Montag, der 17. Oktober 2005.

4.47 Uhr:
Klingelt nachts das Telefon, so ist es meist ein Hilferuf. Also s c h o ß ich hoch, als aus der Küche das an die Lagestation gedockte Mobilchen rief, schaffte es aber nicht mehr, rechtzeitig „Hallo?“ zu fragen. Ich war zudem so abwesend, daß ich nicht an die Mailbox dachte und zurück aufs Hochbett klettere, sofort auch wieder einschlief. So müde bin ich gewesen, einesteils aus Traurigkeit, andernteils, weil mein Körper sich anfühlte wie ein einziger Muskelkater, der nur noch ruhen wollte. Vielleicht war der Muskelkater auch die Flucht der Seele in die Anatomie. Jedenfalls war ich deshalb bereits wieder um 23 Uhr schlafen gegangen. Das Mobilchen klingelte aufs Neue. Ich raste abermals hinunter, kam abermals zu spät. Nun aber hatte sich die Mailbox gemeldet. Die übertrug, als ich sie anrief, ein vielleicht zehnsekündiges, zögerndes Atmen; dann wurde ‚drüben’ hörbar aufgelegt.
Diesmal nahm ich das Gerät mit aufs Hochbett, schlief wiederum tief ein, geradezu hinabfallend,und erwachte von neuerlichem Handyklingeln um halb zwei. „Hallo?“ Leise, ruhig gespannt. Keine Antwort. Wieder nur das Atmen, eine kürzere Spanne noch als auf der Mailbox. Klick.
Hiernach blieb das Gerät still für den Rest der Nacht.

Heute ist völliges Ducheinander. Da ich am Mittwoch auf die Buchmesse fahre (und Samstag für die Lesung nach Stuttgart und morgens drauf für die nächste Lesung auf die Buchmesse zurück), bleibt der Junge außerplanmäßig noch bis morgen bei mir. Da er aber nun heute den ersten Tag in der neuen Schule hat, in der alten hingegen sein Judo-Kurs weitergeht und außerdem am Abend sein Schwimm-Aufbaukurs stattfindet, wird sich meine ArbeitsKontinuität kaum herstellen, zumal ich zwischendurch die fünftletzte AnalyseStunde und obendrein noch laufen will . Ich werde ab Mittwoch wegen Frankfurt und Stuttgart aussetzen müssen und will die erlangte Kondition nicht wieder verlieren. Andererseits war mein physischer Zustand gestern abend so erschöpft, daß ein wenig Pause wohltun könnte. Ich bin mir aber nicht sicher, ob das nicht vor mir selbst nur eine Ausrede ist; ich habe in meine eigenen Argumente, wenn sie mich an Leistung hindern wollen, keinerlei Vertrauen; es ist so, als sagte meine innere (von anderen IchTeilen strikt geschiedene) moralische Kontrollinstanz: Du willst dich nur beschwindeln.

21.21 Uhr:
[Schubert, Die Winterreise im DänenNetzRadio.]
Welch wundervoller Tag! Mit dem Jungen und *** und der neuen Schule und seinem Judo und dem weiterführenden Schwimmkurs abends. Und der Stolz des Vaters, als der Sohn mit seinen 5 Jahren nun auch noch den Freischwimmer machte: Die Schwimmlehrerin winkte den Papa, den sie seine Bahnen ziehen sah, aus dem Wasser: „Können Sie mit dem Jungen etwas länger bleiben? Der Sven will seine acht Bahnen schwimmen, da könnte Adrian gleich a u c h…“ Zweimal hatte der Knirps schon den Ring aus 2,20 m Tiefe heraufgetaucht, okay, dann schwamm er halt die Bahnen ebenfalls noch… und macht noch Jux dabei, baggert vorbeischwimmende Schönheiten an, taucht mal ne Runde, „he, die Hände zusammen! richtig schwimmen!“ so mal der Papa, mal die Schwimlehrerin vom Beckenrand. Tja, so kam’s.
Irre stolz. Irre glücklich. Und müde jetzt beide, Vater und Sohn. Letztrer schläft nun selbstverständlich schon. Gearbeitet hab ich n i c h t viel heute, war fast die ganze Zeit mit *** unterwegs und dann laufen und wieder mit dem Buben u n d *** und schließlich mit dem Jungen allein.

Nee, ich arbeite jetzt n i x mehr. Morgen früh wieder.

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