B.L.’s 3.10. – Mitesser

21:07
Heute morgen entdeckte ich eine kleine Hautschwellung auf dem linken Wangenknochen. Wahrscheinlich liegt’s daran, daß ich mich doch etwas vernachlässigt habe in den letzten Jahren. Und wohl auch daran, daß sie mir nicht mehr die „Pickel“ ausdrückt. Dies war mein erster Gedanke, ansonsten nur hypochondrische Spekulationen. „Pickel“ ausdrücken! Schon meine Mutter fand großen Gefallen daran, mich auf diese Weise zu foltern. Meine Frau ebenso, solange wir noch „ein Herz und eine Seele“ waren. Als hätte es ihr Lust bereitet, diesen Makel zu entfernen. Ein symbolisches „Non est macula in te“. Meine Situation ist dabei immer diejenige des leidenden Opfers gewesen. „Au, du tust mir weh!“ und plötzliches Wegdrehen des Gesichts, als wäre der Schmerz dadurch verschwunden, daß man ihm nicht mehr ins Auge sieht, in diesem Fall den beiden quetschenden Fingernägeln. Hinterher brennende Haut über den Wangenknochen. Diese „Mitesser“ von selbst auszudrücken, gelingt mir indes nicht. Erstens sehe ich sie nicht, weil ich weitsichtig bin, zweitens werden sie von der Brille verdeckt, falls ich sie sehen will. Gehupft wie gesprungen, es geht nicht. Also keine weißen Fettablagerungen mehr, die wie kleine Würmchen auf dem Fingernagel liegen und vor meine Augen gehalten werden, als hätte man sie absichtlich produziert. – Soweit zu einer normalerweise unausgesprochenen Form der Intimität. Daß sie nicht mehr stattfindet, ist auch symptomatisch.

[Je nun, der Alltag diktiert die Themen, und so mag dies denn eine verquere Note sein.]

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