[Der letzte Auszug davon in Den Dschungeln. Der Erzählband wird im Februar dasein.]
Ich ahne, Frau Werschowska hat
ihre Tür absichtlich bloß angelehnt. Ich habe mich vergewissern können. Denn ich gehe wirklich, irgendwie, herum. Obwohl mein Körper weiterhin bauchoben auf dem Tisch liegt. Wenn ich mich umdrehe, kann ich ihn betrachten. Aber ich drehe mich nicht um. Dabei ist es nicht einfach, Fuß vor Fuß zu setzen. Nicht daß ich zu schwer wäre, doch der Boden saugt an meinen Sohlen. Sein Nadelfilz kitzelt jeweils ein wenig, wenn ich den nächsten Schritt versuch; er will mich feshalten, feststellen, dauernd. Denn ich störe diesen Raum, störe nicht in ihm, sondern ihn selbst. Ich soll feststehn, gebunden, wie auch immer. Schon, daß ich atmete, war zuviel an Bewegung. Man müßte mich eingießen. Erstarren lassen, steif wie die Statuen um mich herum. Wie die stillgesetzte Standuhr aus Messing und Kirschholz. Ihr schmales geschliffenes Glas. Wie die Sessel. Hier warten die Dinge. Selbst die Lichtbahnen warten. Die Lebewesen sind Dinge, die Dinge harrende Wesen. Darüber habe ich noch nicht völlig entschieden. Und weil ich weiß, daß die Sessel und Bücher und die Tapeten mich nicht nur beobachten, nein, daß sie mich hören können, darum spreche ich diesen Satz aus und denke ihn nicht nur. Natürlich kommt keine Antwort. Ich bin, so lange ich mich rühre, nicht akzeptiert. Also wiederhole ich mich, spreche lauter. „Die Dinge sind harrende Wesen.“ Nicht der geringste Nachhall. Ich ziehe meinen Fuß aus dem Nadelfilz. Stand vor der Tür, hinter der man
ganz bewußt auf mein Klingeln nicht reagiert.
[Die Niedertracht der Musik.]