“Was hältst du von diesem Mann?“
„Soll ich ganz ehrlich sein?“
„Ja.“
„Er ist eine geile Wichsvorlage, aber ich würde mich niemals trauen, mit so wem etwas anzufangen.“
Merke: Es gibt keine Amazonen, auch wenn sie sich unsere Männerfantasie so wünscht. Es gibt nur, letzten Endes, kleine Mädchen, die versorgt werden wollen. Um es mit >>>> Eisenhauer auszudrücken: Frauen inszenieren den Stöckelschuh, aber wollen, wenn’s ernst wird, auf schnellstem Weg in den Pantoffel zurück.
[Übrigens gilt dasselbe für „Männer“: auch sie ziehen, letztendlich, das Hausmütterchen, das ihnen über den Kopf streichelt, der aggressiv-schönen Frau v o r. Man könnte ja Grippe bekommen und dann fiebrig zu Bett liegen müssen. Weil nun Frauen ganz ebenso strukturiert sind, werden nicht wenige „Männer“ sogar fündig an Schönheit. Die prostituieren sie dann an den Herd.]
“Aber mit wem schläfst du daheim? Also wenn du mit deinem Mann schläfst? Mit ihm oder mit der Wichsvorlage? Und wer betrügt dann eigentlich wen?“
Betrogen sind alle drei: um die Realität betrogen die Wichsvorlage, um das Gemeintsein der Mann, und um Wahrhaftigkeit betrogen hat sich die Frau. (Man kann es auch anders sehen: der Mann schmarotzt an dem, der gemeint ist. Und die Frau.)
Von U. Geschlechtersprache. (…) Ich verfolge natürlich alles, auch die Wucht, mit der sich jetzt die Natur ihren Weg zurückholt (übrigens halte ich deine Texte nicht für Sublimierung, sie drücken es sehr plastisch aus, diese ganze Wucht, aber dadurch wird sie ja nicht kleiner). Nur eine Anmerkung (nicht zum ersten Mal) fällt mir auf, dass du an einem Punkt literarisch arg „schwächelst“, nämlich, wenn du dich in DIE Frau/en reinversetzt. Wie jetzt in dem Wichsvorlagen-Dialog. Das ist kein Frauengespräch, das ist ein Männergespräch mit vertauschten Pronomina. Frauen (zumal untereinander) reden so nicht. Sie würden sagen „der macht mich schon an, aber… (ich habe Angst / der tut bestimmt weh / vor dem hat mich Person XY gewarnt…)“. Aber dass ein Mann als Wichsvorlage dienen könnte, das ist eher Männerphantasie (wobei Frauen sicher nicht weniger pornographisch sind als Männer, aber eben anders). (…)
An U. Geschlechtersprache. (…) danke für den Brief. Ich stell ihn, wie auch diesen, auszugsweise in Die Dschungel, okay? Dummerweise l i e f das Gespräch so, und zwar zwischen einer Frau und einem Mann. Mit ebender Wortwahl. Wer jemals auf einer Frauentoilette war und feststellte, daß die Sprüche dort exakt die gleichen sind wie auf Herrenklos, den wundert das auch nicht. (…)
Dummerweise ist das die Naturalismusfalle. Alles, was man abkupfert, dient der Onanie. (Im übrigen kann ich ja überhaupt nichts dafür, daß da wieder einmal dieses O-Wort – Geruch hin oder her – nicht nur die Kommentaristen fesselt(!)).
Nein, ist es nicht. Da es bei diesem Dialog nicht um Literatur, sondern um kunstfreie Erkenntnis geht. (In der Tat übernähme ich einen solchen Dialog so nicht in einen Roman. Für die von mir so genannte >>>> Soziologie der Geschlechter, die als bewußte Attacke auf die gender-Haltung geführt wird, ist er indessen hilfreich.)
Im übrigen sind Sie s c h o n wieder ungenau und wirklich kein guter Denker. Sie schreiben „was man nur abkupfert“. Davon kann in dem Beitrag nicht die Rede sein, sondern es wird deutlich aus dem „abgekupferten“ Dialog eine Haltung gewonnen und entsprechend argumentiert. Oder sagen wir: polemisiert. Abgesehen davon steht der Dialog in einem Zusammenhang; schon dies führt Ihr „nur“ ad absurdum.
Da hilft dan nur sowas hier. Wenn mensch sich den 3er-Beziehungsscheiß mal wegdenkt (weil solche „Beziehungen meist komplexer sind) und den politischen Anspruch in dem Artikel, sind wir bei der Mischung aus Verantwortung und Selbstverantwortung, die das Leben eben einfacher macht. http://de.wikipedia.org/wiki/Polyamore
Grusles Markus
@mdw. Sie läßt sich aber nicht wegdenken. Jedenfalls nicht in unseren Sozialsystemen, zumal, wenn in den 3er-Beziehungen K i n d e r eine Rolle spielen. Auf die es aber doch ankommt. Denn anders als in den (sehr wenigen) Kulturen, in denen Kinder n i c h t im Familienverband, sondern in der Gemeinschaft aufgezogen werden, wo dann auch die Väter nie wissen, ob und wessen Kind gerade sie Vater s i n d, binden sich in unserem Kulturraum Rechte und Verpflichtungen daran, die sehr bewußt auf Weitergabe der je eigenen Gene achten. 3er-Beziehungen mit Kindern mehrerer Väter müßten das Gefühl zum eigenen Kind derart abstahiert haben, daß die rechtliche Verpflichtung – aber auch die seelische und dann alles, was mit der Finanzierung der Ausbildung, des Studiums usw. zusammenhängt – einem ganz unabhängig von eigener Vaterschaft selbstverständlich ist. Des weiteren stellt sich die Frage des Sorgerechts: wer bestimmt denn nun, was mit einem Kind werde, vom Kleinsten bis zum Größten? Die leiblichen Eltern gemeinsam oder alle drei über alle Kinder? Oder ist an eine matriarchale Organisation gedacht, in der die Mütter alle, die Väter aber gar keine Rechte, sondern nur Pflichten haben? Und welcher der beiden oder mehr Männer dann? Und was, wenn der nicht-leibliche Vater in das andere Kind seine Seele gibt, der leibliche aber es nicht tut und dennoch Bestimmungsrecht hat? Um von den emotionalen Verwicklungen, wenn es nämlich um L i e b e und Begehren geht, und den wahrscheinlich daraus resultierenden Katastrophen einmal zu schweigen. Und dabei ist noch nicht die wichtigste Perspektive, die Seele des Kindes, mitgedacht. Ich kann hier – bei aller intellektuellen Zustimmung, was etwa den Komplex Liebe & „Eigentum“sanspruch anbelangt – wirklich n i c h t s erkennen, „was das Leben einfacher macht“. Ganz im Gegenteil. Und, wohlgemerkt, in u n s e r e m Kulturraum und unter unseren sozialen, sozialisierten sowie juristischen Rahmenbedingungen.
Sorry. Ich war gestern Nacht etwas zu müde um länger zu tippen und hab halt nur einen Link gepostet, von dem ich vor ein paar Tagen gelernt hab, wie die Art zu leben heißt, die ich seit 20 Jahren praktiziere. *gg
Na ja. Es sagt ja niemand, dass sich Verantwortlichkeit wegdiskutieren lässt. Ich kenne zwar keine Polyamodingsbums-Beziehungen, die sone klass. 3er-Kiste sind aber in allen solchen Beziehungen spielt eben genau Verantwortlichkeit eine Rolle. Anders funktioniert sowas gar nicht. Und dann ist es auch nicht wichtig, ob es sich um Kinder oder Erwachsene handelt. Nur die Art der „Beziehung“ ist logischerweise eine andere.
Für mich verbinden sich Liebe und Eigentumsanspruch nicht zu einem Komplex. Sie sind klare Antagonisten. Für mich fängt anm der Stelle eigentlich schon Benutzen und Missbrauch an. Und wer polydings leben will, kann sich Eigentumsansprüche abschminken.
Zu emotionalen Verwicklungen führt das nicht anders als in anderen Beziehungen auch. Es gibt nur andere Verwicklungen. Was meiner Erfahrung nach in offeneren Beziehungsnetzen einfacher ist, ist die Bereitschaft zur Kommunikation. Den Leuten ist die Anwesenheit von Problemen eher bewusst. Das macht dann auch solche Sachen wie die mit den Kindern leichter. Nu will ich nicht sagen, dass das immer so sein muss. Es sind nur die ganz praktischen Erfahrungen, die ich in dem Netz, in dem ich lebe, mache.
Solange das Sorgerecht eine rein juristische Angelegenheit ist, bleibt es von einer solchen Beziehung unberührt. Wenn es denn um ganz praktische Sachen geht, gibt es einen Entscheidungsprozess, wie in jeder monogamen Familie auch.
Andererseits, stell es Dir nicht zu eng vor, ich hab ja schon im letzten Posting geschrieben, dass mir das mit der 3er-Kiste in dem Artikel zu wenig an der Realität orientiert ist.
Ich lebe mit zwei Frauen und einem Kind zusammen in einer Wohnung. Eine der beiden ist die Mutter meines Kindes. 🙂 Trotzdem werden Entscheidungen zu dritt besprochen. Wenn es Meinungsverschiedenheiten gibt, die nicht überbrückbar sind, entscheiden eher die leiblichen Eltern. Das hat sich so ergeben. In anderen Beziehungen mag das anders sein.
Eine Frau mit der ich nicht zusammen wohne, hat auch ´ne Tochter. Die trifft ihre Entscheidungen weitgehend unabhängig von allen, auch unabhängig vom leiblichen Vater des Kindes, der nur wenig Interesse zeigt.
Das ist einfach individuell verschieden, wie in allen anderen Beziehungsnetzen auch. Ich kenn Familien, wo die Mutter gelinde gesagt unfähig ist, Entscheidungen zu treffen, sondern macht, was Oma sagt. Wie gut das auch immer sein mag.
Die Seele des Kindes leidet unter einem solchen Netz auch nicht mehr oder weniger als unter anderen Beziehungsnetzen. Warum sollte? Monogamie ist doch kein genetisch verankertes Programm, sondern in den letzten Jahrtausenden eher offizielles Kulturgut geworden. „Offizielle“ meint, das in der Praxis sowieso viele Leute nicht monogam leben, auch wenn sie es vorgeben. Von daher … mensch muss den Kindern halt erklären, was so die anderen Leute tun und warum und was wie anders ist und gut ist.
Zum Problem wird es erst, wenn jemand Kindern Wertungen aufdrücken will und eine Lebensweise zur „Normalität“ bzw. zur richtigen erhebt. Was in dieser Gesellschaft allerdings gern getan wird. Aber das trifft alle so genannten Radgruppen, egal wie groß diese Gruppen real sind.
Was Kindern in solchen Netzen eher lernen ist, ihre Gefühle nicht mit irgendwelchen anderen Dingen zu verknüpfen, mit denen sie primär nicht zusammen gehören. Also sowas hier, wenn ich mal das Ausgangsposting zitieren darf: „Es gibt nur, letzten Endes, kleine Mädchen, die versorgt werden wollen „ ist in polydings Beziehungen seltener, obwohl es das natürlich auch gibt. Weil solche Beziehungen eben weit weniger las die klassische ehe auf Versorgung und Rettung ausgerichtet sind. Erfahrungsgemäß scheitern sie auch schneller als monogame Beziehungen, wenn sie tatsächlich eher der Versorgung wegen eingegangen werden, obwohl, sich die Beteiligten etwas anderes vorspielen.
Beste Grüße. Markus / Tom Mór