6.02 Uhr:
[Aulis Sallinen, Der rote Strich.]
Zwölf vor sechs auf. Es ist sehr kalt geworden, ich hab noch nicht geheizt, keine Zeit & Lust, den Kachelofen anzufeuern. Also in zwei Pullover und Alexandras Wolljacke, den Schal um den Hals gelegt und meinen latte macchiato bereitet. Ein bißchen hing noch die späte AZWSB in mir, doch irgend ein Traum hat sie gedämpft, und sie wird über den Tag und meine Arbeit verfliegen.
Seltsam, daß mir nach Sallinens Oper von 1979 ist, zu der ich nie rechten Zugang hatte. Jetzt, soeben, beginnt das schwere finnische Melos zu wirken, bekommt einen ergreifenden Schmelz, der mich in den Kopfhörern umschmiegt und ganz bereit für den Text macht.
Tagesplanung
6.30 Uhr:
Internetverbot
ARGO.
Internetverbot
11 Uhr:
Analyse.
12.30 Uhr:
DIE DSCHUNGEL.
Telefonate wegen der geplatzten Überweisungen.
Die ersten überarbeiteten Erzählungen an Delf Schmidt mailen.
Kritik fürs „Musiktheater für Kinder“, „Vom Fischer un syn Fru“, fürs Opernnetz schreiben.
13.30 Uhr:
Mittagsschlaf.
14.30 Uhr:
DIE DSCHUNGEL.
Telefonate, Post ff.
GAUDÍS KLINKE auf dem Papier korrigieren.
DER GRÄFENBERG-CLUB für „Die Niedertracht der Musik“ durcharbeiten.
19 Uhr:
FAZ 3-Jahres-Geburtstagsfeier der Sonntagszeitung irgendwo in Mitte. (Da ich mal wieder ein paar Tage lang keine Post geöffnet hab und die Einladung erst gestern nacht las, muß ich mich nachher noch telefonisch anmelden. Ich sollte mich da jedenfalls sehen lassen, um nicht auch noch die wichtigsten Kontakte schleifen zu lassen.)
[Je nachdem, wann ich zurückkomme:]
Frühe Nacht:
GRÄFENBERG ff.
DIE DSCHUNGEL.
ZWISCHENDURCH: 8.51 Uhr:
[Joonas Kokkonen, Die letzten Versuchungen.]
Mitten in die Arbeit ein Anruf der AMEX-Bank wegen der geplatzten Kreditrate. Ich versprach, den Betrag bis Ende der Woche anzuweisen. „Bitte benutzen Sie bis dahin Ihre Kreditkarte nicht.“ „Das ist wohl selbstverständlich.“ „Ach haben Sie eine Ahnung! Das sehen einige Kunden ganz anders.“ Ich lache und erkläre, daß ich auf einen Betrag warte, den mir auch noch die Stadt Frankfurt am Main, Sitz der Bank, seit September schuldet. „Oh“, sagt die Kontoführerin, „auch noch meine Heimatstadt.“ „Ich habe“, erläutere ich, „mehrfach deswegen telefoniert.“ „Also wenn das Geld Ende der Woche da ist, dann ist die Sache von unserer Seite erledigt.“ Die Leute sind ausgesprochen konziliant, es wäre schofel, etwas anderes zu sagen. Wenn jedenfalls die Stadt Frankfurt bis morgen nicht überwiesen hat, werd ich wieder wo betteln müssen. Egal. – ARGO! Weiter!
10.13 Uhr:
ARGO: Ich könnte weiter- und weiterschreiben, aber muß unterbrechen. Kurz eine Textpartie in Die Dschungel stellen, dann mich umziehen und aufs Rad. Dieses 5. Kapitel ist wahrscheinlich schon zu lang, das bricht den Rhythmus, ich muß die Frequenz der Ebenenwechsel beachten.
12.53 Uhr:
Im Park, an gewohnter Stelle, GAUDÍS KLINKE auf dem Papier korrigiert. Es waren nur Kleinigkeiten zu mäkeln, die ich noch vor dem Mittagsschlaf in die Datei übertragen werde. Dann geht auch dieses Ding an den Verlag raus.
Scharf kalt ist es geworden. Preiswerte Kunststoff-Handschuhe erstanden; früher ließ ich da nur Leder an meine Haut.
16.27 Uhr:
Den GRÄFENBERG-CLUB abgeschlossen. D a s Ding läuft, auch hier gab es ein paar Kleinigkeiten, mitunter ein Sich-Vergreifen im Ton. Auch die Korrekturen sind schon fertig. Also weg mit dem Text an den Verlag. Und sofort den nächsten geöffnet: BESUCH AUF DEM LANDE. Ich hab noch etwa eine Stunde, dann muß ich fort. Ganz vergessen, daß mein marebuch-Verleger heute in Berlin ist und in Gegenwart seines Autors Griesemer bei Dussmann aus dessen Buch vorliest. Da sollte ich hin. Und von da aus gleich weiter zur FAZ.
Arbeitsfortschritt:
ARGO, bis TS 36.
GAUDÍS KLINKE: fertig und an den Verlag
GRÄFENBERG: fertig und an den Verlag
BESUCH AUF DEM LANDE.Lektoratsvorschläge eingearbeitet.