„Warum bin ich so? Was läßt mich all das tun? Was treibt mich? Ich bin doch eine selbstbewußte Frau!“
Sie gingen langsam nebeneinander durch die Nacht zur S-Bahn-Station. Es nieselte in feinen Spitzen. Um sie glitzerten Lampen. Vor ihnen schimmerte der matte, mythisch silberne Ball des großen Planetariums.
„Wir sind verschiedene, immer wieder drängt etwas aus uns heraus, das wir auch sind. Und abermals anderes. Unser Selbstbild – unser Tagbild – bleibt davon ganz unberührt, weil es unberührt i s t. Ich unterscheide mich da nicht. Wer das begriffen hat, verliert gegen seinen Nächsten nie den Respekt, egal, was man anstellt miteinander.“
Sie gaben sich, nach all den Stunden körperlicher Übertretungen, warm und distanziert die Hand.
„Die Kinder dürfen nie davon wissen“, sagte sie.
„Nicht, wenn sie Kind sind“, sagte er.
[Massenet, Hérodiade.]