Sonntag, der 8. Januar 2006.

4.44 Uhr:
Arbeitstechnisch scheinen mir diese Tage geprägt zu sein von der Schwierigkeit, einen neuen Anfang zu finden, da das alte Jahr in das Ende eines Riesenteiles ARGO mündete und das neue nun am Meer steht und einigermaßen ratlos hinausschaut: die Überarbeitung der EF dieses Teiles entspricht ein wenig einer hinter der Mündung in den Ozean hineinziehenden Fahrtrinne; man sieht sie nicht so recht. Dazu die Feiertage, daß ****** nach ihnen, seither bis jetzt, wie hinausgeknipst ist, private Begegnungen intensiverer Art, die mit allerlei Zeigefingern und Fingerzeigen drohende Ökonomie, der man den Stinkefinger zeigt… ah, der Kaffee ist durchgelaufen, Moment…
… dann ist mein Arbeitsrhythmus ziemlich durcheinander, so richtig diszipliniert kann man mich momentan nicht nennen; und die einen halten mich für einen eitlen Fazke, was ich wohl auch bin, aber für nicht mehr, und meine Arbeit kommt ihnen, ohne daß sie sie lesen und vielleicht deswegen, als überflüssig vor; andere wiederum bewundern sie, manche bewundern sogar mich, womit ich wiederum nicht umgehen kann, weil ich auf Kampf gestellt und warmer Anerkennung gegenüber eigentlich hilflos bin, „du definierst dich immer über deine Feinde“, wirft der Profi mir gelegentlich vor, „anstelle dich an deinen Freunden zu orientieren“, je nun…
ARGO.

6.54 Uhr:
Bis TS 470 vorgedrungen… aber blöd jetzt: Magenattacke. Sie zieht sich um die Seiten bis zu den Nieren, ein dumpfer, unterdrückter Schmerz. Um seine Abwehr bemüht, über Negts und Kluges Medientheorie gelesen. Einen früheren Zug nach Bamberg für morgen rausgesucht, so daß ich d o c h pünktlich in der Villa Concordia sein werde. Habe Alexandra, die aber seit dem 17. Dezember schweigt, entsprechend gemailt. Werde nachher versuchen anzurufen. Ich leg mich jetzt, glaub ich, nochmal hin.

9.44 Uhr:
[Ein Violinduo von Elgar im DänenNetzRadio.].
Die Magenattacke weggeschlafen. I s t schon seltsam.
Wegen ARGO: Es gab in BUENOS AIRES. ANDERSWELT irgendwo die (damals aus einem Google-Link hergenommene) Anspielung auf eine südamerikanische Guerrillera; ich brauche diesen Namen, finde und finde ihn aber nicht wieder. Weiß jemand meiner Leser was? (Auch den Namen einer anderen Guerrillera könnte ich nehmen, als Formklammer wäre aber die bereits Genannte am schönsten.)

10.10 Uhr:
Ich erinner mich grad an Eigners von beinah allen anderen meiner Freunde geteilte Skepsis gegenüber Den Dschungeln und diesem dann allerdings ironisch-einschränkenden Satz, den er mit Blick auf das massive ARGO-Typoskript von sich gab: „Na ja, du schreibst so wahnsinnig viel… ich meine, gewissermaßen hast du dir dein eigenes Korrektiv mit diesem Weblog geschaffen: n o c h mehr Bücher würde wirklich kein Leser verkraften.“

17.04 Uhr:
Schon heiter. Ich bekomme keine Nachricht von A. aus Bamberg. Möglicherweise werde ich nun nach meinem Antrittsbesuch in der Villa Concordia die Nacht am Bahnhof verbringen… es sei denn, man hat dort ein Zimmer für mich oder ich kann schon einen Tag früher in Innsbruck sein. Jedenfalls hab ich kein Geld für ein Hotelzimmer. Lustigerweise fand ich eben, als ich drüben in der Arbeitswohnung die Sachen für die Reise zusammenstellte, die Kündigung meines DispoKredites bei der Postbank Hamburg vor: Es habe eine schlechte SchufaAuskunft gegeben. Ach ja? dachte ich. Nun funktioniert eigentlich nichts mehr: Die Kreditkarten sind weg, das Konto ist zu, und ANH, der Denker und Poet der Neuen Medien, wird zur Naturalform des Zahlungsumganges zurückkehren müssen. Das ist nicht ohne Witz. Werde also nach meiner Rückkehr mit dem Profi die Fürs und Widers einens PrivatKonkurses erörtern. Wenn Sie meinen, ich hätte deshalb ein schlechtes Gewissen, so irren Sie; auf Schulden ist dieses gesamte System aufgebaut, von Schulden werden fast sämtliche BankerLöhne und die Beamten sowieso bezahlt… ich sollte nur zusehen, mein Kind und mein Werk zu schützen; das allerdings ist dringlich.

Von Freund U.F., der mit ARGO III begonnen hat und parallel zu mir liest, kam eben eine hoffnunggebende Mail: mit argo III angefangen, bin zwar erst im 5. kapitel, aber: mein lieber,
da ist bumms dahinter, so magisch haste mich lange nicht mehr in einen
text gezogen. das ist genau die süffigkeit, mit der ich mich bisher an
deinen texten berauscht habe.

23.43 Uhr:
Nach langen Gesprächen, nach Twin Peaks usw. lese ich in Den Dschungeln >>>> d a s hier. Ich mag das nicht kommentieren, aber es ist ein vorzüglicher Text für Psychiater und Soziologen. Als solcher sollte er dokumentiert bleiben. Und was das verbotene Buch anbelangt, so sagt der von dem Kommentar ziemlich konsternierte Katanga gerade, er verstehe den Masochismus sowieso nicht, der jemanden ein Buch, das er/sie abscheulich finde, es zuende lesen lasse…