Gestern Abend, man muss wohl sagen: Nacht, dann noch eine weite, schwere Diskussion mit ***. Noch ein Mal, dass ich nicht begriff, was hier eigentlich Kunst ist, Kunstfigur. Beinahe noch ein böses Missverständnis in die Welt gesetzt, das ich heute Morgen noch schnell ausräumen konnte. Puh wischte ich mir den Schweiß von der Stirn.
Als ich neun Jahre alt war, wurde ich jede Herbstferien zu einer Tante im Schleswigholsteinischen geschickt, die Pferde besaß. Wir ritten diese halb wilden Tiere ohne Sattel. Oft klatschte mir der Regen ins Gesicht und stob mir der Matsch um die Ohren beim Galopp um die Karpfenteiche eines Nahe gelegenen Guts. Es gab jedes Jahr Fohlen, und so saßen wir immer wieder auf jungen unerfahrenen Pferden. Als einmal ein anderes Pferd seinen Reiter abwarf und durchging, preschte mein Pferd hinterher. Ich wusste, beide Pferde würden nichts anderes tun, als nach Hause zu laufen, und so krallte ich mich in die Mähne und hielt mich oben. Für den Tag war ich Heldin. Weithin akzeptiert, dass ich nun zu denen gehörte, die in der „großen Galopp“ reiten durften. „Warum“ fragte ich gestern auch *** „macht das Leben immer diese Dinge mit einem, warum wächst man am allermeisten an dem, was einem das Leben zumutet“? Er hob die Schultern, Handflächen nach oben „es ist aber bei allen so“.
Nun sitze ich schon wieder auf so einem Pferd. Es galoppiert und ich sitze drauf, aber anders als damals kralle ich mich nicht mehr nur in die Mähne und versuche oben zu bleiben. Heute greife ich nach den Zügeln und bringe das Tier wieder unter Kontrolle. Noch etwas ist anders, heute sind meine Schenkel vom Reiten nicht mehr wund wie damals nach diesem wilden Ritt. Heute passierte etwas anderes, es traf mich genau zwischen den Beinen und schob sich vor einer Pfählung gleich bis hoch zu meinem Herz. Ich werde *** fragen, ob er diesen Pflock ziehen kann, er wird dabei mein Herz halten müssen, denn es könnte sein, dass die Wunde sehr stark blutet, aber ich glaube, das weiß er schon.