Ich wollte heute montgelas treffen, um ihn zur Fahrt nach B. am kommenden Sonntag zu motivieren, leider ging das schief. Erstens hatte ich vergessen, dass unser Sohn aus Leon zurück kommt, musste also zum Flughafen für Billigflieger, das ist relativ weit von mir, und ihn dort abholen. Und zweitens kriegte montgelas Ostbesuch, irgendeine seiner vielen angeheirateten Nichten habe ihn, ohne Ankündigung, überfallen. Er wolle mit ihr in die Schirn gehen, damit der Tag, so sagte er, nicht ganz verloren ist. Einer gemeinsamen Fahrt nach B., um Bruno zu treffen, schien er nicht ganz abgeneigt, wenn ich sein Lachen am Telefon richtig deute. Er will zurück rufen und Bescheid geben. Hier zu Haus habe ich mir das kommende Wochenende erkämpfen müssen. Sie kann sich nicht vorstellen, dass ich wegen eines Mannes den nächsten Sonntag in einer fremden Stadt verbringen will. Hätte ich bei dieser Auseinandersetzung mehr Seele gehabt, wäre ich um einiges an Freiheit ärmer geworden und würde Bruno nicht kennen lernen können. Eben rief montgelas an, er fährt mit und freut sich, weil er bei dieser Gelegenheit das Kulturforum besuchen kann, um sich die Ausstellung Napoleons neue Kleider – Pariser und Londoner Karikaturen im klassischen Weimar anzusehen, die ihm schon lange in die Augen steche. Ich dachte: Jeder hat seinen Spleen, meine Frau begrüßt er immer mit den Worten: Da ist sie ja, die Kaiserin Josephine! Als ich ihr sagte, dass montgelas mit nach B. fährt, huschte ein Lächeln über ihr Gesicht. Ich weiß nicht warum, obwohl er manchmal ziemlich arrogant wirkt, kann sie ihn gut leiden, vertraut ihm, so scheint es, mehr als mir. Die können gut miteinander, die Beiden. Der hat Rückgrat sagte sie vor einer Stunde. Und lächelte wieder versonnen.