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Paralyse-Erscheinungen! Der ganze Körper wie eingepackt in eine auf ihn zugeschnittene Gummizelle nach Maß. Alle Bewegungen langsamer noch als die grauen Wolken, die eh schon träge dahinziehen. Der Regen geradezu kribbelig, nervös und überhastig in seinem Fallen. Sollte ich sagen: lebendig? Also das Gegenteil von dem, was ich bin? Und das Gegenteil von spring-lebendig? Möglicherweise sitz-tot oder liege-tot. (10 Stunden hier gesessen heut’.)
Morgen werde ich wohl meinem Psychologen absagen müssen, der dieweil auf Rhodos seinen Urlaub verbracht hat. (Ich sag’s ja, alle sind unterwegs. Nur, wenn ich die Möglichkeit selber auch hätte, würde ich dennoch zaudern: Es ist halt so.) Bin rückständig, was Arbeit betrifft. In Aussicht steht auch noch ein halber Tag in R. in dieser Woche, wo auch meine Steuerberaterin residiert, die mich auch gerne sehen möchte! Also wird’s ein ganzer Tag. Ich muß versuchen, das auf das Ende der Woche zu verlegen, damit wenigstens wieder eine Eisenbahn-Datei abgeliefert werden kann, bevor ich die nächste in Angriff nehme. In Angriff! Mich greift das an, nicht umgekehrt!
„Ich weiß nicht, wann ich zurückkomme heute abend. Iß für dich, ich arrangiere mich dann schon.“
Und immer die Überlegung, daß ich für sie nur eine Rolle zu erfüllen habe, die von der Person abstrahiert. Dieser Verlust schmerzt vor allem. Und jeder Versuch, meine Person aus dieser Abstraktion herauszuzerren, führt zu einer Neudefinition der Rolle. Selbst dann, wenn sie selbst den Versuch unternimmt, mich in mehr als nur die Rolle einzubeziehen, gelingt es ihr nicht, diesen zeitweise zugezogenen Vorhang nicht doch wieder zu öffnen. Peu a peu wird wieder die Rolle souffliert. Und je größer das Zutrauen, desto heftiger das Fordern. Und daran scheitert’s dann wieder. Denn den Forderungen nachgeben, vor allem denen, die man nicht einsieht (weil Probleme anders eingestuft werden, beispielsweise), heißt, ein Stück von sich fortgeben. Wäre da wirkliche Liebe, man täte es. Aber es ist mittlerweile ein Kampf um ein unsicher definiertes Terrain auf beiden Seiten. Sei’s drum.