Argo. Anderswelt. (59).

Markus die Goltzin setzte sich mit ins Führerhaus. Alle drei schwiegen, aber sie wollten diskret sein, nicht lauschen, so schaltete Otroë das kleine Autoradio an. Kali holte pan aus dem Beutel. Sie kauten und hörten dem blechernen Geplärr zu und dem Prasseln auf dem Wagendach. Von Zeit zu Zeit spuckten sie rote Flatschen ins Pladdern, Otroë immer über die Goltzin zum Fenster hinweg. Der Regen war nun wie Vorhänge dicht, Milizen hätten zehn Meter weiter passieren können, ohne den Wagen zu sehen. Vor der Kühlerhaube brodelte Schlamm. Nach fünfzehn Minuten war es der Goltzin zuviel. Entschieden packte sie den Vorderschaftsrepetierer. „Wie lange wollen wir n o c h hier stehen?!“ „So lange sie brauchen.“ „Was für ein Unfug.“ Die Goltzin faßt den Türöffner, drückt. Die zwischen ihr und Kali sitzt, Otroë, reißt sie zurück. „Hierbleiben.“ Die Goltzin hatte gegen das Eisenweib keine Chance und imgrunde noch Glück, daß die Hand nicht Kali gehörte. Die hätte ihr den Unterarm glatt zerdrückt. „Solange sie brauchen“, wiederholte Otroë. „Wir müssen hier weg!“ beharrte die Goltzin, der Lippenstift verwischte, momentan fiel die Frau von ihm ab. Kali lachte auf. „Und weshalb, wenn die Schwester doch liebt?“ „Da müssen nur zwei Panzer kommen.“ „Bah!“ „Der Westen nutzt seit Kühnhold Radar.“ „Bah!“ „Habt ihr eine Ahnung!“ Die Amazonen lachten schallend. „Alle Ahnung der Welt“, sagte Otroë wieder und legte Goltz eine Hand auf den Rock. „Oho“, sagte sie. Und der, zischend: „Laß das.“ Da wurde Otroë ernst, fuhr mit derselben Hand Kali ins Lachen, so daß die verstummte, sah dabei Goltz an und sagte: “Merk es dir für dein Leben: Wenn eine Amazone liebt, steht die Welt still. Dafür sorgen die Schwestern. Und wenn es sein muß, opfern sie sich.“ „Ihr seid ja irre!“ „Manchmal lohnt es sich, irre zu sein.“ „Und zu sterben für nichts?“ „Zu sterben für Küsse.“ „Nicht einmal du selbst küßt.“ „Küßte ich, säße T h i s e a und wachte.“ „Aber du küßt nicht.“ „Er versteht es nicht“, sagte Otroë. Und Kali: „Nein, er versteht es nicht.“ Otroë: “Solche Furcht vor dem Tod?” „Unsinn! Ich will, daß wir mit heiler Haut davonkommen.“ „Mit heiler Haut? Und trotzdem leben?“ Wieder lachten die Frauen. Sie lachten ihn aus. Mitleid war in den Stimmen. „Wenn einer“, sagte Otroë, „so sehr am Leben hängt wie du, dann hat er vergessen, es zu lieben.“

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