Man wird das RauschGift SM nie mehr los. Wenn man davon einmal gekostet hat. Es wirkt auf alle späteren Beziehungen ein und macht sie oft problematisch. Gerade, wenn man liebt. Seit ich das an mir erlebe, schreibe ich offen darüber. Und denke öffentlich darüber nach.
[Melusine Walser (7) und DLZI (XVI).]
rausch gewiss, ob gift, fragt sich möglicherweise denn: lässt sich dasselbe nicht auch in bezug auf andere bereiche der erotischen verausgabung sagen – sobald mann/frau sich in bereiche grosser intensitäten begibt, in denen das lustvolle spiel auch notwendigerweise ein sich-vorbehaltlos-ins-spiel-bringen beinhaltet? bereiche, die meiner erfahrung nach leider (vielleicht sogar zum glück?) für viele menschen so oder so terra incognita darstellen, sadomasochismus hin oder her: der stellt aus meiner sicht letztlich nur *ein* mögliches transportmittel in diese gegenden dar (wenngleich auch ein sehr lustvolles). ich denke, der punkt ist eher der, dass mancher gewisse intensitäten zum leben *benötigt* – gerade wenn einen auch noch liebe antreibt – die für menschen, die, aus welchen gründen auch immer, demgegenüber stärker auf selbstbewahrung denn auf selbstverausgabung und -überschreitung ausgerichtet sind nicht mehr lebbar sind. die äusserst delikate balance zwischen einer für das fortleben notwendigen stabilität (d.h. sorge um die zukunft etc.) und dem verlangen, hier und jetzt in masslos offener freiheit ausser sich zu geraten, *sie* stellt m.e. die eigentliche schwierigkeit dar. diejenigen, für die die erotik eine bejahung des lebens bis in den tod darstellt (sinngemäss bataille, dessen denken mir manchmal sehr nahe ist) sind allerdings nicht zahlreich, auch nie gewesen. und erst recht noch weniger gefeit vor den zerreissungen, die das verursachen kann, mir scheint: verursachen *muss*. aber «der mensch lebt nicht vom brot allein, sondern vom gift.» (nochmal bataille). auch das eine frage der dosis.
herzlich
s.
ps: in dem zusammenhang fällt mir u.a. noch arthur adamov ein, der seinen sehr bewusst ausgelebten masochismus(*) als immunisierung gegen den tod bezeichnete. was er übrigens auch in wunderschöne literatur zu übersetzen wusste, meines wissens leider bis auf «fin d’août» nicht ins deutsche übersetzt. (*: ob die eigene rolle nun eine zufügende oder eine erduldende ist, ist m.e. in dem rahmen übrigens unerheblich)
Im Körpergedächtnis eine Erinnerung gespeichert, die als Weh sich Gehör verschafft, wo sie gerade nicht gehört werden will: etwa im liebevollem Umfasstsein.