„Im Scheiden bleibt das Gewesene Jetzt anders bei uns,
vor allem wenn es nicht zu Ende gelebt wurde, also spukt“. (Ernst Bloch)
In den letzten 24 Stunden ist, außer Vollmond in der Nacht und langweiligem Bürokram am Tag, nichts passiert, was ins Tagebuch hätte geschrieben werden können. „Das Jahr fängt neu an“ schrieb SIE in einer Mail. Bis heute habe ich davon nichts bemerkt. Neu ist, und auch das nur scheinbar, dass ich seit gestern wieder rauche und dabei nicht einmal ein schlechtes Gewissen habe. Rio Reiser ist daran schuld. Denn gestern wurde im HR3 ein >>>alter Tatort wiederholt in dem er die Hauptrolle spielte. Das Herz ist mir fast zersprungen, als Rio „Der Traum ist aus“ sang. „Ich hab geträumt, der Winter wär vorbei, /du warst hier und wir war’n frei/ und die Morgensonne schien….“ hörte ich zum ersten Mal vor 30 Jahren als ich einen Freund besuchte. Er war evangelischer Pfarrer in der kleinen Stadt in der ich damals wohnte. In seiner Wohnung saßen eine Menge junge Leute, alle aus dem Westen. Sie hatten die Schallplatte mitgebracht. Ich stand noch in der Tür, Rio Reiser sang „Es gab keine Angst und nichts zu verlier´n,/ Es war Friede bei den Menschen und unter den Tier´n./Das war das Paradies…“,als ich SIE sah und unsre sich Blicke trafen. SIE rauchte Pfeife und schien mir ungeheuer schön. Es war unglaublich und ich konnte es nicht fassen,. denn 4 Wochen zuvor hatte ich die geheiratet, mit der ich heute noch zusammenlebe.