Dienstag, der 6. Dezember 2006.

5.02 Uhr:
Nach Waschsalon duftende alte Klamotten, nicht die Strickjacke von Alexandra ist alt, aber der dickgerippte weinrote Pullover darunter: der rechte Ärmel franst völlig aus; latte macchiato; pünktlich um halb fünf hoch. Reiner Automatismus: Wecker hören, draufpatschen und aufstehen:: das fällt heute, mit knapp vier Stunden Schlaf, sehr viel leichter, als es gestern fiel mit fast sechs Stunden Schlaf. Dennoch tippe ich Dich, liebes Tagebuch, heute etwas s p ä t e r als gestern, denn Du und der Arbeitsfortschritt im gestrigen DTs waren noch nachzutragen und wiederum ein Nachgetragenes war in die Vortragsskizzen zu kopieren, das kostete ein wenig Zeit. Was mich heute früh bewegt, magst Du wissen? Nun, in spätestens anderthalb Stunden wird mein Junge erwachen, drüben bei seiner Mama, und nach dem Stiefel sehen… (Ein kleiner Freund übernachtet heute bei ihm, erzählte vorgestern ***, so wird es doppelte Nikolausfreude geben.)

Brutaler Ruf aus dem Off:

„A R G O!“

7.28 Uhr:

Auf Inspektion des Schreibtischs links.

16.36 Uhr:
[Puccini, Madama Butterfly. Zur Vorbereitung auf den heutigen Abend. Die wundervolle Aufnahme unter John Barbirolli. Den ich als Dirigenten furchtbar liebe, vielleicht noch mehr als Calos Kleiber…]
ARGO und Der Vortrag, dazu mit dem Gedicht konfrontiert, das ich gestern schrieb – ohne jemals den Anspruch stellen zu wollen oder zu können, ein Lyriker zu sein; denn mir mangelt es daran, mich Rilkes Diktum fügen zu können, demzufolge ein Liebesgedicht zur Welt spreche und nicht zur Geliebten. Zur Welt spricht meine Prosa. Dennoch scheint die-nur-für-Eine-n i c h t-Fingerübung angesprochen zu haben: Prunier übersetzt, und >>>> mandragul denkt und fühlt mit. Seltsam. Und, lese ich gerade, auch >>>> parallalie. Ihr beschämt mich, Freunde. Ach könntet Ihr hören, was i c h gerade höre… Wenn mich etwas zusammenhält, das zugleich weich ist, dann nur die Musik.

0.19 Uhr:
Komme gerade heim, war nach der Oper mit G. noch etwas trinken, der wie ich völlig aus dem Häuschen war von dieser Madama Butterfly. Was Bieto hier an der Komischen Oper inszeniert hat, gehört zum besten, das ich j e auf einer Opernbühne sah. Ich fomuliere das für http://opernnetz.de morgen früh, jetzt nicht mehr, sonst komm ich um 4.30 Uhr nicht raus. Aber: Das war genial.