7.12 Uhr:
Abermals verschlafen. Ich hatte, das beruhigt mich, schon einmal so eine Phase, um den Jahreswechsel herum, bevor’s dann mit ARGO stromfallartig weiterging und sich die Arbeit dann tatsächlich abschloß (vom Teil V abgesehen, für den aber aus geradezu organischen Gründen die neue lyrische Arbeit, vor allem >>>> die mit strengem Versmaß unabdingbar ist). Die Situation ist verfahren. Denn man kann nicht eigentlich von einer Schreibhemmung sprechen, nicht einmal davon, daß die Inspirationskraft nachließe; sie ist nur momentan in einem speziellen Stück nicht da; ich könnte vieles andere weiterschreiben, sofort, die Elegien, selbst >>>> ARGO und >>>> DLZI und >>>> MW, aber ich nähme das als ungutes Ausweichen wahr. So, wie auch >>>> diese an sich wichtige Diskussion (und Die Dschungel ingesamt) etwas Ablenkendes hat, wenn ich mir die Situation, in der PETTERSSON steckt, so recht vor Augen halte.
Trinke Kaffee, rauche und nehme mir vor, es nach der Buchmesse einzustellen, mich dauernd mit Tabak zu dopen. Es wird Zeit; weniger meiner selbst wegen, als aufgrund einer Rücksichtnahme, die spätestens ab nächstem Wochenende dringend zu leisten sein wird.
7.43 Uhr:
Habe die Gedichte überschlagen, und mir wurde bewußt, daß ich sie immer noch nicht insgesamt ausgedruckt hab, viele gibt es weiterhin nur in digitalisierter Form. Bei Prosa drucke ich, wenn etwas fertig ist (bei längeren Arbeiten: wenn Zusammenhänge, auch als Rohling, fertig sind), nahezu immer sofort aus. Und mein Kopf sagte: Sollte es einmal darum gehen, einen ‚richtigen’ Gedichtband zusammenzustellen, einen längeren, umfassenderen als die kleine, fürs Frühjahr geplante Liebesgedichte-Ausgabe bei >>>> dielmann, dann hätte ich’s gerne, daß ebenso wie dort jemand Drittes hinzukommt, um die Stücke auszuwählen. Ich tät es, wie auch jetzt, nicht gerne selbst, weil ich das Gefühl hab, daß mir die Distanz fehlt, die einen beurteilen läßt. Ich hab da eine Scheuheit, die ich in der Prosa nicht kenne. Was mir wiederum den Gedanken nahelegt, daß sich meine lyrische Arbeit in der Pubertät befindet; und ich werbe ganz wie in der Pubertät, also in ihrer schüchternen, nicht in der halbstarken Phase. Dabei gleicht mein Verhältnis zu ‚Ratgebern’ dem eines sehr jungen Mannes, der sich eine ältere Geliebte erträumt, um in die Geheimnisse der erotischen Liebe eingewiesen zu werden. Das hat für einen bald 52jährigen Dominanten und nach vierzehn Büchern, sowie über zwanzig Hörkunst-Arbeiten und den vielen poetiktheoretischen Publikationen etwas höchst Komisches. Das ich übrigens genieße.