Arbeitsjournal. Freitag, der 15. September 2006. Hall in Tirol. Sprachsalz.

8.42 Uhr:
[Parkhotel, Zimmerschreibtisch. Ligeti, Streichquartett Nr. 1.]
Welch ein Empfang! Lange lange saßen wir erst an der Bar auf der Terrasse, immer wieder umweht von einem Föhn, der so sehr von den Bergen fiel, daß Rainer Weiß drauf insistierte, wie seien am Meer. Und wir andern spielten das dann ausgelassen mit. Peter O. Chotjewitz kam dazu, deutlich in der Sprache alkoholisiert – er ist ein Typ geworden, ein präsenter, eigenwilliger Brötler von fast englischer Provenienz. „Was soll ich noch mit Büchern?“ sagte er. „Sie stauben alles voll, sie sind schwer, was ich brauche und lesen will, bekomme ich im Netz. Aber ich weiß noch nicht, wie man im Netz Geld verdienen kann, und ich weiß, wie man es mit Büchern kann. Und deshalb brauche ich sie. Aber du bist auf dem rechten Weg.“ Dann, grinsend: „Aber das sage ich morgen abend so natürlich nicht.“ Er wird sich ‚morgen abend’, also heute, mit Rainer Weiß öffentlich über die Zukunft des Buches unterhalten. Ganz sicher werde ich ihn aus dem Publikum heraus darauf ansprechen, insofern kann ich das hier schon schreiben. Insofern ist es keine Indiskretion. (Mein eigner Part zum Thema findet am Sonntag vormittag statt).
Die Stimmung hier ist insgesamt eine der freundschaftlichen Akzeptanz, jahrelange Vorbehalte rutschen einfach weg. So hab ich das bislang auf noch keinem Literatur-Festival erlebt. Es mag aber auch daran liegen, daß man so eng aufeinandergedrängt ist; alle sind ja in diesem einen Hotel untergebracht, und so gut wie alle Veranstaltungen finden hier statt, na gut, im Kurhaus noch, ein paar Schritte weg.
Dann nachts noch die Fünfte Staffel von Twentyfour zu Ende gesehen. Jetzt bin ich wieder frei. Wachte allerdings auch erst um halb acht auf und blieb bis halb neun liegen. Festivaltage sind ohnedies nicht für die Schreibtischarbeit gemacht. Dennoch skizzierte ich gerne das eine und/oder andere am PETTERSSON. Und für die NOTATE. Jetzt geh ich aber erst mal frühstücken. Guten Morgen, Leser.

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