Montag, der 6. Februar 2006.

4.37 Uhr:
War mal gut, gestern bereits vor 24 Uhr schlafen gegangen zu sein; überhaupt kein Problem, um 4.30 Uhr eben hochzukommen. Um 2.39 Uhr wachte der Junge wieder auf, wachte auch ich auf; er rollte sich unter meine Decke heran, wir schliefen wieder ein.
Sofort, jetzt, an ARGO. Wasser für einen löslichen Cappucino sitzt auf, der Kessel gurgelt. Nach dem verhältnismäßig bummeligen Tag gestern wird heute die DiszipinSchraube wieder angezogen: nur noch vorher schnell das DTs skizzieren.

10.27 Uhr:
Bis eben an ARGO gesessen, zwei enge Seiten geschafft; dazu etwas Korrespondenz: EA Richter hat geschrieben, ich habe geantwortet, Freunde haben geschrieben. Aber insgesamt ist es ruhig. Bin sehr müde plötzlich. Vielleicht ziehe ich den Mittagsschlaf v o r. Doch erstmal, bis die kleine Sumatra aufgeraucht ist, an VERBEEN.

17.29 Uhr:
Von halb zwölf bis halb eins eine Stunde lang tief und, hab ich den Eindruck, traumlos geschlafen, Stein gewesen sozusagen; danach sofort wieder an VERBEEN, ausgesprochene Nähen zu Powys entdeckt, aber die sexuell-vitalistische Seite eines selbsternannten Missionars. Da ist Feuer drin, nicht Jammer, wie bei Powys oft, der sich auf seine ‚keusche Jungfräulichkeit’ soviel zugute tat. Dann ab zum ARD-Hauptstadtstudio. Das erste Interview, über Draht, mit dem WDR; freundlich, entspannt. Danach Treffen mit einem wirklich beeindruckenden NDR-Journalisten. Er war vorbereitet, er stellte gute kluge Fragen, er schaute erst einmal, bevor er sich ein Urteil bildet. Sein erster Blick ging in mein Gesicht, dann auf meine Hand, um den ‚gigantischen’ Siegelring ins Auge zu nehmen; aber alles sehr diskret. Wir gingen in ein Café, wir sprachen fast eine Stunde miteinander, bevor er, am Spreegeländer mit Blick auf den geflaggten Reichstag, das Interview führte. Er ließ sich das ARGO-Konzept erklären, fragte nach wegen meiner Biografie, fragte nach der Börsenzeit, immer: Weshalb? Warum? Ich antwortete. Der Mann hat einen ausgesprochen markanten Schädel, schon als er neben mir ging und vor mir das Café betrat, war mir klar: das ist keiner, der zaudert oder sich windet, sondern einer, der steht, ist ein Fels. Dem ist es egal, was ‚man’ denkt. Der will Argumente und Haltung. Hochachtung hab ich.
Durch die Kälte zurückgeradelt, mitten im Überholvorgang knallt mir auf der vierspurigen Straße der Werfer der Gangschaltung weg. War etwas heikel wegen des Gegenverkehrs. Den Rest des Weges mußte ich schieben. Wollte noch eine Sendung von der Post abholen, aber die Schlange war mir zu lang. Zwar stand ich fünf Minuten, aber sowas ist wirklich öde. Ich stelle nicht an. Punkt. Und wenn die Post zurückgeht. Weiter zu Fuß, das Fahrrad schiebend. Zur Reparatur gegenüber der Abreitswohnung gebracht; bis Donnerstag könnte es sein, daß ich warten muß. Das haut mir zeitlich vieles durcheinander, ich bin es gewöhnt, schnell durch Berlin zu kommen. In mir grrrrrrt’s, aber es läßt sich nicht ändern. Nun zum Verstärker, der ebenfalls weggebracht werden muß, noch das Rad.
Egal jetzt. VERBEEN.
Um 19 Uhr ruft das DeutschlandRadio wegen eines nächsten Interviews an. Um 22 Uhr treff ich den Profi. Wir haben morgen beide Geburtstag. Als ich sagte: „Nee du, ich will spätestens um halb eins im Bett liegen, weil ich um halb fünf am Schreibtisch sein will…“, war ich ganz überrascht, als er sagte: „Aber wir haben doch Geburtstag!“ Ich hatte das komplett vergessen. – Eigentlich hat er recht.