Hundert Prozent Luftfeuchtigkeit in der U-Bahn. So ein Schweiß-Wellchen stur noch in Lederjacke im T-Shirt-Strom (um die Hüften gebundene Jacken und Pullover) mitten im provisorischen Termini-Labyrinth wegen irgendwelcher Umbauten. Jedenfalls unmöglich, die ganzen Rechts-Links-Bewegungen im Kopf zu rekonstruieren. Dann bis zur Endstation Battistini, wo ich es vorzog, die vier Bushaltestellen zu Fuß zu gehen. Wie sie sich ähneln, diese römischen Trabant-Stadtviertel. Gommista, Bar, Lavanderia, Sportplatz, Kirche, Stichstraßen mit kettengesicherten Parkplätzen der Hausbewohner, den orographischen Gegebenheiten folgende, sich lang hinschlängelnde Straßen. Denn: Ich sei heute beim Implantologen gewesen. Zum ersten Mal habe mir ein Arzt gesagt, ich riskierte mein Leben! Sic! Wobei er die Paradentose und den Zahnstein gemeint habe, wie das alles im Blutkreislauf ende und die Herzkranzgefäße beeinträchtige, also Infarktgefahr. Daß ich mich doch dagegen hätte verwahren sollen, vor solch einer verbalen Todesandrohung. Aber dann wurde ich kleinlaut und willigte ein in: „Also nächsten Donnerstag geht’s dann unter das Zahnfleisch mit ‚mikroskopischen’ Methoden.“ Als er „nach Hause“ kam, war MM gerade dabei, mit dem Kochen anzufangen. Der gußeiserne Ofen war geheizt. „Magst mitessen?“ Ich hatte ihm nämlich die Süddeutsche mitbringen sollen.
Ein Blitz machte mich blind, ein fürchterlicher Lärm erschütterte meinen Magen.
Der Doktor war nicht mehr da. Die Stimme meines vor zwanzig Jahren gestorbenen Vaters rief mich aus einem nahegelegenen Zimmer.
Das war leer. Eine alleinstehende Eiche wohnte darin, die der Sturm durch und durch rüttelte im Scheine unheilvoller Blitze.
Die Stimme rief aus einem anderen Zimmer, aus immer weiterer Ferne. Ich lief die Flucht der Zimmer entlang, die alle gleich waren und alle von einer alleinstehenden Eiche bewohnt waren, mitten im Unwetter, der Stimme meines Vaters folgend, der vor zwanzig Jahren gestorben ist…
Besorgt um mein Verschwinden, begann der italienische Konsul, in Zusammenarbeit mit dem lokalen Polizeipräsidium Nachforschungen anzustellen. Sie fanden mich am Fuß einer Eiche. Das Unwetter hatte sich gelegt. Eine strahlende Sonne tauchte den Wald des Doktor Mikalis in Licht. Ich war ohnmächtig geworden, aber gerettet. Alberto Savinio: Domestica selva, in: Achille innamorato
Dann fuhr der Zug aus dem vor dem Bahnhof Orte gelegenen Tunnel heraus, und ich begab mich zum Ausstieg.
Hi BL, nice to meat you again! Die parallaliepost vom 13.10. (Lob des Tod) gefällt mir, trotz Radhausgeleut. Mit Mikroskopen konnte ich nie gut umgehen, da von Natur aus zu bäurisch, weil ich Bauern ja sehr mag. Ich schau öfters mal in Ihren eigenen Blog rein (gibt’s da auch Ron Hubbardverweise?). Der Titel ist ja was für Numerologen.Erstmal wirrd ich aber die letzten Heidelbeeren von meinem hellen Regenmantel hier abschütteln wollen. Schade, daß so Flecken ewig bleiben:
In einem Mail an Norbert W. Schlinkert schrieb ich heute u.a.:
(Beim Gehen lernen)
In der Dsch existiert kein Apex, will sagen des Hausherrn Haltung. Vorgeschoben durch das Bild einer ewig gefährlich & gefährdend wabernden Landschaft, in die sich Gäste wie in ein Spinnennetz „ verirren“ fällt alles auf den Bloginhaber zurück,was er an Gruben für die „Opfer“ gräbt. Nun sind ja Opfer auch Täter, vielleicht vermeintliche Opfer. Aber das ist wieder ein apexloses Sumpfgebiet bis hin zu Figuren wie Abel. (Adorno & die Poesie, Adorno & der Jazz (Minima Moralia/ Parva Aesthetica – eine lange Kette, die sich hieraus bilden könnte). Wieder im Tierreich: Eine Spinne vertilgt ihr Opfer (ihre Nahrung) auf der Stelle. Sie jagt es vor dem Verzehr nicht zum Gaudi (anderer Spinner) mit Gedöns übers Netz, auch nicht nach dem Verzehr. Im Tierreich existiert & schimmert kein Stück Stasinatur. Beobachtung ja, auch aus dem Hinterhalt, aber selten wird gequält, so wie in geheimen Kellern des IG-Farbenkomplexes durch den CIA geschehen. Zwischen einem Haus in der Gutleutstrasze in Ffm und der vis a vis gegenüberliegenden ehemaligen Lehrerzentrale eines hessischen Verbandes (bis in die 90er) wurde im 3.Reich ein Geheimgang „kreiiert“, da nämlich der spätere Lehrerkomplex zu Zeiten Hitlers als Frankfurts Gestapohauptzentrale diente. Das war, als die Taunusanlage noch Adolf-Hitler-Allee genannt wurde, ja, sowas gabs mal in Ffm (Schindler wohnte später nicht unweit Am Hauptbahnhof 4). Durch diesen unterirdischen Gang wurden Juden & andere deportiert (gehheim) in diese Sammelstelle, bevor es abging. Der Gang diente gelegentlich auch Nazischergen dazu, unbeobachtet zu bleiben. Ein System mit Geheimgängen, Decknamen, Verwirrspiel, Spitzel, Provokationen (Frühe Nächte, Noman Mailer), Freundchen hinter die Schliche zu kommen, Personen auf die Streckbank zu bringen, Dschungel pur & dies hat mit Dusch-Gel reichlich wenig zu tun. Ausser, dass Duschen was mit „reinkriegen“ zu tun hat. Es gibt im öffentlichen Leben jeder Gesellschaft Figuren, die protzig ihre reine Weste rausstrecken, ja müssen, um (weiszer) Schweiszschaum auf dem Kamm der (modischen) Wellen zu bleiben. Da ist der ewig integre amerikanische Präsident mit seinen ScherGen, der ewig integre erfolgreiche Schriftsteller mit seinen Sekretärinnen, seinem burschenschaftlichen Management. Solche Figuren müssen sich permanent angestrengt in der Öffentlichkeit auch mit perfiden Techniken aufbauen, um durch Sanktionen gegen Schurkenstaaten zB von ihrem Waffenhandelsmonopol abzulenken, will sagen ihre reine Weste zählt & sonst garnichts (auszerr dem blöden Geld). Da wird schon mal eine „Achse des Bösen“ aufs Tablett zitiert, um die Herde, brrrr, zusammenzupflocken. Ja, so idiotisch läuft es. Verrat ist da auch zuhause. Und wenn das Geschäft mit der Angst abzuflauen droht, dann gibt es ja CIAtavare, die mal kurzerhand ein Schiff versenken (wobei dann schon mal ein Collaterralschaden entsteht, drei, zwanzig, oder 56 ist doch egal) und diese fingierte Aktion den bösen Buben in die Tasche steckt. Ja, die sauberen Phillister von Phillips und zu BASF, BP. Um die Ecke der Gutleutstrasze in Ffm ist die Wilhelm-Leuschner-strasze. Der Sozialdemokrat wurde für seine Vergehen gegen den, Siewissenschon, geschlachtet. Der „Künstler“ A.H. verfügte 1944 eigens darüber, dass „diese Scheißkerle“ ( sagte der Schnauzbärtige / man tut, was man muß) mit Klaviersaiten an Fleischerhaken erhängt wurden, jawoll! – so steht es (auch) im Buch „Gedankenhotel“ (1994) des Künstlers A.H. und dessen moderner Interpretation von 4’33”.
Hexenjagden, aristokratische Hetzyachten sind ein Klacks dagegen und zum Chapeauklack (garniert mit flimmernden Rancunen) gehört immer auch ein nobles Cigarillo (am langen Stil, dann werden die sauberen Hände auch nicht wie die von Celine, MM).
Das neue Buch von Hettche (Die Liebe…) habe ich noch nicht gelesen. Allerdings, was ich so darüber gehört habe – Hettche mochte ich schon immer –, zum Thema: Väter gibt’s ja Milliarden, Ficken kann jeder aussehrfarinelli. Und wenn es auch nicht so ganz gelingt, den Traum der bürgerlichen Kleinfamilie aufrechtzuerhalten (bei aller Kraftaufwendung), so bildet dieser Traum eine Art Apex für alle möglichen Gefühle, Sehnsüchte, ja auch Auswüchse (grosses Terrain). Die, die sich diesen Traum nicht aufrechterhalten können – aus was für Gründen immer – würde ich ungern als Versager, Schwächling o. ä. brandmarken, obwohl ich auch Verständnis dafür aufbringen kann, wenn Liebe mitunter an Besitzanspruch gekoppelt ist: Nicht nur in Koreanord geht man über Leichen, um dem ach so wichtigen Eigenblut fortgesetzte Vorherrschaft zu gewährleisten. Genug davon.
So weit erstmal, Grüße aus den südkoreanischen Bergen,
Schmerz Ich kann ihn, den wilden Schmerz, lieber Alfred, gut nachvollziehen. Diese Zurückweisung (in Form und Inhalt) hinterläßt eine Wunde, die nur mühsam wieder heilt. Aber, so rufe ich Ihnen zu, sie heilt. Sehen Sie sich unsere gemeinsame Freudin MelusineB., auch sie erfuhr in ihrer Zuneigung eine schmachvolle Zurückweisung, ausgerechnet sie, der doch als Muse des hoffentlich bald erscheinenden Kapellenromans höchste Bedeutung zukommt. Sie hat sich zurückgezogen, aber kurz nur, ist über RedAn wieder ins Gespräch gekommen und weiß doch jetzt trefflich – als stolze Mutter – den “stolzen Vätern” die Leviten zu lesen (und zwar an Ort und Stelle). Sie, lieber Alfred, warten gar nicht erst lange, sondern suchen über Herrn Lampe den Weg zurück. Schade nur, daß Sie all Ihre herrlichen Repliken gelöscht haben: dass macht mich ein wenig traurig und i h n zu Recht ungehalten. Ihr “Umweg” und seine Rigerosität finden meine vollste Achtung: Ihre Edith
@ Edith Hi, Sie sind wahrscheinlich schon lange Gast auf diesem Terrain, was mir nach allem nicht ganz leicht fällt zu verlassen, gebe ich zu.Mit Ihnen hatte ichs hier auch arg getrieben, sorry, aber wie zuletzt kam ich an einen Punkt, wo ich nicht mehr über mich lachen konnte und überhaupt. Das ist dann so ein neuralgischer Punkt, wo Änderung angesagt ist, die dann auch Überlebenssuche sein kann. Möchte nicht grossartig dramatisieren, aber auch Herrn Herbst zurufen: Ist alles halb so wild, wie die Indianer sagen! So ein Literaturblog, der auch das Leben mit einbezieht, möge doch mehr auf der Seite eines tanzenden Spiels bleiben. Mir fällt hierzu mein Musikstück „Kein Kriegsspielzeug für Jonathan“ ein vom Anfang der 80er und da habe ich von heute aus gesehen schon jede Menge drüber zu sagen, als was das Stück mit diesem Titel damals (auch) wollte. In diesem Sinne, peace & love, angenehm zu lesen, dass Sie tTeile von mir missen, Edith, wer will nicht zumindest anerkannt sein und dadurch auch seine Würde aufrechterhalten in der Gruppe? Danke.
Hinter Maske(n) möchte ich hier auch nichts schreiben und wie ein pfiffiger Dieb reinzupfen.Anfangs dachte ich, das ist ein schönes Spiel, aber…
Seine Würde aufrechterhalten Darauf kommt es an. Ich höre gern solche Allerweltsweisheiten, wenn sie nur mit pochendem Herzen und sehr persönlicher Überzeugung ausgesprochen werden, so wie Sie es gerade tun. Reden wir nur weiter. Haben Sie auf seinem Gesicht diese erotische Verlorenheit gesehen? Und wie diese auch auf ihrem Gesicht erschienen ist? Ihr Lippenrouge farbte sich ab auf die Schneidezähne. Wieviel Menschen verlieben sich noch über eine Autogrammkarte hinweg? In der nächsten Runde sitzen sie, zum Beischlaf ist e r nicht gekommen, Rotwein nippend am unaufgeräumten Küchentisch und diskutieren Probleme der stolzen Väter. So vergeht das Jahr. Für die einen ein Sonnenjahr, für andere ein Dürrejahr, das Jahr der Bergleute, alle sind gerettet. Morgen werden keine Zeitungen mehr erscheinen. Das könnte noch ein schönes Spiel werden. Nichts, aber …
Fühle mich angesprochen & leicht geschlagen, Edith. Sorry, wollte ich schon sagen, hatte Sie auch arg mitgenommen. Pax, okay? Also mit grossem Stolz will ich hier nichts mehr vortragen, vielleicht woanders, darf doch mal sein, oder wieder nicht, Edith?
Bitte nicht ALLES vermixen. Ich versteh auch Ihr Problem mit den Jahren.
Ja, keine Medien mehr, zurück aufs Land, warum nicht? Generalstromblackout > kein Internet mehr, wovor haben wir Menschen immerzu Angst?
Zum Thema noch ein Text von mir:
http://a23h-words.blogspot.com/2010/02/brilliant-legacy.html
Keine literarische Glanzleistung, aber so eine Idee, strukturell ähnlich auch der mit der Oper im Netz. Nichtsfürungut
@Edith88 “Erotische Verlorenheit” – die Formulierung habe ich mir – Ihr Einverständnis vorausgesetzt – geklaut und einer andern Edith zur Feier der Bedeutungslosigkeit in den Mund gelegt.
Ich fand das, was Sie … … von mir “geklaut” haben, auf seinem Gesicht, liebe Melusine, und ja, legen Sie es ihr zur “Feier der Bedeutungslosigkeit” in den Mund. Ist ja nicht selten, daß eine Frau willentlich und mit Kraft aus allem Bedeutungsschwangeren entfliehen möchte, nach einem langen zähen Schlußkampf aber plötzlich erschöpft wieder einwilligt in das, was Sie Bedeutung nennen – und ich eher Sehnsuchtsentkräftung. Und wir haben u n s, ja, wir Frauen. Sehen Sie sich ihn an, den armen Alfred, zurückgewiesen, nein, zurückgestoßen, wortlos zurückgelassen, bettelt er um Satisfaktion, die ihm allein das Cello bieten würde, das er im Tausch mit einer Isomatte zurückließ. Emphatische Gedanken, zitterndes Fensterglas, und nein, ich mag keine S-Bahnen.
“In Lavatern ist nichts von dem sanften Sonnenlicht des Tizian, sondern über alles dampft er einen heiligen Nebel her und blitzt mit Hexenmehl und Kolophonium und donnert auf der Baßgeige.” (G.C. Lichtenberg) Auch Lavater fand nichts in den Gesichtern, allenfalls bildete er sich was ein. So geht´s Ihnen aucht. S-Bahnen müssen Sie ja nicht mögen; es fahren ja keine im Ostwestfälischen.
Man kann bei der Gelegenheit eine Nase holen, aber auch eine verlieren (1153) Wenn ich mir nichts mehr vorstellen kann, schlüpfe ich gern in diesen kleinen Satz. Das ist nichts anderes als eine sauber ausgeführte Laubsägearbeit. Eine selbstgefertigte Nase konnt einen immer noch erheitern, wo die gekaufte längst als kindisch abgetan wurde.