Das Dreizehnte Gebot: Du sollst den Partner belügen.

Es herrscht in Geschlechterverhältnissen der unausgesprochene, aber erwartete Vorsatz zum gegenseitigen Wahrheits- und Erfahrungsbetrug. Denn keine erotisch gesunde Frau und kein ebenso gesunder Mann, die nicht im Laufe der Jahre andere Geschlechtspartner hätten, also nicht “untreu” würden. Das ist ein Gesetz der Gene streuenden, Gene sammelnden Natur, unterdessen wissenschaftlich auch bewiesen und schon insofern unumgänglich, als Menschen nach einer mehr oder minder bestimmten Dauer ihres Beisammenseins aus rein chemischen Gründen die erotische (nicht etwa sonstige) Attraktion füreinander verlieren. Darüber darf miteinander freilich nicht gesprochen, ja es soll noch im reifen Alter mit allergrößter Emphase – und zwar im vorhinein! – verleugnet, es muß weggeleugnet werden; so schwer offenbar ist das auszuhalten. “Lüge mich an, sonst entzieh ich dir meine Liebe!” Wer für sowas zu stolz ist, bleibt deshalb allein. Ob er das will oder nicht.

(CXXXII).

9 thoughts on “Das Dreizehnte Gebot: Du sollst den Partner belügen.

  1. Wer sich seinen Stolz bewahrt hat, vermeidet Versteck- und Theaterspiele und sucht einen Weg, sich selbst und dem Partner gerecht zu werden. Besser ein offenes Wort und ein gemeinsame Lösung als hundert Jahre lang schauspielerisch an die eigenen Grenzen zu stossen.

    1. Hahahahaha, spricht hier ein Christ? Oder ein Lebensverteufler? Oder der tiefe Sinn, der so tief ist, dass ich dummes Ding nicht den Grund des Brunnens zu erkennen vermag?

    2. Ich bin ja auch dafür. Aber was ist mit Schwänen? Die haben erwiesenermaßen ein Leben lang nur einen Partner. Und können recht alt werden. Ist das so unumstößlich, wie Du das beschreibst?

  2. dahinter… Und was ist mit dem Verrat hinter den Spiegeln des „Erfahrungsbetruges“. Da ist das Selbst.
    Genetische Erklärungsmuster sind banal. „Herrschende Geschlechterverhältnisse“ selbst das nicht, sie sind zu schwammig selbst dazu.
    Liebe bedeutet nicht weniger als in den Niederungen eines anderen Menschen heimisch sein zu können, ohne zu wildern.
    Sich mit den Konventionen dessen, von dem man glaubt, es sei, nicht positiv auseinanderzusetzen ist Feigheit vor dem (inneren) Feind.

    1. Banalität ist eine Funktion von Wahrheit. Und d e shalb banal, weil so o f t wirkend. Die ästhetische Entsprechung der Banalität ist insofern das Klischee. Im übrigen war hierüber von Liebe weniger die Rede als von dem, was Liebe an die Vorstellung einer außerhalb der Partnerschaft obwaltenden (walten sollenden) Keuschheit bindet: also von Eigentumsverhältnissen.

      Ihren letzten Satz verstehe ich leider grammatisch nicht. Meine der Zeichensetzung folgende Lesart lautete: „Sich mit den Konventionen dessen nicht positiv auseinanderzusetzen, von dem man glaubt, es sei… ist Feigheit vor dem inneren Feind.“ Hm. Was sind die Konventionen dessen, von dem man glaubt, daß es sei? Wer ist „es“? Und wen haben Sie bei „dessen“ im Auge?

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