[Hespos, dschen.]
Eine Geschichte ist Voraussetzung für erzählende Literatur. H a b e ich sie, so kann ich in und mit ihr sprachlich Kunst versuchen. Das Unternehmen ist nicht riskant, denn auch das mißlungenste Sprachexperiment wird eine gute Geschichte überleben lassen. Ist sie selbst aber schlecht, wird selbst die beste Kunst den Text nicht vorm Vergessenwerden bewahren.
Unterhaltungsschriftsteller – die Dienstleister, nicht etwa Künstler sind – haben es aus diesem Grund einfach und schauen mit Recht triumphal auf den Künstler herab, dem etwas, da ihm kein handelnder Einfall kam, mißlang. Tatsächlich ist es ein Grund für Mitleid, vielleicht auch für Trauer.
Ein Künstler aber, dem etwas g e l a n g, schaut n i c h t herab; denn das ist keine Kategorie, der noch Bedeutung zukommt. Soziales Verhalten spielt in der gelungenen Kunst überhaupt keine Rolle.
[Deshalb ist ein vitaler Unterhaltungsschriftsteller gesellschaftlich niemals gefährdet. Und der „große“ Künstler – wie seine Kunst – nahezu immer asozial.]