Ich will über das, was man nicht sagen darf, schreiben.

Aber was ist richtig? „Geschichten des Das-sagt-man-nicht?“ Oder „Geschichten des Das-sagt-man-nichts?“ Schließlich heißt es auch „Die Leiden des jungen Werthers“, nicht etwa o h n e das Genitiv-s, ohne das der Titel unumdrehbar wäre und die Sprache um wenigstens eine Ausdrucksmöglichkeit coupiert. („Des jungen Werther Leiden“ versetzen die Leiden dem Sprachgefühl. Denken Sie an so haarsträubende Buchtitel wie „Im Zeichen des Widder“.) Aber „Geschichten des Das-sagt-man-nichts“ wirkt gespreizt, obwohl es wahrscheinlich richtig wäre.

Über das zu schreiben, was man nicht sagen darf, scheitert offenbar am stilistischen Ausdruck bereits. Was sagt mir das?

7 thoughts on “Ich will über das, was man nicht sagen darf, schreiben.

    1. Da Sie ernst werden: Ich frage mich, inwieweit es einen Zusammenhang gibt zwischen Sperrigkeiten in der Sprache und den Inhalten, die ausgedrückt werden sollen/müssen (könnten?). Ich frage mich das aber nicht systematisch, weil ich sonst wittgeinsteinisch verstummen müßte, sondern partiell, punktweise, ereignishaft… – und verlasse die Frage nach provisorischen Antworten schnell wieder, um der eben im Systematischen verborgenen Falle zu entgehen… – vielleicht tappe ich dabei in andere Fallen, das mag sein, aber es geht (mir) ja auch um poetische Experimente, nicht um empirische Wissenschaft. Manchmal hat, allein schon eine bestimmte Frage zu s t e l l e n, etwas Erhellendes, zumindest sagen wir: Schimmerndes.
      So etwas habe ich übrigens mir dem “ Flirren im Sprachraum “ gemeint.

    2. Das lässt sich schön remixen. Die Frage als Rückzugsraum, wenn die Sprache (der Sprecher) zu sperrig wird. Die Frage, denke ich, ist Ausdruck des Städtischen, Matrix meinetwegen. Dorf ist Antwort, da liegen die bekannten Fallen.
      Ich würde deshalb meinen, dass die Frage nur Notbehelf, ein Kniff, sein kann, Brückenansatz, die, wie Sie es nennen, Matrix zu verlassen. Das Problem, nicht wahr, bis gestern konnte Sprache alles.

    3. Völlig einverstanden…. gerade auch mit dem Spiel „Stadt gegen Dorf“, das ja unsere Gegenwartsliteratur so schrecklich rückständig gemacht hat, diese kleine Vorherrschaft des fetischisiert Provinziellen.
      Und eben, ja, es i s t ein Kniff… der sofort dann mißlingt, wenn man (?) sich auf die diskursive Erörterung nach den bekannten grammatischen Regeln einläßt, d.h. das Metaphorische zugleich zugunsten des Funktionalen (a ist a und nicht nicht-a) hinwegwischen will. (Deshalb hat, glaube ich, die Allegorie solch eine weiterführende Bedeutung in der gegenwärtigen ästhetischen Arbeit (wieder-)gewonnen.)

      Übrigens, als Randnotiz: Sprache konnte auch bis gestern nicht alles: Kein Satz reichte jemals an die Gegenwart eines Glases Wasser heran.

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