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Ich habe sie immer gehaßt, diese Klamotten, die andere zuvor getragen haben. Das Geld fehlte, ja gut, aber es war immer alles zu weit oder zu eng. Beides brachte mich in Verlegenheit. Besonders die engen Hosen, die mir überreicht wurden, als ich vierzehn Jahre alt war. Sie gehörten den Enkeln des Tischlerehepaars, mit denen wir zusammen im Dorfkern gleich hinter der Kirche gemeinsam ein Haus bewohnten, deren Kinder im Sommer oft aufkreuzten mit Autokennzeichen, die mit DO oder WI anfingen. Diese Enkel besuchten allesamt höhere Schulen, während ich noch die Dorfschule besuchte. Und danach die Volksschule in Wittingen (ich glaube, das nannte sich „Mittelpunktschule“, ich weiß es nicht mehr genau). Und dann in dieser „Mittelpunktschule“ mit diesen engen Hosen als Vierzehnjähriger. Die Pullover waren nie lang genug, um zu verbergen, was da in den Hosen mächtig schwellte. Die Hände in den Taschen waren immer eifrig am Zurechtrücken. Martinstag. Da war in Wittingen immer der Jahrmarkt. Aus Hamburg kam regelmäßig ein Lastwagen, von dem aus Aale oder Bananen angeboten wurden (Phallus, ick hör dir trapsen): „Die junge Frau da, und 5 Mark, und noch einen drauf, und mit 5 Mark sind sie dabei!“
Ja, ich hasse sie immer noch, diese Klamotten. Jetzt habe ich einen Mantel vom Onkel meiner Frau, eine Kurzmantel von meinem Schwiegervater, etliche Jacken auch von Neffen, Schwägern und anderen. Nein, das mag ich nicht mehr. Lediglich die Mäntel lasse ich mir gefallen. Ansonsten heute neue Schuhe, eine neue Hose und sonstiges gekauft. Die alten Winterschuhe landeten im Mülleimer.