“TV Real”.

Schauplatz: Sogenannte AktionsGalerie in der Auguststraße Berlin. Oben kleine Ausstellungsräume, im Kellerschlauch eine langgezogene Bar. Alles hell eingerichtet, nichts Schummriges, postmoderne Durchsichtigkeit. Paar zwanzig Leute, die hochblicken. Denn über der in den Schlauch hinabführenden Treppe gibt es ein schmales Schaufenster, in dem zwei Stühle und ein Tischchen stehen, dahinter eine Stellblende mit der Titel-Aufschrift der vorgeführten „Sendung“. Rechts sitzt der Galerist, etwas kompakt mit um so schmalerer Hochstyle-Brille, neben ihm ein als Herr Lampe vorgestellter „Politikberater“. Das Gespräch wird über Lautsprecher in den Keller übertragen. Die Vorführung klingt mehr nach Radio als nach TV. Weil zudem der Galerist nicht wie ein ausgebildeter Moderator intonieren kann, geht das satirische Element der Veranstaltung schon anfangs verloren, zumal es an einem theoretischen Unterhang leidet. Das Fernsehen ist nicht wirklich, aber wir sehen es als wirklich, die Coladose vor uns auf dem Tisch. Die Wirklichkeit sei zugerichtet („inszeniert“ zu sagen, dazu fehlt dem Moderator der Mut; es hätte wohl zuviel Selbstreferenz). Soviel zur Theorie. Nein, d a s noch. Der Moderator erwähnt „Wilhelm Flusser“, ich verschluck mich; der Mann liebt die Germanisierung.
Das Gespräch dann – das Ganze soll eine Art Talk-Show sein – dreht sich um „Freizeit“. „Wird noch gekifft?“ fragt der Moderator. Davon ist Herr Lampe überfordert, zumal er sich erkältet hat an dem Abend; nämlich habe er zu wenig angehabt. Darauf der Moderator: „Ah! Wird auf den Parties gevögelt?“ (Lachen im Publikum, logisch. Die nächste Folge ist sicher.) Das habe er nicht sehen können, so enttäuschenderweise Herr Lampe; er meide dunkle Ecken. Simon, Eisenhauer und ich gehen. Man bekommt (technisch) Besseres nicht durch technisch Schlechtes in den persiflierenden Griff. Aber die Veranstaltung läuft so seit anderthalb Jahren. Jeden Dienstag. Vor Publikum.

Strandbar danach. Ich hatte nicht das mindeste Ekelgefühl. Mond am Bode-Museum, über dessen ganzer Front Wellenreflexe des beleuchteten Kanales oszillierten. Im Hintergrund ein armer Freiluft-Shakespeare zu schlechter Musik. In der AktionsGalerie dürften sie j e t z t noch sprechen. Eisenhauer sucht das Heil in „afrikanischer“ Kunst.

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