Arbeitsjournal. Sonntag, der 19. November 2006. Bamberg. Berlin.

5.11 Uhr:
[Villa Concordia Bamberg.]
Ich hab mich entschlossen, mich um das Essay-Stipendium der Stiftung Niedersachsen zu bewerben; ob die Bewerbung akzeptiert werden wird, hängt allerdings davon ab, ob man meinen in „L. – Der Literaturbote“ in drei aufeinanderfolgenden Ausgaben erschienenen Lang-Essay „Poetologische Thesen“ als erste Publikation eines Essays ansieht. Die Auslobung verlangt u. a. folgende Vorlage: „(…) das erste Buch (oder einzelne veröffentlichte Arbeiten von vergleichbarem Umfang) in einem Exemplar, das nach dem Auswahlverfahren der Bibliothek der Bundesakademie zur Verfügung gestellt wird.“ Das Stipendium wiederum sagt dieses:Die Autorenförderung besteht zum einen aus einem Stipendienbeitrag für die Monate April bis einschließlich Oktober des jeweiligen Jahres in Höhe von 9.000 Euro, der in drei Teilbeträgen zu jeweils 3.000 Euro (zum 1. April, 15. Juni und 1. September) ausgezahlt wird.Also werd ich gleich mal eine nachfragende Email schreiben. Danach geht’s an THETIS. Ah nein, vorher noch einen Dschungeltext >>>> zu Paglia schreiben, einen von mehreren, die über die nächsten Tage folgen werden. Es ist ganz erstaunlich, wie heimisch ich mich in Paglias mythisch-symbolischem Denken fühle, also ihren mythisch-symbolischen Grundannahmen. Von hier aus (hübscher Doppelsinn) sind Gegenpositionen, gelebte, zu formulieren. Übrigens schlägt all das eine gute Brücke >>>> zu den Beiträgen und zur Diskussion über Schönheit. (Auf diese geht Paglia ebenfalls ein; ihre Essays tragen ja insgesamt Grundzüge einer Ästhetik, und zwar einer der Geschlechter; bisweilen rutscht ihr polemisch ein Enthymem heraus: „Und der apollinische Strang der westlichen Rationalität hat die aggressive Frau der moderne hervorgebracht, die wie ein Mann denkt und abscheuliche Bücher schreibt“ (40). Das ist s o natürlich nicht richtig, und Paglia selbst, in einigen ihrer Literaturinterpretationen zeigt dann auch etwas ganz anderes; aber die Forciertheit der Formulierung klärt.)
Also kurz ein Fragment zu Paglia schreiben, dann an die THETIS-Lektüre.

23.24 Uhr:
[Berlin, Schönhauser. Küchentisch.]
Müde. >>>> Solche Diskussionen machen sehr müde; nicht speziell das hier Verlinkte, sondern der gesamte Konnex. Aber ihnen auszuweichen, empfände ich als Feigheit – und als ein Ausweichen empfände ich schon, wenn ich sie gar nicht erst vom Zaum bräche, obwohl sie in mir toben – also wenn ich sie verschwiege. Sie spielen eine enorme Rolle für meine Arbeit und gehören also in sie hinein und deshalb auch veröffentlicht, bzw. öffentlich geführt. Hielte ich es anders, müßte ich aus Gründen der Integrität auf dieses Arbeitsjournal und auf jede andere Form veröffentlichter persönlicher Verlautbarung verzichten.

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