Heute bedeckte der erste nennenswerte Schnee mein kleines Auto.
Die Karnevalisten, sollte das Wetter anhalten, werden stöhnen.
Pappnasen weichen besonders gut im nasskalten Schneeregen.
Da hilft kein noch so heißer Äppelwoi.
Der Schnupfen kommt bestimmt.
Spätestens am Aschermittwoch.
Für mich, was die Jagd nach dem Auto für unseren Sohn betrifft, war gestern Rosenmontag. Statt Bonbons sammelten wir Prospekte, und sahen uns euphorisch vor Ort, am Fuße der Spessartberge, ausgewickelte Limousinen an. Die Entscheidung, welcher Typ, wurde nach dem Kriterium, was ist sofort lieferbar gefällt. Und als der Händler dann noch, während der Verkaufsverhandlungen, kostenfrei Radio incl. Cd-Player und Winterreifen zugestand, hatte die närrische Euphorie über alle Vernunft gesiegt. Das Fahrzeug, das wir ursprünglich, wegen des Preises von 8.999, im Auge hatten, kann erst in 12 Wochen geliefert werden. Das dauerte uns zu lang, also nahmen wir das zweite Angebot an. Der Wagen kostet jetzt 10999 Euro, in der Autokasse lagen 5000 und in der Urlaubskasse 4000, fehlen also noch 2000. Woher nehmen, wenn nicht stehlen. Gegessen und getrunken muss auch werden. Und da komme ich zum Aschermittwoch. Katerstimmung ist angesagt, wenn ich mein Konto anschaue. Am Samstag, wenn die Zulassungsstelle keine Probleme macht, der Skoda ist ein Re-Import aus Italien, kann unser Sohn ihn abholen. Wie allerdings das Minus auf meinem Konto dann ausgeglichen wird, bereitet mir Kopf zerbrechen. Es ist ernsthaft zu überlegen, ob nicht doch die Telekomaktien dran glauben müssen. Der Wertverlust seit ihrem Kauf, kurz bevor die Blase platzte, ist eh nicht wett zumachen. Narren sind wir gewesen damals, im Jahr 2000. Ich kann damit leben, aber ärgerlich bleibt es doch. Tröstlich bei dieser ganzen zeitraubenden Sache: Der Autohersteller ist Sponsor mancher Kunstausstellungen in der Schirn. Wir sind dort Dauerbesucher. Und werden auf diese Weise, da es schon das zweite Auto dieses Typs ist, was wir kauften, zu unbekannten, unauffälligen Förderern der Kunst. Stille Mäzene. Ironie hilft Leben, merke ich gerade. Keinen Trost kann ich allerdings darin finden, als ewiger Vater, Sponsor eines erwachsenen Sohnes zu sein. Mein Gott – in dem Alter heiratete ich und arbeitete in 3 Schichten. Nicht vorhersehbar war damals, dass ich einmal einen Rosenmontagszug erleben und unser 5 –jähriger Bonbons von der Straße sammeln würde. Begeistert. Lieber hätte er sie aufgefangen, bewundernd schaute er nach den Größeren, die mit Lust und Geschick Süßes aus der Luft angelten. Andere „Bonbons“ lagen, damit lande ich mitten in der Geschichte, es war kein Karneval, im Juni 1953 auf der Strasse. Nicht in Mainz oder Köln, sondern in Berlin-Ost und Halle konnte man sie im Rinnstein finden. Später nadelte man sie wieder ans Revers. Ein Auto von der Stange kaufen? Wer das vor Jahrzehnten in Dresden prophezeit hätte, wäre nicht mehr justiziabel gewesen. Verrückt.
Alles ist ver – rückt. Und kein Ruck in Sicht. „Jeder nach seinen Bedürfnissen“ – die Utopie bleibt.Trotz allem, trotz bitteren Lachens.