Paul Reichenbachs Mittwoch, der 24. Januar 2007. Schlüsselfragen.

Gestern brachte montgelas „Meere“ zurück. Den Roman hatte ich ihm vor einer Woche ausgeliehen. Leider hat er das seltene Exemplar mit seinen Anmerkungen verziert, und wenn ich etwas gar nicht leiden kann, dann Bücher, die von Lesern vollgekritzelt werden. Das ist nun schon, nach Thomas Manns „ Faustus“, der zweite Roman, den er mit seinen Randglossen per Bleistift versah. Neugierig und wütend zugleich blätterte ich durch das Buch. Und fand u.a. an einem Seitenrand mit dünnem Bleistift folgendes: Julian v. Kalkreuth konnte seinem fatalen „Muster“ nur entfliehen, weil er sich als Fichte neu entwarf. Den Anfang vom Ende der leidenschaftlichen Beziehung leiten zwei harmlose Feststellungen Irenes ein. Ihre Hinwendung zu Julian v. Kalkreuth, Fichtes Ursprung, bringt ihn ins Wanken. Stellt Fichte in Frage und damit seine Existenz als Künstler. Die Wiederkehr des Namens Julian in seinem Sohn erschreckt ihn. Der Erzähler wehrt das zwar ab, aber was weiß schon ein Erzähler von seinen Figuren. In zwei Gesprächen wird die Flucht aus dem „Muster“ ad absurdum geführt. Dick unterstrichen hatte er zwei Textstellen mit entsprechenden Verweisungen auf die Seitenzahl. Mit Kugelschreiber!! Konnte er nicht beim Bleistift bleiben.?
Irene hat ihn immer nur Fichte genannt. Nicht ungern. Aber einmal flüsterte sie, sie finde den Namen Julian sehr schön. Und ergänzte: „Er paßt zu dir.“
„Julian Kalkreuth“, erwiderte Fichte und war, wie immer, unbedingt, „ist gestorben.“
„Aber du lebst.“
„Fichte lebt, ja.“…

„Ich möchte ihn Julian nennen.“
„Wen?“
„Unser Kind.“
Seltsam, daß Fichte nicht erschrak. Daß er nicht abwehrte, jedenfalls nicht gewaltsam.
Daß er sich nicht verkrampfte…

Muss ich, fragte ich mich nach dem Lesen, muss ich, um meinen >>>„Mustern“ zu entkommen, mich neu entwerfen, oder bleibe ich der, der ich bin, da Flucht ausweglos scheint ?

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