Samstag, der 31. Dezember 2005.

9 Uhr:
[Mozart und Malaparte zum Erwachen.]

Aufgewacht kurz nach acht. Alles verschneit. Obendrein bin ich eine so geheizte Wohnung nicht recht gewöhnt, also erst einmal die Heizung g a n z weggedreht. Auf den Laptop geschaut, Kaffee bereitet, Malaparte gelesen. Ich habe das Typoskript von ARGO mit, um durchzukorrigieren, bin aber wegen Malapartes Beschreib- und Sprachmacht ein wenig gehemmt, meine Sachen gut zu finden; andererseits renne ich mit dem Ribbentrop-Rhizom herum, in dem Ursula und G. schon gestern die ganze Zeit gelesen haben. Witzigerweise macht, daß das Ding gebunden ist, enorm viel Aura; Rebers Arbeit ist ja nun nicht geringer. Man ist psychisch offenbar noch immer an materiale Manifestationen nicht nur gewöhnt, sondern in seinen Bewertungen davon abhängig; selbst ich. Das ist nicht ohne Komik.
Ratz Felix, den ich mitnehmen mußte, da sich sonst niemand um ihn gekümmert hätte, turnt auf mir; G. sähe es nicht gern, flitzte das Tier durchs Häuschen; und immer nur in seinem kleinen Reisekäfig mag ich es nicht eingesperrt lassen. So kann ich ihm wenigstens seine Schmuseeinheiten geben, mir selbst tut es ja auch ganz gut zu jemandem zärtlich zu sein, gerade in der Situation jetzt, wo ich mit einem Paar zusammen die letzten Tage des Jahres verbringe. (Ich bin aber auch wiederum nicht unfroh; wäre ich mit einer Frau hergefahren und nachts um 12 riefe ****** an, es wäre das eigenartige Gefühl eines doppelten Betruges. Das erspare ich mir nun, freilich um den Preis eines letztlichen Alleinseins.

Gestern mittag noch im Gespräch mit Katanga ARGO zeitlich projektiert:
2006
Vierten Teil schreiben, evtl. auch den Fünften, der aus Symmetriegründen so kurz werden soll wie der Erste (Nullgrund).
2007
Evtl. Fünften Teil zuendeschreiben.
Erste Fassung zur Zweiten Fassung umbauen (kürzen, umformulieren, Struktur festziehen).
2008
Lektorat zur Dritten Fassung (Druckfassung).
Veröffentlichung im Herbst zur Buchmesse Frankfurtmain.

Gerne schöbe ich für 2006/07 noch ZUNAMI ein, auch DLZI, jedenfalls ein Projekt, das vor die Veröffentlichung von ARGO noch ein weiteres Buch schiebt; es ließen sich aber auch theoretische Texte zu einem Theoriebuch zusammenziehen. Mal sehen. Auch der lange geplante BOMBAY-Roman wäre fein.

HörstückPlanung:
Über Cortázar.
Über Maurizio, den Römer. (Zusammen mit Eigner).

10.03 Uhr:
70er Jahre-Rock füllt das Häuschen, der Profi erscheint im grünen ManchesterOverall und sagt: „Du darfst ein Foto von mir machen und ins Weblog stellen, aber nur von den Füßen bis zum Hals. Das erlaube ich dir.“

Nachmittag und Nacht:
„Guck mal, hier sind sogar Orientalen“, sagt eine ältere Dame im winterlichen Wildpark der Schorfheide, als sie mich sieht mit dem Tuch über dem Kopf.

****** ruft nach zwölf Uhr an, gibt aber ziemlich gleich an meinen Jungen weiter. „Papa, ein schönes neues Jahr!“