21.26
In Rom bin ich irgend etwas anderes, als hier auf dem Land, wo ich keinem begegne, wenn ich es nicht will, außer meiner Frau, dem Hund und den zwei Katzen. Ich werde zum Mosaiksteinchen. Wie in den „Gemälden“ im Petersdom, die alle mit ein oder zwei Ausnahmen Mosaiknachbildungen von richtigen Gemälden sind. Nein, besser würde man heute von einem Pixel reden müssen. Denn es geht nicht um etwas Statisches. Es löffelt, es ißt, es trinkt, es telefoniert (das ganz besonders), es hebt kurz den Blick zu dir, es schaut dich nicht an, es steht im Weg, es rennt, es steht vorm Schaufenster, es schäkert mit der Verkäuferin, es reduziert sich auf zwei lange-lange Beine in einem kurzen-kurzen Rock, es setzt sich neben dich im Bus, im Zug, es bettelt um Kleingeld, es geht und steht, und es ist völlig gleichgültig, ob ich dort bin oder nicht. Es läuft um dich herum und würde zu einem Spiegelrutenlaufen, wäre nicht der sich veräußernde Blick, der sich dein du wieder hereinholte im ständigen Verschieben der Bilder. Es wundert sich. Aber plötzlich findet man nicht einmal mehr die Mutter und die Tochter im Zug ärgerlich, die zuerst eine Pizza und dann ein halbes Hähnchen verspeisen. Und eingenickt bin ich auch nicht im Zug. Er war einfach zu voll besetzt. Kein Ausstrecken der Beine. Vielleicht lag’s ja auch an ihrem Gesicht gegenüber, das nicht schön, aber reizend war, weil es sich selber zum Ausdruck brachte. Und das Geld ist immer noch im Portemonnaie. Morgen bring ich’s zur Bank in Terni.