5.20 Uhr:
[Schönberg, Gurre-Lieder.]
Völlig aufgewühlt, wach seit kurz nach vier, dann traumdurchspickter Halbdämmer. Immer wieder die Begegnung gestern, die Blicke, der glückliche Junge, die Umarmung, danach die mail-Korrespondenz mit dem französischen Übersetzer, das Gespräch nachts mit einem fernen Freund. Was sehr kränkt: Ein von mir literarisch geschätzter Dichter, Marcus Braun, lehne mich ab seit dem verbotenen Buch, denn, so dessen Begründung, ich hätte ihn darin auf das mieseste „verbraten“. Was nicht im entferntesten stimmt. Ob er das Buch denn gelesen habe? Nein, dazu habe er auch keinen Bock. Das kränkt derart, weil ich noch in keinem meiner Bücher ungerecht gewesen bin, weil jeder meiner Texte unter einem strengen Diktum poetischer Gerechtigkeit steht. Daß nun solche Nachreden über das verbotene Buch umlaufen, offenbar werden sie absichtsvoll hämisch in die Welt gesetzt, schmerzt widerlich. Zumal ich mich dagegen nicht einmal mehr vermittels des Textes selbst wehren kann. Ich verstehe die Leute nicht; man kann sich persönlich nicht mögen, man kann Differenzen gehabt haben, aber das gehört nicht in die Bewertung von Literatur. Weshalb wird das von so vielen vermischt? Ich kann etwa mit Eigner verstritten sein, wie ich nur will; ich werde das immer von dem D i c h t e r Eigner trennen und jedes seiner Bücher l e s e n. Und dann erst, wieder und wieder, ein je neues „Urteil“ treffen.
Also besser gleich auf, diese Gedanken führen zu nichts. Deshalb um 5.15 Uhr hoch, latte macchiato, den Ofen besorgt, die erste Pfeife gestopft und die Kopfhörer über die Ohren gestülpt. Hinein in ARGO, ich werde heute Brem, das Gelbe Messer, „auch er ein Falludsche“, entwerfen und in den Text einfügen. Bei der Gelegenheit taucht auch zum ersten Mal Skamander als Figur auf (und nicht nur wie bisher als Name: bislang ja nur einmal im Titel und einmal als Name).
Tagesplanung
5.50 Uhr:
ARGO.
10 Uhr:
DIE DSCHUNGEL.
Post, email, Telefonat mit Delf Schmidt.
11 Uhr:
Analyse.
12.30 Uhr:
Mittagsschlaf (sofern sich das innere Wühlen etwas gelegt haben sollte).
13.30 Uhr:
EINGESCHOBEN:
14 Uhr:
Treffen mit Delf Schmidt. ENOTECA. (Endlektorat).
Danach, Arbeitswohnung:
Übertragung der Korrekturen.
(SCHORNSTEINFEGER-Kritik.
Um Geldmüll kümmern (Telefonate).
DIE DSCHUNGEL.
Endlektorat DIE NIEDERTRACHT DER MUSIK (?).
Marianne-Fritz-Recherchen im Netz für das poetische Feature.
ARGO-Notizen sichten.)
19 Uhr:
Eisenhauer, kurzes Billard.
22 Uhr:
?
Arbeitsfortschritt:
ARGO, TS bis TS 111 (!).
Das gesamte Endlektorat DIE NIEDERTRACHT DER MUSIK fertiggestellt. Das Berliner DSL-Netz ist down; deswegen noch nicht an den Verlag gemailt. Muß ich morgen früh, wie diesen Eintrag,nachholen.