Extrem taktvoll !! 10.11.2007. montgelas

>>>Es spricht für ein seltsames „historisches Bewusstsein“, unserer Abgeordneten, das hinterfragt gehört, dass sie im November 2007 ein Vorratsdatenspeicherungsgesetz beschließen.
Am 9. November 1989 fiel die Mauer. Ein Staat brach, fast lautlos, zusammen. 2007 im November fallen die Schamgrenzen. Ein Staat, auch fast lautlos, beschließt die Beschneidung des Rechtes auf informationelle Selbstbestimmung. Und keine wirksame Bürgerrechtsbewegung weit und breit, die die Macht hätte, dies zu verhindern

10 thoughts on “Extrem taktvoll !! 10.11.2007. montgelas

  1. Das ist peinlich, das hier der 9 November auf den Mauerfall 1989 eingeengt wird. Natürlich war das keine Absicht, sondern ein punktuell zu verstanden sein wissender TB-Eintrag. Ist schon recht. Man kann nicht immer an alles und jede Implikation denken. Man könnte es aber versuchen.

    1. @ElsaLaska. Sehen Sie es s o: Auf die Fatalität speziell dieses Datums für die deutsche Geschichte hatte bereits ich hingewiesen, >>>> in meinem Arbeitsjournal ganz zu Beginn, und montgelas, der ja – völlig anders als ich – ein politischer Mensch zu sein scheint, während es mir nur um die Ästhetik und abermals die Ästhetik eines Zusammenhanges geht, mag dennoch die Aversion Der Dschungel gegenüber Redundanzen gespürt haben. Hätte er nicht einen eigenen Beitrag geschrieben, sondern seinen Beitrag als Kommentar unter mein Arbeitsjournal geschrieben, wäre Ihnen das nun so Monierte wohl auch gar nicht aufgestoßen. Daß Sie nun diesen Zusammenhang nicht sahen, bzw. sehen, halte ich seinerseits für ein ästhetisches Phänomen (in diesem Fall: der Auswahl); deshalb verdient es mein Augenmerk.
      In der Sache selbst haben Sie selbstverständlich recht. Nur muß man sich, denke ich, auch hier vor Verdinglichung hüten: Es gibt auch den negativen Fetisch. Dessen Funktion der eines Tabus nicht nur ähnelt. Zu Fetischen eignen sich geschichtsträchtige Daten ganz besonders. Wenn ich Ihren Einwand weiterspinne und die politische Incorretness begehe, auch die Geschehen des 9. Novembers 1938 als eine, was sie nämlich waren, Bürgerbewegung, Kleinbürgerbewegung, aufzufassen, bekommt der 9. November 1989 eine n o c h einmal andere Beleuchtung, wie alles, was mit Volksbegehren und -aufbegehren zu tun hat. Um wider den Stachel noch etwas böser zu löcken: Ein halbes Jahr, bevor die Mauer fiel, bekam ich (ich arbeitete damals noch an der Börse) von einem “Prime”-Kunden einen Anruf: Seine Bank habe ihm dringend geraten, Mauergrundstücke zu kaufen; was denn ich von diesem seltsamen Rat hielte… – Ziehen Sie Ihre Schlüsse selbst.
      Übrigens bedient, streng gesehen, diesen Fetisch schon mein genannter Arbeitsjournal-Eingang; auch er schon fetischisiert.

    2. Man kann nicht immer an alles und jede Implikation denken. Man könnte es aber versuchen.
      Warum? Warum soll man immer “an alles” denken? Befürchten Sie so etwas wie Geschichtsvergessenheit in einem Eintrag von wenigen Zeilen? Ist es erforderlich, immer und überall das Ganze zu sehen? Auch in einer Sentenz?

    3. Datensammlung Die Frage ist, ob es so etwas wie eine “informationelle Selbstbestimmung” überhaupt je gegeben hat. Werden Sie nicht auch in Ihrem Supermarkt oder in Ihrer Tankstelle nach der Payback-Karte gefragt? Wenn Sie eine besitzen und glauben, so ein gutes Rabatt-Geschäft zu machen, sind Sie aber gleichzeitig im Fahndungsnetz des Markts gefangen. Ähnlich verhält es sich mit den übrigen Aktivitäten beim Einkauf im Internet, bei Bankgeschäften, der Anmeldung Ihres Autos oder dem Abschluß einer Hausratsversicherung etc pp. Überall wo man hinschaut werden Ihre Daten gesammelt und verwertet. Meinen Festnetztelefonanschluß mußte ich kündigen. Grund: massenhafter Mißbrauch durch Telefonwerbung. Von 10 Anrufen waren gegen Schluß 9 reine Werbeanrufe, Glücksspiele etc.
      Es ist schon tragisch, wenn in unserer zudigitalisierten Gesellschaft der Einzelne seine Flucht in Anonymisierungsdienste sucht, der Telefonanschluß gekündigt und eine anonyme Prepaid-Flat zugelegt wird…
      Was bliebe sonst? Der Verzicht. Anti-Digital-Nomade werden. Dann gibt es keine zu speichernden Datenbestände. Bleibt noch die Tatsache, das wir – gerade in Ballungszentren – auf Schritt und Tritt gefilmt werden. Schaut nach oben und zählt die Kameras. In und vor Bahnhöfen, öffentlichen Einrichtungen, Autobahnen (Maut) und so fort. Also, Sack gepackt, Wohnung gekündigt, ab auf die Hütte in den Alpen – ohne Postadresse, Telefon, Internet, Videofilmerei, Payback-Karte. Wer geht mit?

    4. Sofort, wenn da nicht der Einwand wäre: Die schlechteste aller Welten, ist immer noch die beste aller Welten ! Natürlich ist das Recht auf informationelle Selbstbestimmung eine ideale Annahme, von der man sich mit diesem Gesetz, was ich sehr bedauere, verabschiedet hat.

    5. Die schlechteste aller Welten, ist immer noch die beste aller Welten……

      da kann man aber auch anderer Meinung sein, denn diese schlechtere aller Welten ist gerade gut dabei alles zu zerstören oder etwa nicht? Nein, ich vergaß der Kapitalismus ist das ja einzig funktionierende Geschäft :-))

    6. @ElsaLaska; @ ANH; @Gregor Keuschnig Ich dachte mir schon, dass diese kleine Sentenz Einspruch provozieren würde und bin Elsa und ANH dankbar für ihre Ergänzungen in dieser Sache. Glaube aber, ähnlich wie Gregor Keuschnig, dass in einer speziellen Sentenz niemals das “Ganze” erfasst werden kann. Der Gedanke, wenn er zugespitzt, auf einen Aspekt hin, formuliert werden will, verliert an Kraft, wenn er sein Umfeld, in diesem Fall ein wesentliches Umfeld, noch mit benennt.

    7. @Sturznest Die romantische Haltung, dass sich eine humane, zivile, Gesellschaft konstituieren ließe, ohne vorher durch das globalisierte Joch kapitalistischer Unordnungen gegangen zu sein, teile ich in der Tat nicht. In diesem Sinn ist “die schlechteste aller Welten, immer noch die beste aller Welten.”

    8. Wunschwelt Nun, ich wünsche mir Däne zu sein, der das Glück hat, nach einem “Ländertausch” zwischen Italien und Dänemark, an der Mittelmeerküste wohnen zu dürfen… Die Italiener dürften dann Smørrebrød essen, was ja auch recht lecker ist, ich würde mich dann mit Minestrone, Pizza und Chianti zufrieden geben müssen. Ihr wisst ja, wie Otto einst sagte: “Dänen lügen nicht…!”

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