Freitag, der 23. September 2005.

4.46 Uhr:
[Dallapiccola, Giaconna.]
Mitten aus einem da bereits vergessenen Traum hochgefahren um halb fünf; bin gestern abend wie seit Monaten nicht mehr früh zu Bett gegangen, bereits kurz nach 23 Uhr, und wohl auch gleich eingeschlafen. Jetzt hab ich den Kinderwohnungs-Kaffee in der Filtermaschine gemacht, die Kapuze des absurden Trainingsanzug überm Kopf, die Hörer in den Ohren mit Dallapiccolas schöner Cello-solo-Musik, und es fallen mir sofort Ergänzungen/Korrekturen zu der gestrigen Deidameia-Szene in ARGO ein (um roh-TS 309 herum). Außerdem merkte ich eben beim Abspeichern des heutigen DTs, wie wenige gesonderte Beiträge derzeit für DIE DSCHUNGEL entstehen, wie so sehr vieles sich jetzt auf ARGO konzentriert. Vielleicht muß ich die DTs-Vornehmen „DSCHUNGEL“ wieder mal etwas ernster nehmen. Es ist nicht an dem, daß mir nichts einfallen würde, im Gegenteil sind die Datei- und auch Bücherl-Notizen ganz enorm angewachsen; ich finde nur so wenig Ruhe, das dann auch jeweils auszuarbeiten – ‚einfach’ weil mich alles nach ARGO zieht. Ähnliches gilt >>>> für die nun schon mehrfach angekündige Penny-Markt-Erzählung, für Elisabeth Schneider, für die Überarbeitung der Zilts-Novelle und vieles andere mehr.

14.02 Uhr:
[Rihm, Dritte Sinfonie.]
Vier Seiten ARGO gestemmt und fast die fünfte bereits dazu; ich werd sie sicherlich heute noch schaffen, vielleicht sogar sechs. Die Erzählung läuft auf das Prächtigste, auch wenn ich immer wieder auf Fehler stoße, auf von den vorherigen beiden Büchern her Vergessenes, das so geschrieben, wie es mir eben einfällt, dann d o ch nicht geht und umgebaut werden muß. Aber das ist bei mehr als 1200 Seiten Roman-„Vor“-Text ja gar nicht anders zu erwarten, zumal wenn daran seit 1995, also nunmehr wie beim WOPERTINGER zehn Jahre lang, gearbeitet wurde: Da entgeht einem i m m e r mal dieses und/oder jenes Detail. Da ist nach Fertigstellung des Ganzen ohnedies noch eine Total-Revision fällig, abgesehen davon, daß mittlerweile auch die 369 Anmerkungen einzuarbeiten sein werden, die ich in der parallelen ‚Notizen’-Datei gespeichert habe und ständig um Einfälle, ‚Achtung!’usw. erweitere.

Moment, der Mittagsespresso zischt.
Sò.

Nach der Vormittagsarbeit wieder gelaufen, mit den Hanteln herumgefuchtelt, geschlafen – wobei mir ein Mittagsschlaf zur Zeit nicht leicht fällt, ich denke zuviel. Es ist aber kein schlimmes Denken, nur eines, das auf Konsequenzen abzielt und sich darauf vorbereiten will, was an Zahlungsbefehlen und möglicherweise Gerichtsvollzieherbesuchen anstehen wird; auch das Problem mit Miete, Strom, vor allem – wegen des Kleinen – der Krankenkasse ist zu lösen. Da werd ich mal wieder betteln gehen müssen. Schon jetzt muß ich mir Honorare bar auszahlen lassen, weil ich nicht an mein Konto komme. Insofern ruhe ich mittags, aber es ist genug. Und in welcher Kürze sich (m)ein Körper umbaut, es ist beeindruckend und beruhigend: Gerade zwei Wochen intensiven Sports haben ausgereicht, daß meine Bewegungen mir selbst merklich ganz weich werden, wie bei Katzen; allein die Art, in der ich mich, klingelt mittags der Wecker, aus der Couch herausdrehe… Es ist ein Gefühl, als hätte man etwas besonders Gutes zu essen gekocht bekommen, das zugleich auch gesund ist und unmittelbar Seele und Leib salbt. Während ich das hier schreibe, hoffe ich sehr, es kommt bei Ihnen nicht eitel an. Etwas Eitelkeit mag zwar im Spiel sein, doch vor allem bin ich dankbar. Dem dürfte ich keinen Ausdruck verleihen? Und nicht meinem ihm zugrunde liegenden Erstaunen? Es ist, als sähe oder spürte man ein Wunder. Das ist ja eigentlich gar nicht möglich, denkt man. Und dann: Aber d o ch! Es kommt dabei zudem der Geist nicht zu kurz, auch nicht die Liebe zu meinem Sohn. Und es gerät vor allem anderen meiner Arbeit zum Besten: Der Roman läuft nicht grundlos wieder so. Deshalb >>>> das erste Dschungel-Gebot.

23.34 Uhr:
[Hindemith, Sinfonie Mathis der Maler auf dem Dänen-Netzradio.]
Hab mich gerade mal wieder über eine Frau geärgert, aber: wurscht. Dafür immerhin die fünfte ARGO roh-TS-Seite fertiggeschrieben, sogar abends, was ja an eine Art Wunder grenzt. Und >>>> skizze schickt mir ein wundervolles Zitat über http://finya.de:



Jaroslav Seifert lives. Poet/journalist who, in 1984, is the first Czech to win the Nobel Prize for Literature.

„If a writer is silent, he is lying.“

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