn aus lösen können, auch wenn das Hirn vom Radio nicht gesteuert wird, obwohl die Radiowellen, auch wenn man das Radio aus schaltet, trotzdem in genau der Luft sind, die man dauernd atmet. Und sich selbst kann man leider nicht, nicht einmal im Schlaf gescheit aus schalten.“ und dass das denken in wirklichkeit natürliche schau der musikalischen idee sei und wie diese prosa rhythmisch spult, das gefällt mir sehr. man will das alles umbrechen. erste auflage 1991. da war ich 21. mit 21 war ich froh, wenn man mich in ruhe ließ. mit 21 fiel es mir viel leichter völlig autistisch dinge zu tun als heute.
neben sich liegen, sich zuschauen, wie man neben sich liegt, gar kein daben! pardon daneben… dabbene! fehlte noch. die verschreibkunst. das eigene ist nicht hinterfragbar und begreifbar. solange das andere nicht hinterfragt und begreifbar wird. immer haust wo irgendwer. keiner guckt rein. fenster. hat jedes seine häuserfront. anna häuslers aussage sagt mir, daß ich ein geworfener. vielleicht hätte ich genauso reagiert mit einem festen partner. jeder ist sein eigener autista – meint auch ‚chauffeur’. alice und arno. schönes bild! wie war das bei pasolini? wir leben in der projektion?
ich meine ja doch oft nur, man muss sich doch hier nicht gegenseitig missionieren, von dem, was sich dem ein oder anderen in nicht geringen teilen doch auch oft so ‚zugelost‘ hat, um mal goetz zu sprechen. was ich ja oft doch nur sagen will, ist, vielleicht ist nicht alles immer so von vorn bis hinten und ganz und gar selbstgewählt, vielleicht hatte man einfach mal glück oder pech, und da muss man sich nicht aus allem einen stiefel der hochgeschnürten selbstbestimmung schustern, auch als dichter nicht, und schon gar nicht muss man ja andere davon überzeugen, dass dann these boots are for walking gemacht sind, es gibt frauen, die können in sowas laufen, mich muss man darin fahren und damit sitzen lassen, wenn man mit mir gehen will. da kann man nicht wie herr springstein singen, baby, ick weeß, du biss keine beauty, aber dits ok für mich, und nu spring ma uff den sitz hier, aber zackig, weil, dit iss de letzte chance, jetzt ma in real zu machen vor der letzten ausfahrt und wir müssen noch tanken. ich muss mir dann einfach auf die lippe beißen. was aber natürlich daran liegt, dass ich mit einem mann lebe, der mir nicht nur liebhaber ist, oder vater meiner ungeborenen kinder, sondern eben auch der freund fürs leben, den ich nie mehr missen möchte. und angesichts dessen, ja, muten viele geschlechtergrenzziehungen für mich etwas seltsam an. und, shit, nicht an pasolini erinnern, ich bin froh, dass ich wenigstens mit der unterstützung der tonmeister, natürlich gleich auf klickbarkeit überprüft, aber arbeit geht vor, mich gut durchs studio, pro tools und text gebracht fühle. morgen noch einmal. feinschliff. dann steht mein erstes radiokunststück für den orf.
Ärgerlicher Stromausfall (wär’s wenigstens aufgrund eines heftigen, Kühle bringenden Gewitters, aber so…)! Also rekonstruieren, nein von vorn anfangen: Es gibt Leute, die in Fornole wohnen, und Leute, die nicht in Fornole wohnen. Fornole liegt zwischen Berg und Tal. (Bis hierhin war ich, den Rest von vorn). Man schaut rauf und runter. die Horizontale ist nur eine gedachte Luftlinie (nicht zu verwechseln mit linea aerea, denn das ist die Freileitung, die den Strom bringt, der gerade ausgefallen ist). Ich bin so ein Mutatis mutandis, daß ich gar nicht mehr weiß, wo ich die Grenzpfähle hinsetzen soll. Wahrscheinlich will ich gar keine setzen und einfach nur im Niemandsland herumlaufen. Geht auch wieder nicht ohne Grenzpfähle. ‚Zugelost’ gefällt mir. Mal stand ich auf der Seite, nun guck’ ich von der andern. Kommt mir alles bekannt vor. Meine eigene Projektion der Bargfeld-Utopie. Die dann verlorende Projektion. Der andere Blick. Gar nicht mit vergleichbaren Konsequenzen. Einfach nur als Nachvollziehbares. Drum mein Danebenliegen. Missionieren, nein das mag ich auch nicht. Ich hoffe nicht, daß meins so gelesen wird. Wahrscheinlich hatte ich eher den Verdacht des Missionierens bei Ihnen. Drum mein gelindes Dagegenhalten und gewolltes Danebenliegen, mit dem „dabbene“ (rechtschaffen), eine Qualität des 19. Jahrhunderts. Enge und Weite. Stolz und Vorurteil. Von Pasolini kein Wort. Bin nur gespannt, was daraus geworden sein wird. Sehr.
nein, sie sind hier wohltuend fern von missionierung. ich stehe sozusagen auf der seite der gegenmissionierung, aber mit missionarischem eifer. immer, wenn hier mal wieder jemand sagt, das ist die natur der dinge, dann sage ich, bitte, was genau ist die natur der dinge und gehört das und dieses und jenes nicht auch zur natur der dinge. ist natürlich genau so dumm, weil stabilisiert die meinung von der natur der dinge, statt für die schwankungen zu sorgen.
ich denk aber, mann und frau ist im einzelfall doch ein variables programm. wie bei pro tools, man kann von dem wählen, von dem man sich ein image verspricht, mit dem man sich gut fühlt. wenn mir aber jemand zb sagt, du musst das reproduktionstool anwählen, das kann man nicht ausschalten bei dir, etwa, dann sage ich immer wieder, nei-hein, muss ich gar nicht, guck, schon ausgeklickt, für heut. so eine frau und so ein mann ist ja echt ein hochkomplexes interface. gut, ich gestehe, es gibt ein paar programme, die laufen vielleicht bei allen mit, aber jeder dreht zuweilen schon auch selbst an den reglern, um sie dorthin zu positionieren, wo man sie haben will. der wille zur selbsterschaffung scheint nicht weniger in der natur des menschen zu liegen, als eine fremdbestimmte kreatürlichkeit.
teil der lösung, oder teil des problems ist die falsche perspektive, dazwischen gibt es mehr als nichts.
und, oh, das futur 2, ich bin ein gegner des futur zweis, wie man sich denken kann. hier und jetzt. hic et nunc. und, vamos ver. das geht sich dann schon aus. wie hier die tonmeister zu sagen pflegen.
Das gebe ich zu, daß der Futur 2 eine die Perspektiven verschiebende Zeitebene ist. Und fast bin ich froh, daß Sie ihn nicht mögen. Denn der einzige wichtige Futur 2 in der Literatur, der mich von Anfang an beeindruckt hat, wäre „Wenn ich mich getötet haben werde“ von Hertha Kräftner. Der Vorsatz als das Vollendete. Fast schon wie eine Ethik des Vorhabens, um die bzw. um das es kein Herum gibt. So Pakte halt. Pakte : Paket. Also Paket-Annahme: „Nehmen wir mal an, daß…“. Und man fängt an zu spintisieren.