4.42 Uhr:
Gut hochgekommen, früher, als der Wecker wollte, ich s c h r a k beinah auf. Und ziehe in einer halben Stunde los. Gestern nacht brachte ich mir nach einer Anleitung aus dem Netz noch bei, einen einfachen Turban aus meinen Tüchern zu binden. Und kann das bereits ohne Spiegel. Damit, wenn mir am Schädel kühl wird und ich eines oder zwei der Tücher drüberlege, nicht wieder jemand ‚altes Mütterchen’ zu mir sagen kann. – Einen lachenden Guten Morgen, Leser. Wenn ich erst einmal im Sprinter sitze, werd ich auch mit dem Offertorium weiterkommen. Und dann stürz ich mich in Termine.
7.33 Uhr:
[ICE Sprinter Berlin-Frankfurtmain.]
Welch lustiger Morgen. Mich hat voll der Bahnstreik erwischt, meinen Kommentar dazu finden Sie >>>> hier. Jedenfalls kam ich zum ersten Mal dazu, einen der Längstbahnsteige mehrfach ganz abzuschreiten, und dachte mir: wann tut man so etwas schon? und wann hat man derart schöne Blicke, etwa durch den sich verjüngenden Zwischenraum zweier höchst eleganter waagrechter Betonträger hinab ins nachschwarze Wasser der Spree? oder hinüber zum Kanzleramt und Parlamentsgebäude, die beide fantastisch schillerten, bevor sich der Tag dann erhellte? Und ergreifende Liebesszenen gab es derer, denen so unvermutet anderthalb Stunden für ihren Abschied geschenkt worden sind! Die Umarmungen wurden intensiver, zunehmend, wurden – ja, schrieb’s ja schon: ergreifend. (Selbstverständlich gab es auch der Grummler und Grantler nicht wenige und derer, die wütend vom Bahnsteig stieben).
Dann traf ich >>>> Thorsten Becker, der in Begleitung einer bezaubernden Ägypterin auf dem Bahnsteig stand; beide mit Fahrrad, beide, erzählen sie, wollen nach der Messe weiter ans Mittelmeer; deshalb nehmen sie den IC, nicht ICE, nach FFM; der ICE nimmt ja Fahrräder nicht mit. Die beiden luden mich auf Bagett und Kaffee ein, Schinken, Parmigiano, alles ausgebreitet auf den Sätteln der aneinandergelehnten Fahrräder, so primacolazionten wir. Plauderten, scherzten. Und unversehens war der Sprinter dann da, anderthalb Stunden verflogen im Nu… es wurde noch gewunken, „bis nachher auf der Messe!.. und schon sitz ich hier drin. (Und hab tatsächlich einen Computersteckplatz… allerdings keine Reservierung, die für den Sprinter an sich obligat ist. Ma’ gugge, was der Schaffner… verzeihung, ‚Zugbegleiter’ sagt.)