Gibt es einen Unterschied zwischen Querulantentum und Widerstand? Einen prinzipiellen?
Das beschäftigt mich seit einigen Monaten. Manchmal seh ich mich als einen alten südfranzösischen, knarzigen Bauern, der aus lauter Starrsinn die Kartoffeln immer noch mit der Hand ausgräbt.
Ganz sicher ist dieses Bild durch meinen Vater inspiriert, der 1972, als im Orkan die Windhose seinem kleinen Gesindehaus das Strohdach abriß und es in Fetzen darum herumwirbelte, drinnen neben dem Kamin hockte, in einen dicken Mantel bis über die Ohren eingeschlagen grimmig darauf wartend, daß der Schlot einstürzte. Das hätte den Zusammenbruch des Hauses und möglicherweise den Tod dieses Mannes bedeutet; aber keine Rede davon, daß er sein Heim verlassen hätte. Er hockte da und da und reagierte nicht und schwieg und starrte in die schon lange erloschene Feuerstelle. Stundenlang.
NACHTRAG:
Dahinter steht zugleich der ein wenig irre Gedanke, man dürfe sich seine Haltung nicht einmal von Naturkatastrophen korrumpieren lassen. In genau dem Sinn auch Professor Murnau:
Ich aber, das wird Sie nicht Wunder nehmen, glaube an diesen Anfang und also auch die Naturmythik nicht, lehne beides entschieden ab und meine, Ihnen zeigen, wenn nicht beweisen zu können, daß die Freiheit sich niemals herstellen wird, wenn wir uns nicht endlich auflehnen gegen die Naturgesetze.