Bacon-Exzerpte.

Aufsatz aus “Psyche” (Heft 1, Jan. 2000), mir von Do kopiert:
Katherine Stroczan: Die Anantomiestunde Fancis Bacons’

Bacon als genuiner Feind der Metaphorik meint es (…) wörtlich.
Leiris (1981) bezeichnet dieses Unternehmen als Piratentum gegen die Wirklichkeit.
Mit einem hoch selektiven Blick fängt er alles auf, was direkt und indirekt mit machtvoller Brutalität in Verbindung steht. Innerhalb dieses Bereiches jedoch ist die Auswahl beliebig, und die Objekte sind austauschbar. (..) zur Dynamik der Bösen legt de M’Uzan (1988) dar, daß das Böse stetiger Zufuhr bedarf, um als solches fortbestehen zu können, denn ohne ständige Intensitätssteigerung verliert es bald die sein Wesen bestimmende Qulität. [Mir fällt dazu als Parallele das “Gesetz” des ständigen Wachstums in kapitalistischen Gesellschaften ein, aber auch (sic!) die Perversion!!!] Dabei fungiert Sexualität lediglich als Instrument einer Handlung, deren eigentliche Bedeutung sich in der Evakuierung einer globalen Erregung erschöpft, die weder Aufschub noch Verzicht duldet.
… ein metonymischer Trugschluß… (…) Der baconsche Schrei ist immer komprimiert und lebt unter Ausschluß der Figur. (..) Vielleicht ist es nicht der Schrei, der den Betrachter erschrecken soll, sondern ein den Maler selbst erschreckendes Phantasma des weiblichen Genitals, das mittels mehrfacher, zeitlicher und räumlicher Verschiebungen gebändigt werden soll.
Wenn Bacon schließlich seine Aufmerksamkeit auf den Körper verlagert und den aufgerissenen Mund allmählich aufgibt, so vermutlich deshalb, weil der Schrei seine Macht verloren hat. Mit dieser Gesetzesverschiebung und Generalisierung wird die menschliche Figur zum Schlachtfeld. (…) … Schauplatz einer unverhüllten sadistischen Orgie (…). Deren Ergebnis ist Erschöpfung und nicht Kompromißbildung.
In der Verdoppelung dieser Szene mittels der Hintergrundfiguren, die auch zu zweit auftauchen, wird die Betonung des Identischen und die Aufhebung jeglicher Alterität verdeutlicht.
D A S M (!!!)
In einem von de M’Uzan (1972) beschriebenen Fall von perversem Masochismus handelt es sich um einen Mann, dessen Körper, inklusive Genitalorgan, – nach Jahrzehnten perverser Praktiken – fast ausschließlich aus Folterspuren bestand. Neben Tätowierungen, die seinen ganzen Körper bedeckten, verbrannten Stellen, die kraterarige Löcher hinterließen, neben unzähligen tiefen Schnittwunden fehlten auch einige – gänzlich amputierte – Körperstellen. Weder Angst noch Terror waren für diesen Mann Determinanten der Lust, sondern der schiere Schmerz, der eine doppelte Funktion hatte: die des Verstärkers und des Katalysators von Erregung. Als exklusiver Vermittler der Lust ermöglichte der Schmerz das, was der gewöhnliche Erregungsvorgang nicht schaffen kann, nämlich den ganzen Körper in eine erogene Zone zu verwandeln.
Erst mit der Partizipation des Betrachters kann sich die Leinwand endgültig in eine perverse Szene verwandeln. (…) Wie in jeder derart orchestrierten Inszenierung sind auch in diesem Spektakel zu Ehren des Archaischen die Identifizierungen flüssig und wechselhaft. Jegliche Identitätsdifferenzierung wird durch die alles beherrschende Affektmenge verhindert.
… der perversiforme Modus operandi, an Partialtriebe zwingend gefesselt… (…) Bollas!!!! (…) Leiris (1987) macht darauf aufmerksam, daß keine Bildstelle verdeckt oder unfokussiert bleibt. Mit dem exponierenden Licht wiederholt oder unterstreicht Bacon vielmehr eine Bewegung, die für seine Körpermassen bestimmend ist.
Bacon rekurriert auf einen Darstellungsmodus, der, ganz anderen Repräsentationszwecken verpflichtet, die niederländischen Stilleben des goldenen Zeitalters prägte. (…) Währen Claez durch die gleichzeitige Darstellung der Innen- und Außenansicht die erotische Ausstrahlung seiner Objekte steigert, beraubt Bacon im Akt der Enthäutung seine organischen Massen jeglicher Sinnlichkeit.
Die besondere List (des Masochismus’)… (…) Mit der Verwerfung der Ödipalität wird sowohl die Kastrationsangst gemieden als auch die Verschmelzungsphantasie aufrechterhalten.
Kafka: Die Lunge mit ihrer somatischen Aktivität, d.h. das verletzte und dadurch belebte Organ, ersetzt das verlorene frühe Objekt, sichert in seiner Funktion als Double die narzißtische Homöostase und wird in der Fetischisierung zur Quelle der Dauererregung.

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