Das rief sie mir nach, als wir uns nachts in der Strandbar Mitte trennten. Keine Imagination, sondern ganz plastisch und aus den fiebrig-künstlichen Farben leuchtend, die David Lynch in manchen Filmen den Tropen abgeguckt und etwa BLUE VELVET derart gegenwärtig und zugleich so phantastisch gemacht hat. Unter meinen Sohlen rieb noch der Sand, der, als ich in die geflochtenen Schuhe schlüpfte, mit hineingeraten war. Da stand ich bereits oben auf der kleinen Fußgängerbrücke und löste mein Fahrrad vom Geländer. „Ich will unbedingt dieses Buch, vergessen Sie das nicht!“ Damit drehte Karina sich fort und schritt, die Hüften ihres schmalen, eleganten Körpers auf den hohen Sandalen fast unmerklich wiegend und sehr aufrecht davon. Ich hatte ihr nicht geantwortet, war dann durch die warme Berliner Nacht heimgefahren, hatte noch eine halbe Stunde im Funkennetz herumgeschaut, war schlafen gegangen… und eben, als ich erwachte, begriff ich, daß Karinas Ausruf geträumt war.
(Derart tief sitzt das verbotene Buch in meinem Geist. So sehr beschäftigt ihn offenbar, daß es jemand gegen meinen Willen im Netz zugänglich machte. Und daß ich darauf nicht hinweisen darf, sondern mich, wenn überhaupt, immer verschlüsseln muß. Verschlüsselte Sprache richtet sich aber ans Unbewußte, denn sie ahmt das Unbewußte nach. Woraufhin es nun fordernd antwortete. Im Traum. Alles andere war ja geschehen, nur dieser eine Ausruf nicht. Ich erlebte die gestrige Szene offenbar Segment für Segment noch einmal, schlafend, indes um diesen einen Satz ergänzt.)