21.16
Die Muse ist die Bewegung nach vorn, keine Bestandsaufnahme, die museal und nicht musisch ist. Die Muse ist Utopie. Das, was uns treibt. Uns ist mich. Da krönt, raschelnd im Wind, ein Lorbeerbaum das Ohr, das spricht. Sie ist der Klang ins Weite. Wer es erkennt, gibt sich ihr hin. Doch nicht unbedingt mit Begeisterung. Eher schon in einer Art Selbstaufgabe in ein anderes Aufgehen, das dem Selbst Rechnung trägt, es aber bettet in ein weiteres Selbst.
Pardon, aber —> Paul Reichenbach ließ mich darüber kurz reflektieren.
Wieder mal ein schöner sonniger Tag, ich jedoch abermals etwas hypochondrisch. Nachts um vier wieder diese Brustbeklemmungen, die mich schon um meine Reise fürchten ließen. Aber nein, das darf nicht sein. Ich muß diese Reise unternehmen. Also Selbstdisziplin heute! Rauchen arg eingeschränkt und rigoros außerhalb des Hauses und meines Zimmers. Einen tiefen und langen Nachmittagsschlaf gehalten, wie immer zwar mit dem zur Seite gelegten Buch, aber mit der Brille auf der Nase. Meiner Frau fehlt die Stimme: ich durfte also in ihrem Auftrag einige sie angehende Telefonate führen. Umgekehrt brachte sie meine neue Hose zum Kürzen. Ich kochte Mittag-, sie kochte Abendessen. Hübsche Wechselseitigkeit. Diese ihre gebrochene und sehr leise Stimme ist mir fast sympathisch, sie hat gar nichts von vornherein Forderndes oder implizit Vorwerfendes mehr, ist nur noch Stimme, die mir etwas sagen will. Und da frage ich dann auch gern nach: „Wie bitte?“ Ganz zum Unterschied zu ihrer sonstigen Stentorstimme. Fast komme ich mir gleichberechtigt vor.