Dienstag, der 25. April 2006.

5.44 Uhr:
[André Duchesne, lettre à ma mère.]
Ich höre mich durch die CDs voriger KompositionsStipendiaten der Villa Concordia hindurch; heute früh eine freemusic-Aufnahme des mir bislang unbekannten André Duchèsne; ein Stück für elektrische Gitarre, ‚computer sequenzing’ und Schlagzeug; ‚freemusic’ ist ein Ausdruck des im FreeJazz beheimateten AvantgardeSaxophonisten >>>> Wolfgang Fuchs, der seine Musik dadurch von herkömmlichem FreeJazz abgrenzt. Bei Duchèsne kommen, soweit ich bis eben hörte, RhythmElemente und TechnoDance hinzu. Angemessen für mich als Morgenmusik, weil ich mich für ARGO von dieser Idylle hier hinwegimaginieren muß: Bei meinem kurzen Morgengang eben (rotrosa schliert’s sich den Himmel hinauf, die Vögel zwitschern heute früh und schmettern nicht), den Kaffeekumb in der Hand bis zur Regnitzmauer hin die paar Stufen tiefer und ins wirklich enorm fließende Wasser geschaut – da, eben, dachte ich:: Stell dir vor, all dies sei bloß ein Schein – Mara, denke ich -, darunter dahinter dahindurch wirkt die elektronische Gitterwelt, deren Funktionen wir sind – aber das System ist durch Einbruch zweier/dreier anderer Systeme und ihrer Funktionen gestört – die Parabel von ANDERSWELT – oder eben dadurch wieder zurechtgerückt – die Parabel des WOLPERTINGERs… – aber diese Vorstellung fiel mir gar nicht leicht. Mit diesem Gefühl stapfte ich an meinen Arbeitsplatz.
Gestern nacht noch mit >>>> Robert HP Platz telefoniert, der aus meinem Nicht-Sirius-Stück, das nach wie vor unaufgeführt beim Verlag der Autoren liegt, ein Musikstück machen will. Es sind dazu aber kräftige Eingriffe in den Text nötig, die Gund-Erzählung und auch die Ästhetik sind s e i n e r musikalischen Idee anzupassen…. ach je, jetzt wird der Duchèsne ästhetisch aber uninteressant, weil sich der repetitive Pop so vordrängt; na warten wir mal ab; egal… – jedenfalls werde ich ab nachmittags nun an dem Musikstück ‚librettieren’; Platz braucht den Text bis Ende Mai, damit er komponieren kann. Im Oktober soll vom WDR produziert werden. – Am 27. Mai wird in Bonn RHPP’s Violinkonzert in Bonn uraufgeführt, ich werde hinfahren, denke ich.

Der Wecker fiepte ‚zur Eingewöhnung’ um 4.45 Uhr, ich stellte ihn auf 5.15 Uhr um, stand erst dann auf. Nun ja. WLan funktioniert prächtig; gestern abend tippte ich sogar vor der Glastür draußen. Es geht jetzt alles seinen griffigen Gang. Ab 12 Uhr hab ich Termine. Bis dahin schreib ich an ARGO. – Nee, die Musik ist wirklich nichts für mich. Ich laß sie dennoch weiterlaufen, will a l l e s hören; das Ohr soll gerecht sein, bevor es dann abschließend urteilt. – Nee, nee, nee! Nix freemusic, sondern zunehmendes Gedödel. Ich wechsel zu >>> Claus Kühnl („im horizont hätten fahnen zu stehen“, Zyklus für Klavier mit Präparationen, 1987). Überzeugt aus der Reihe, letzte Woche, hat mich >>>> Frank Gerhardt.

Ach ja, eine Mail >>>> Helmut Kraussers kam noch, der beim neuen literarischen Programmchef von du Mont, Marcel Hartges, wegen ARGO nachgefragt hat. Ich kenne Hartges noch aus meinen Zeiten bei Rowohlt; Delf Schmidt hatte ihn dort hingeholt. Er, Hartges, habe ihm, Krausser (der mit ihm von Rowohlt in das andere Haus wechselt), gesagt, ich könne ja mal was schicken; carte blanche aber gebe es nicht. Nach einer solchen Auskunft werde ich das wohl besser sein lassen; einmal abgesehen davon, daß ja nun bekannt genug ist, daß ich ein Verlagshaus für das Riesending suche: da hätte er gut von sich aus mal anrufen oder nachfragen können. Jedenfalls werd ich mir ganz sicher keine Ablehnung bestellen. Vielleicht kriegen wir anderweitig mal Kontakt, vielleicht auf der Frankfurter Buchmesse; so von mir aus unternehme ich, bei soviel seinerseitiger Bedecktheit, jetzt erst einmal nichts. Ich habe das Netz, meine Arbeit wird hier wahrgenommen, notfalls geht es auch ohne Bücher.

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