Und dann das plötzlich aufsprengende Leid, wenn der Sohn dem Vater sagt: „Ich muß diesmal nur zweimal bei dir schlafen“, wenn er sagt: „Ich bin lieber bei der Welle als bei Dir“, zumal man morgens bereits eine SMS bekam, die einem berichtet, das Kind habe geheult, weil es erst „so spät“ zur Welle zurückgekommen sei – und zu wissen, daß der Junge sich wehrt, weil der Papa um halber acht abends will, daß man heimgeht und ißt, daß man ins Bett geht… um halb neun, mit viereinhalb… „bei der Welle kann ich aufbleiben“… zu wissen, daß man einen B e r u f hat, der von einem Arbeit verlangt, auch wenn das Kind zugegen ist, es wäre sonst überhaupt kein Geld mehr da… auch zu wollen, daß das Kind das mitbekommt, daß es Grenzen lernen muß, die die Welle (das Studium geschmissen, jobbend frei ins Leben hinein, man ist ja s c h ö n, man wird schon eingeladen zum Urlaub) n i e m a l s setzt, auch sich selbst nicht… und dennoch, man liebt sie… und dann noch der andere Mann, unorganisiert wie sie, mit dem hämischen Kichern der Junkies, der sich das fremde Kind h o l t, ein myopisches Rumpelstilzchen, dessen Name der Vater endlich wissen müßte, damit der hämische Zwerg sich das Bein ausreißt und verblutet… „Heute back‘ ich,/morgen brau‘ ich/Übermorgen hol‘ ich dem Vater sein Kind!“… ach wie dem Mann das Gesicht zerfällt, dem Vater, wie er sofort nach Hause radelt, nein, noch einkaufen muß und nicht spricht mit dem Jungen und die Einkaufstüte auf dem Gehweg schließlich stehen läßt vor lauter Qual… und endlich mit dem Jungen redet, daheim, es ist längst zu spät für die vergessene Tüte, und fragt und zu erklären versucht, was der Kleine doch nicht fassen kann… und ihn zu sich nimmt, an sich drückt… und in Stößen weint… er, der Vater, der Junge ist wie taub, möchte verstehen, versteht nicht… der starke Vater weint.
Und dann, zwei Stunden später (noch hat ihm der Papa ein Spiegelei gebraten, das der Junge verdächtig langsam – und der Vater s i e h t das – verzehrt)…. dann, im Bett, wenn der Vater dem Sohn vorliest… wie jeden Abend, seit der Kleine zwei ist: eine Dreiviertelstunde, eine ganze Stunde… „Papa, n o c h ein Buch“… – Dann dem Jungen zu sagen, mit dem Stolz des Indianers: „Hör zu, wir treffen jetzt eine Verabredung: Wann immer wir streiten, w a s immer wir streiten… Es ist vorbei, wenn die Nacht beginnt. Niemals, mein Sohn, einen Streit am Leben halten über den Traum!“ Er lächelt. „Und dann bist du wieder stolz auf mich?“ „Das war ich immer. Aber du hast mir sehr wehgetan.“
Zu wissen, daß man das nicht sagen darf. Daß man das sagen m u ß. Auch wenn die Welle das n i c h t tut. Auch wenn der Junge jede Woche mit einem neuen teuren Geschenk von der Welle zum Papa kommt. Und der Papa sagt: „Nein, Junior, wir kaufen n i c h t jeden Tag was zum Spielen.“ Und genau das wiederum aufs Konto der Welle punktet. Die der Papa immer noch, weil er das Meer mag, liebt.
P.S.: Der Analytiker zum Vater: „Sie wollen Vater und Welle zugleich sein. Das geht nicht.“
…. – all das in einen Roman. Wie Eigner es tut. Auch das in Anderswelt III. Aber – denn es geht auch um Strenge der Konzeption (was wehtut) – in Richtung auf die Ästhetik. Auch Leid und Hilflosigkeit sind – Material. Dieser Beruf ist unerbittlich.
möchte
worte finden.
finde keine.
besser so, als
falscheunangebrachte.wie so oft.
spiegel!
du.
und manchmal möchte ich ihnen dafür
danken….