Nicht genau denken. Der Zufall und der Sinn.

Stefan Klein gibt in seinem SPIEGEL-Artikel über den Zufall ein Beispiel: Jemand läßt einen mit einer Karte versehenen Luftballon aufsteigen, der nun vom Wind in eine bestimmte Richtung geweht wird, irgendwann platzt und viele Kilometer entfernt im Baum eines seit Jahren verlorenen Freundes landet. So treffen die Freunde sich wieder.
Nun i s t genau dies kein Zufall, weil das (verbürgte) Geschehen aufgrund ganz bestimmter Umstände zustandekam, von denen sich allenfalls sagen läßt, man hätte sie in ihrer enormen Summe nicht vorhersehen können. Das wollen Die Dschungel auch nicht bezweifeln. Ein Zufall wäre aber etwas, das sich von der Kausalkette löst. Daß das Geschehen als Zufall wahrgenommen wird, ist etwas völlig anderes und tatsächlich sehr leicht und nachvollziehbar erklärlich.
Hingegen unterstellt die mißbräuchliche Verwendung des Begriffs Zufall den Geschehnissen einen Sinn, ist also moralisch getrieben, nicht erkenntnistheoretisch. Dasselbe gilt für den anderen Fall, den Klein anführt: ein unvorhersehbares Flugzeugunglück, zu dem eine indessen im Nachhinein genau so definierbare Verkettung minimaler Ursachen führte. Daß Menschen „sinnlos“ gestorben seien, unterstellt wiederum einen Plan. Man kann – etwa als Terrorist, der seine Ziele nicht erreicht – sinnlos sterben oder als Kriminalbeamter, der es nicht zur Verhaftung des Mörders bringt, sondern, als er die Fahndung schon aufgab, noch von dem Mann erschossen wird. Nur so ist, weil eine Intention vorherging, diese Kategorie anwendbar.
Tatsächlich sind der eine wie der andere Fall bloß unwahrscheinlich. Daß man, wie Klein schreibt, den Zufall nicht beweisen könne, begründet ja nun wirklich nicht, daß es ihn gibt.

Verräterisch ist der lockere Umgang mit dem Wort „Sinn“ insgesamt. Er hat bei unvoreingenommener Betrachtung nichts in der Forschung zu suchen. Und auch nicht in einer modernen Poetik.

2 thoughts on “Nicht genau denken. Der Zufall und der Sinn.

  1. zum sinn gesprochenschrieben sinn im zufall finden
    zufall im sinn erkennen
    warscheinlichkeit gering bis verschwindend

    woher kommt der sinn?
    von unseren sinnen?
    kanns sehen, riechen, schmecken, ertasten, hören
    kanns interpretieren, erforschen, zerreden, drüber nachdenken, ….
    macht das sinn?

    vielleicht nicht
    aber vielmehr spass
    [edit: natürlich nicht der flugzeugabsturz]

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